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0088 - Der Fall Kolumbus

Titel: 0088 - Der Fall Kolumbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vorschriften zu handeln.
    Lister hatte im Speisesaal der 1. Klasse mit den Passagieren gegessen, einige seiner altväterlichen, galanten Bemerkungen gemacht und einem jungen Mann gestattet, die Triebwerksräume zu besichtigen.
    Eine Viertelstunde später waren die Sprungberechnungen beendet gewesen, und die STAR OF TERR hatte zur Transition angesetzt. Lister überwand die 27 Lichtjahre bis zur unfernen Erde grundsätzlich mit nur einem Hypersprung. Er hielt es für sinnlos, die Fahrgäste zweimal einer gleichartigen Belastung auszusetzen.
    Insoweit wäre alles in bester Ordnung gewesen, wenn Carl Lister nicht genau zu dem Zeitpunkt in die übergeordnete Dimension eingetaucht wäre, als die Großfunkstation von Terrania die für ihn bestimmte Warnmeldung in den kosmischen Raum schickte.
    So kam es, daß Kapitän Lister die entscheidenden Befehle nicht hörte. Als sein Schiff 7 Lichtstunden vor der Plutobahn rematerialisierte, hatte Terrania die Warnsendungen bereits eingestellt. So flog die STAR OF TERRA mit achtzig Prozent einfacher LG auf die Grenzen des Solaren Systems zu.
    Pluto stand jenseits der Sonne. Getreu nach Sicherheitsvorschriften drosselte Lister die Fahrt noch weiter. Mit nur siebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit schwenkte der Fahrgast- und Frachtraumer auf Zielkurs ein. Kurz darauf wurde das Unglück des alten Kapitäns vollständig. Ausgerechnet als die ersten Druuf-Raumschiffe aus dem Entladungstrichter hervorkamen, entschloß sich Lister, seine baldige Ankunft über Hyperfunk mitzuteilen. Er setzte einen langen, wenig gebündelten Text ab, in dem er nebenbei berichtete, der ferronische Herrscher läge auf dem Sterbebett. Lister hielt diese Neuigkeit für wichtig genug, um sie lang und breit auszuwalzen.
    Er sendete im Klartext mit gestochen scharfen Impulsen auf der vorgeschriebenen Hyper-Handelsfrequenz.
    Auch das wäre noch vertretbar gewesen, wenn die STAR OF TERRA nicht entgegengesetzt zu dem Entladungstrichter aus dem Hyperraum gekommen wäre. So geschah es, daß der breite Richtstrahl die Erde zwar gut erreichte, von dort aus aber in gerader Linie das Capellasystem schnitt.
    Nachdem er bereits zwanzig Sekunden lang gefunkt hatte, krachte es in dem Hyperfunkempfänger des Fahrgastschiffes. Das verzerrte Gesicht eines Majors wurde auf dem Bildschirm sichtbar.
    „Sind Sie wahnsinnig geworden!" dröhnte es in höchster Lautstärke aus den Lautsprechern. „Sofort aufhören mit Ihrer Funkerei. Abschalten, Sie Narr! Der Fall Kolumbus ist eingetreten. Ich lasse Sie vor ein Kriegsgericht stellen. Lassen Sie keinen Ton mehr hören. Sie strahlen ja zur Capella hinüber!"
    Damit wurde die Verbindung schon wieder unterbrochen.
    Kapitän Lister war blaß geworden. Seiner Gewohnheit entsprechend, hatte er im Nachrichtenraum gestanden, um das Absetzen seiner Meldung persönlich zu überwachen. Lister umklammerte die Hand des Funkers. Der Mann sah ihn entsetzt an. Natürlich wußte man, was der Fall Kolumbus zu bedeuten hatte.
    „Um Gottes willen", ächzte der Diensthabende. „Sir, Terrania muß vorher einen Warnruf losgelassen haben."
    „Da waren wir im Hyperraum", sagte Lister tonlos. Er hatte verstanden, was er angerichtet hatte. Er wußte nun auch, daß die Gefahr aus dem Capellasystem kam.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte er sich um. Langsam, mit schlafwandlerischer Sicherheit, stapfte er auf den Ausgang zu. Dahinter lag die Kommandozentrale.
    Die Neuigkeiten hatten sich schon herumgesprochen. Betroffen sahen die Männer ihrem Kapitän nach, der blaß und starren Blickes den großen Raum durchquerte.
    Lister glaubte, jede Empfindung verloren zu haben. In ihm bohrte und nagte nur der Gedanke an seinen unfreiwilligen Verrat und an das gnadenlose Schicksal, das ihn immer wieder zum Versager werden ließ.
    Er hätte schreien mögen, aber er brachte keinen Ton über die Lippen. Sein schwerer Körper wirkte wie der eines verletzten Tieres, das mit letzter Kraft auf die rettende Höhle zustrebt. Es sollte ihm nichts erspart bleiben; keine Seelenqual und keine geistige Peinigung.
    Draußen, vor der Zentrale, standen einige Passagiere. Der II. Offizier der STAR OF TERRA, beauftragt mit der üblichen Führung durch das Schiff, erklärte gerade mit möglichst unverständlichen Begriffen die Vorzüge einer Querschottunterteilung.
    Lister fühlte sich am Arm ergriffen. Mrs. Nattan, Gattin des auf Ferrol weilenden Minendirektors der General Cosmic Company, verlieh ihrer Begeisterung lautstarken

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