0088 - Der Friedhof des Schreckens
ging nicht mehr so stoßweise.
Plötzlich öffnete er die Augen.
Er sah Jane und erschrak.
Ein heiserer Schrei entrang sich seine Kehle, als er sich blitzschnell aufsetzte. Dann erst erkannte er, wer an seinem Bett saß, und ein beruhigter Seufzer kam über seine Lippen.
»Tante Jane«, sagte er piepsend.
Er versuchte, seine kleinen Arme um Jane zu schlingen, doch sie waren zu kurz. Die Detektivin drückte ihn an sich.
»Ist alles in Ordnung, Johnny?«
»Ich habe schlimme Dinge geträumt, Tante Jane. Böse Männer wollten mich holen.«
»Das können sie nicht, denn ich bin bei dir. Ich würde es niemals zulassen, daß dich jemand von hier fortholt, Johnny.«
»Ist Onkel John auch im Haus?«
»Er war da, mußte kurz weg, aber ich bin sicher, daß er bald wieder zurückkommen wird.«
»Werde ich in dann sehen?«
»Vielleicht. Wenn du noch wach bist, kommt er bestimmt zu dir herauf. Aber du solltest lieber schlafen. Es ist schon sehr spät für kleine Jungen. Wenn du so groß und stark werden willst wie Onkel John, dann mußt du vor allem sehr viel schlafen.«
»Und viel essen.«
»Das natürlich auch.«
»Hat Onkel John als kleiner Junge auch viel gegessen und lange geschlafen?«
»Aber natürlich.« Jane schenkte dem Kleinen ein warmes Lächeln. »Leg dich jetzt wieder hin, Johnny. Schließ die Augen und versuche, weiterzuschlafen.«
»Ich fürchte mich, Tante Jane.«
»Du brauchst keine Angst zu haben, mein Junge. Ich bin bei dir.«
»Ich möchte nicht mehr von den bösen Männern träumen.«
»Das wirst du nicht. Denk an dein Spielzeug!« Johnny gähnte. Folgsam legte er sich wieder hin und schloß die Augen.
»Bleibst du bei mir, Tante Jane?«
»Möchtest du das?«
»Ja.«
»Okay, dann bleibe ich«, sagte die Detektivin. Sie streichelte den Jungen zärtlich, und sie fühlte sich dabei so, als wäre Johnny ihr eigener Sohn. Fünf Minuten vergingen. Johnny schlief wieder tief.
Jane Collins blieb noch weitere fünf Minuten bei ihm. Dann erhob sie sich, stellte die Nachttischlampe an ihren Platz und stahl sich aus dem Zimmer.
Behutsam schloß sie die Tür. Johnnys Schlaf sollte durch nichts gestört werden.
Vorsichtig stieg Jane Collins die Stufen hinunter. Auf dem Weg zum Living-room rieb sie sich fröstelnd die Oberarme. Es war empfindlich kühl im Haus. Jane wunderte das, denn bis vor wenigen Minuten hatte die Zentralheizung noch für eine angenehme Temperatur von zwanzig Grad Celsius gesorgt.
Die Detektivin betrat den Living-room. Im selben Augenblick traf sie der Schock mit der Wucht eines Keulenschlags. Die Terrassentür stand weit offen! Und jene, die die Flügeltür geöffnet hatten, standen mitten im Raum. Männer mit leichenblassen Gesichtern und gebrochenen Augen. Untote!
Jane Collins erstarrte. Die Fremden kamen mit ausdruckslosen Gesichtern näher. Die Detektivin hatte das Gefühl, ihr Mund würde austrocknen. Sie verstand sich auf Judo und Karate, und sie war entschlossen, diese unheimlichen Kerle nicht weiter in das Haus eindringen zu lassen.
Ihr Blick richtete sich kurz darauf auf die Handtasche, die auf dem Sofa lag. Darin befand sich ihre kleine Astra-Pistole. Aber zwischen Jane und ihrer Handtasche standen die beiden Untoten.
Die Detektivin war gezwungen, auf ihre Waffe zu verzichten. »Stop!« sagte sie schneidend. »Keinen Schritt weiter!«
Die Untoten reagierten nicht. Sie setzten ihren Weg fort. Zwei Schritte waren die Unheimlichen von der Detektivin noch entfernt. Im nächsten Moment ging alles sehr schnell!
Die Kerle sprangen vorwärts. Jane schlug mit der Handkante zu. Sie traf einen der beiden Gegner. Der Mann knurrte wütend. Seine Hände, die Jane packen wollten, glitten an ihrem schlanken Körper ab. Der zweite Untote versuchte es besser zu machen. Seine Faust landete an Janes Rippenbogen. Die Wucht des Schlages warf die Detektivin gegen die Wand. Sofort wollten die untoten Angreifer das blonde Mädchen niederringen.
Doch Jane Collins gelang es, die Bleichen zu täuschen. Sie schaffte es sogar, den einen mit einem rasant angesetzten Wurf zu Boden zu schleudern.
Ihr Fuß zuckte hinter ihm her. Sie traf präzise. Der Untote wälzte sich auf dem Teppich herum und versuchte, rasch wieder auf die Beine zu kommen. Aber Jane ließ es nicht zu.
Erneut trat ihr Fuß in Aktion. Der Karatetritt warf den Blassen zur Seite. Aber so einfach war der Kerl nicht auszuschalten. Ein harter Schlag vermochte ihn zwar umzuwerfen, aber er blieb deswegen noch lange nicht
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