0088 - Der Fall Kolumbus
arkonidischen Erfahrungen konstruiert worden waren.
Das Geschwader verschwand mit einer kurzen und nur sehr flachen Strukturschockwelle und nahm im übergeordneten Raum Fahrt auf. Es erfolgte weder eine echte Entmaterialisierung wie bei irdischen Schiffen, noch kam es zu schmerzhaften Auflösungsvorgängen und dem totalen Verlust des Bewußtseins.
Sie flogen mit vieltausendfacher Lichtgeschwindigkeit auf jenen Punkt zu, von dem aus man eine Hyperfunksendung erhalten hatte. Die Peilung war genau, das stand fest! Worüber man sich nicht sicher war, das war die Frage, ob die rhythmischen Zeichen nun von den gesuchten Terranern stammten, oder von einem zufällig vorbeifliegenden Handelsraumschiff einer unbekannten Zivilisation. In diesem Falle wäre die Güte der eigenen Peiltechnik zwar glänzend bewiesen gewesen, aber einen praktischen Erfolg hätte sie nicht gebracht.
Also sah man erst einmal nach, was nahe diesem unbedeutenden Sternchen vorging. Nach der Druufschen Auffassung, die getreu ihrer Mentalität mit großen und größten Maßstäben rechnete, erschien es fast ausgeschlossen, daß eine bedeutende Kultur wie die der Terraner unter dem Licht einer so schwachen Sonne herangewachsen sein könnte. Das Flaggschiff der Druuf-Flotte flog die mächtige Capella an, aber auf deren Planeten konnte kein intelligentes Leben gefunden werden.
So wurde der Befehl zum Sammeln gegeben. Zweitausend Einheiten, die genau nach Plan stündlich um fünfhundert Schiffe verstärkt wurden, fanden sich an den äußeren Grenzen des Capellasystems ein. Der kommandierende Druuf befaßte sich währenddessen mit dem Gedanken, die umliegenden Sterne in einem Halbmesser von wenigstens fünfzig Lichtjahren sorgfältig absuchen zu lassen. Um einen höheren Wert konnten sich die fähigen Mathematiker nicht verrechnet haben.
Schließlich entschied sich der Oberbefehlshaber, das Untersuchungsergebnis abzuwarten. Man hatte Zeit, sehr viel Zeit! Außerdem konnte man während der Warteperiode genaue Sternkarten anfertigen und dabei versuchen, die große Blockadefront von diesem fremden Bezugssystem aus zu entdecken.
Sie hatten genau gerechnet und geplant, die Wesen aus der zweiten Zeitebene. Nur hatten sie nicht mit dem Widerstandswillen der Terraner gerechnet. Der Druufbefehlshaber ahnte auch nicht, daß seine Schiffe längst geortet worden waren. Wenn er es aber gewußt hätte, wäre es ihm relativ gleichgültig gewesen. Entscheidend war letzten Endes doch das Aufgebot an kampfkräftigen Raumschiffen. Eine frühzeitige Entdeckung konnte bestenfalls die eigene Situation erschweren. Erschweren bedeutete aber nicht unhaltbar machen.
Man wappnete sich mit Geduld. Aus dem künstlich errichteten Entladungstrichter quoll ein Geschwader nach dem anderen hervor. Man ging keine Risiken ein. Schließlich stieß man in ein fremdes Universum vor, dessen Eigenzeit doppelt so schnell ablief wie die der zweiten Ebene. Demnach war sich der Kommandierende darüber klar, daß er mit seinen Schiffen immer um die Hälfte langsamer sein würde als der zu erwartende Gegner. Wenn man eine Gefahr jedoch kennt, kann man sich darauf einrichten. Die Druuf beabsichtigten, die Tatsache ihrer schlechten Manövrierfähigkeit durch ein Großaufgebot von schweren Schiffen und stärksten Waffen wettzumachen.
Diese Taktik hatte sich an der Blockadefront bestens bewährt. Zum Gelingen des Gesamtplanes kam es nur darauf an, die wohlbekannte arkonidische Flotte durch sehr starke Kräfte zu binden, Terra zu besiegen und eine zweite Front im Rücken der Arkoniden zu bilden. Gelang dies, würde sich die Strategie der Druuf über Nacht ändern. Der Oberkommandierende sah nicht ein, warum es nicht gelingen sollte.
5.
Leutnant Aluf Tehete, Kapitän der 586. Jägerstaffel im Raumjagdverband RJV-64, gehörte zu den ersten terranischen Offizieren, die mit ihren lichtschnellen Einmannjägern in rasender Fahrt die dichte Aufklärungsphalanx der Druuf-Schiffe angriffen.
Tehetes Jäger war - genau betrachtet - nicht mehr als ein 15 Meter langes und 1,5 Meter durchmessendes Geschoß, dessen Innenraum zu 90 Prozent von dem Hochleistungs-Kompakttriebwerk eingenommen wurde.
Dazu gehörte noch eine starr eingebaute, schwere Impulskanone. Wenn ein solches Monstrum von Geschütz feuerte, war den Jägerpiloten zumute, als müßten sich die schwachen Außenzellen ihrer Maschinen in Staub auflösen.
Die Abwehrschirme waren kläglich, aber noch bescheidener war der Platz, den die
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