0089 - Der Dämonenschatz
wenn du dich nicht siebzehnmal einschließt, was?«
Laurence Matthaus Augen huschten an Glowna prüfend auf und ab. Er war ein kleines, verwachsenes Männchen mit einem mächtigen Buckel und einem dicken Klumpfuß. Seine Nase war scharf und gekrümmt. Seine Augen blickten stechend, Vor zweihundert Jahren hätte er noch auf dem Scheiterhaufen sein Ende gefunden. Er hatte sehr viel Glück, in eine Zeit hineingeboren worden zu sein, in der die Menschen toleranter waren.
»Wo brennt’s denn?«, fragte Matthau mit seiner dünnen, kratzenden Stimme. Ein muffiger Gestank schlug dem Fluglehrer aus dem Haus entgegen und legte sich schwer und beklemmend auf dessen Lungen. »Wissen Sie, wie spät es ist?«
»Sag bloß, du hast schon geschlafen!«, brummte Glowna grinsend.
»Das nicht. Aber…«
»Ich würde dich nicht belästigen, wenn es nicht wirklich dringend wäre, Matthau.«
Der Bucklige musterte Arno Glownas Gesicht.
»Darf ich reinkommen?«, fragte der Fluglehrer.
»Können Sie nicht morgen wiederkommen?«
Glowna wurde zornig. »Sag mal, hast du Tomaten auf den Ohren, Alter? Ich sagte doch eben, meine Sache wäre dringend. Wenn’s bis morgen Zeit hätte, wäre ich nicht heute hier, ist das einleuchtend?«
Widerwillig nickte Matthau. Er schloss die Tür, sobald Glowna eingetreten war, und humpelte sodann vor dem Fluglehrer durch die finstere Halle. An den Wänden hingen ausgestopfte Tiere: Ratten, Hunde, Katzen, die größer waren als normale Hauskatzen. Allen hatte Matthau eine Schlinge aus Hanf um den Hals gelegt, und es sah so aus, als wären sie von ihm erdrosselt worden. Glowna vermied es, länger als nötig hinzusehen.
Eine stickige, bläuliche Wolke hing in Matthaus Arbeitszimmer. Er hatte verschiedene abscheuliche Dinge auf seinem Werktisch liegen. In Reagenzgläsern blubberte und brodelte ein übelriechender Saft.
»Was wird denn das, wenn’s fertig ist?«, erkundigte sich Glowna mit gerümpfter Nase.
»Das darf ich nicht sagen«, antwortete Matthau mit seiner unangenehm kratzenden Stimme. »Sonst verliert das Zeug seine Wirkung.«
»Stinkt ja schauderhaft!«, stöhnte Glowna und schüttelte sich unwillkürlich. Er sah sich in Matthaus Arbeitszimmer um. Das war das Vorzimmer zur Hölle. Fratzenhafte Masken in allen vier Ecken, und auf zwei Tischen türmten sich Reliquien der Weißen und der Schwarzen Magie.
Glowna beschloss, seinen Besuch so kurz wie möglich zu gestalten. Er kam sofort zum Wesentlichen.
»Pass auf, Matthau, ich möchte dir was abkaufen.«
»Und was?«, fragte der Bucklige.
»Na was wohl? Was kaufen die Leute schon, wenn sie zu dir kommen? Womit verdienst du so viel Geld, dass du dir deinen verdammten Buckel vergolden lassen könntest, he? Einen Dämonenbanner will ich haben. Das heißt - genauer gesagt: zwei.«
Laurence Matthau nickte ernst. »Können Sie haben. Wogegen sollen sie wirken?«
Glowna blinzelte irritiert. »Was? Wie? Was heißt wogegen? Gegen Dämonen selbstverständlich. Wogegen denn sonst?«
»Es gibt eine Vielzahl von Dämonen. Werwölfe, Vampire, Ghouls…«
»Liebe Güte, gibt es denn nicht so’n Ding, mit dem man sich gegen alles schützen kann?«
»Gibt es auch, aber die speziellen Dämonenbanner sind natürlich wirksamer.«
Glowna winkte ab. »So wirksam müssen die Dinger nicht unbedingt sein. Im Grunde genommen sollen sie bloß meinen Freund beruhigen, verstehst du?« Der Fluglehrer klatschte in die Hände. »Also her mit dem Zeug, und ich störe nicht mehr länger, okay?«
Laurence Matthau schlurfte in einen anderen Raum, und als er wiederkam, hingen an seinem Zeigefinger zwei kleine Lederbeutelchen, die mit langen Lederriemen versehen waren, damit man sie um den Hals tragen konnte.
Glowna grinste. »Ist ja prima. Die Apparate wirken gegen alles?«
»Sie sind imstande, das Schlimmste abzuhalten.«
Glowna nickte begeistert. »Mehr verlangen mein Freund und ich nicht. Was darf ich dafür berappen?« Der Fluglehrer griff in die Gesäßtasche.
»Zweihundert Pfund«, sagte Laurence Matthau, und er sah absolut nicht so aus, als würde er scherzen. Glowna riss die Augen auf und zog die Luft geräuschvoll ein.
»Sag mal, du tickst wohl nicht richtig. Zweihundert Pfund willst du für die beiden lächerlichen Beutel haben? Hör mal, wenn du denkst, ich lasse mir von dir die Haare schneiden, dann bist du aber verdammt schief gewickelt. Also: Mach mir einen vernünftigen Preis, sonst kracht’s in der Hütte!«
»Entweder Sie bezahlen, was ich
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