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0088 - Der Guru aus dem Totenreich

0088 - Der Guru aus dem Totenreich

Titel: 0088 - Der Guru aus dem Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Bruchbude etwas modernisieren lassen. Den Strom beziehe ich aus einem eigenen Kraftwerk. Eigentlich sollte es Ihnen an nichts fehlen.«
    »Das wird es bestimmt nicht«, antwortete Zamorra leise. Er schätzte, daß im Hauptgebäude allein mindestens hundert Räume waren. Er sah in der hereinbrechenden Dunkelheit noch einige kleinere Tempel, eine gepflegte Parkanlage, die von einem Heer von Gärtnern instand gehalten werden mußte.
    Eine leuchtende Krone sanften roten Lichts lag über den östlichen Bergen. Der Vollmond würde aufgehen, ehe das Tageslicht ganz aus dem Tal verschwunden war.
    Vor dem pompösen Portal ließ der Inder den goldglänzenden Caddy ausrollen. Diener kamen die Marmortreppe heruntergerannt und öffneten die Wagenschläge, griffen nach den Gepäckstücken von Professor Zamorra und Nicole Duval.
    »Sicher wollen Sie sich noch erfrischen, bevor wir zu Abend speisen«, sagte Modjir Brahmul. »Man wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen.«
    Das Innere des Palastes übertraf sogar noch Professor Zamorras Erwartungen. Sicher — er war an Luxus gewohnt. Aber selbst ein amerikanischer Milliardär wäre sich in dieser Umgebung als armer Schlucker vorgekommen. Es lag nicht, nur an der Prachtentfaltung an sich. Nur war diese Pracht noch ungeheuer exotisch, ja erotisch fast. Zamorra fühlte sich in ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht versetzt, und Nicole erging es nicht anders. Als sie durch die Halle schritten, war es, als wäre die gesamte übrige Welt draußengeblieben, als hätten sie den Schritt in ein Zauberreich gemacht. Musik, nie gehörte Harmonien, schwangen in ihnen, brachten Saiten in ihren Seelen zum Erklingen, die sie vorher nicht gekannt hatten. Die neuen Eindrücke fielen über sie wie Traumgespinste.
    Nicole hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu dürfen, wenn sie diesen Traum nicht zerstören wollte.
    »Es gefällt Ihnen?« fragte ihr Gastgeber, und seine Stimme zerriß das zarte Gewebe ihrer Phantasie, die sie für Augenblicke in ferne Zeiten und Räume get? agen hatte, und holte sie in die Wirklichkeit zurück. In eine prosaische Wirklichkeit, in der ein gutaussehender Maharadscha-Sproß sie auf der Straße aufgelesen und zu sich eingeladen hatte.
    »Ich bin beeindruckt«, antwortete Professor Zamorra, der sich schneller gefangen hatte.
    »Sie können sich später in Ruhe alles ansehen«, versprach Modjir Brahmul. »Ich erwarte Sie zum Dinner auf der Terrasse. Diener werden vor Ihren Türen stehen und Sie führen.«
    Zamorra dachte an Wachtposten.
    Doch dann ließ er sich willig führen. Er atmete auf, als er sah, daß sein und Nicoles Zimmer nebeneinanderlagen. Es hätte zu Peinlichkeiten führen können, wenn er diese Anordnung ihrer Unterbringung verlangen hätte müssen. Und er hätte sie verlangt. Der Maharadscha-Sproß war ihm nicht ganz geheuer.
    Und dann dieser Drachenkopf, der als Schnalle seinen Gürtel zusammenhielt!
    Professor Zamorra glaubte schon lange nicht mehr an Zufälle.
    Aber im Augenblick war der Wunsch nach einem Bad stärker als sein Hang zum Grübeln. Trotz Air-Condition in einem goldfarbenen Cadillac hatte die Fahrt ihn mitgenommen.
    Als er in der Marmorwanne saß und sich mit einer durch und durch amerikanischen Nylonbürste den Rücken schrubbte, hörte er im angrenzenden Schlafraum ein Geräusch. Sofort hielt er inne und lauschte angestrengt hinaus. Automatisch griff er nach dem silbernen Amulett, das er auf den breiten Rand der Marmorwanne gelegt hatte, und stieg aus dem Wasser. Schnell schlang er sich ein Handtuch um die Hüften.
    Es gab keine Tür. Nur einen dichten Perlenvorhang. Vorsichtig ließ Professor Zamorra ihn ein Stück aufklaffen. Hinter ihm lief weiterhin Wasser ins Bad.
    Ein graziles Mädchen in Pluderhosen, Schnabelpantoffeln und einer Art Bolero um die Schultern machte sich an seiner Reisetasche zu schaffen. Sie schien etwas zu suchen. Tief griffen ihre Finger unter seine Saphen. Enttäuschung malte sich auf ihrem hübschen Gesicht. Und ein Hauch von Erregung. Vielleicht von Angst?
    Sie konnte dort nichts finden, was nicht ersetzbar gewesen wäre. Professor Zamorras Heft mit Travellerschecks lag offen auf dem Bett. Doch die interessierten das Mädchen nicht.
    Sie ordnete den Inhalt der Tasche wieder und ging dann zu einer Mauernische, die Zamorra von seinem Platz aus nicht einsehen konnte. Als sie zurückkam, hielt sie ein langes Gewand aus Goldbrokat über beiden Händen. Sie legte es über das Bett und verließ das Zimmer wieder.
    Professor Zamorra

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