0089 - Der Dämonenschatz
anderen Schauergestalten Platz zu machen.
Der muskulöse Kerl ergriff nun eine Tonschale.
Mit beiden Händen hielt er die Schale in die Flammen, ohne dass das Feuer seine Finger verbrannte.
»Herr der Finsternis!«, rief er mit donnernder Stimme. »Lass mich den Willen dieses Mädchens bezwingen! Gib, dass sie deinen Nektar in sich aufnimmt, damit sie zu deiner ergebenen Braut wird!«
Ein Tosen und Heulen war plötzlich über der Feuerstelle. Die Flammen schienen mit einemmal verrückt zu spielen. Sie entwickelten ein Eigenleben, umfassten den nackten Mann, ohne ihn zu verletzen, hüllten ihn mit ihren höllisch glühenden Armen ein, schienen in seinen Körper einzudringen und ihn mit den Kräften des Schattenreiches zu stärken.
»Ich danke dir, Asmodis!«, schrie der Mann, als die Flammen wieder normal züngelten. Er verneigte sich. »Ich werde mich dieser Ehre würdig erweisen!«
Er wandte sich um. Mit rotglühenden Augen begab er sich zu Nicole Duval. Nun würde die Gefangene vom Nektar des Bösen trinken, das war gewiss, und sie würde es freiwillig tun, weil die Kräfte der Finsternis ihr diesen Wunsch eingeben würden.
Der Mann kniete neben der nackten jungen Frau nieder.
Nicole spürte sofort, dass es nun soweit war. Mit dem letzten Rest des noch verbleibenden Widerstandes warf sie den Kopf verzweifelt hin und her. Doch die glühenden Augen des Mannes lähmten sie.
Mit beiden Händen hielt er die Tonschale. »Trink den Nektar des Teufels!«, befahl er, und Nicole Duval konnte nicht mehr anders. Sie musste gehorchen. Folgsam hob sie den Kopf. Ihre Lippen öffneten sich. Sie war bereit, den Trank des Bösen in sich aufzunehmen.
Zamorra holte den Colt aus der Kutte. Er zielte sorgfältig und zog dann den Stecher blitzschnell durch.
Die Kugel, gestärkt mit der Kraft von Zamorras silbernem Talisman, zertrümmerte die Schale in den Händen des Sektenoberhauptes. Der Mann schnellte hoch und stieß ein fürchterliches Wutgeheul aus. Die übelriechende Flüssigkeit klatschte gegen die Wand und fraß dort hässliche Löcher hinein. Die Kuttenträger fuhren bestürzt herum, als der scharfe Knall des Schusses durch das Kellergewölbe donnerte.
Zamorra nützte die Schrecksekunde geschickt für sich und verwandelte sie in einen großen Vorteil.
Ehe ihn jemand daran hindern konnte, hetzte er auf den Sektenführer zu. Der Colt Diamondback landete auf dem Kopf des Mannes. Die Maske ging dabei zu Bruch. Zwei ungleich große Teile klapperten auf den Boden. Der Kerl war daraufhin dermaßen perplex, dass er völlig aus der Fassung geriet.
Zamorra zog einen linken Uppercut hoch und erschütterte den Mann damit schwer. Dann sprang er hinter ihn und setzte ihm den Revolver an die Schläfe, während er den zweiten Arm um die Kehle des Sektenführers legte.
Jetzt erst reagierten die Kuttenmänner. Wie eine gelbe Wand schoben sie sich an Zamorra heran. Der Professor zischte seinem Gefangenen ins Ohr: »Sag ihnen, sie sollen uns vom Leib bleiben, sonst bin ich gezwungen, dir eine Kugel in den Kopf zu schießen!«
»Asmodis wird es nicht zulassen!«, heulte der Anführer der Teufelssekte. »Er wird mir die Kraft geben, die Kugel zu überleben!«
»Mein Amulett wird diese Kraft brechen, und du wirst sterben!«, fauchte Zamorra.
»Wer bist du?«
»Zamorra?«
Der Name ließ alle Sektenmitglieder mitten in der Bewegung erstarren. Sie atmeten hörbar ein. Wut und Hass starrte dem Professor aus aller Augen entgegen. Aber auch Furcht.
»Bleibt, wo ihr seid!«, rief der Sektenführer nervös. »Tut nichts ohne meinen ausdrücklichen Befehl!«
»Sag ihnen, sie sollen die Frau losbinden!«, knurrte Zamorra aggressiv. Er presste dem Mann die Kanone fester an den Kopf, und der Anführer der Satanssekte verlangte von seinen Männern, dass sie Nicole Duval von den Fesseln befreiten. Anschließend mussten sie ihr die Kleider zurückgeben.
»Alles okay, Nicole?«, fragte Zamorra nervös.
»Ja, Chef«, sagte seine Gefährtin und nickte erleichtert.
»Komm hierher«, verlangte Zamorra. Und zu den Angehörigen der Satanssekte sagte er mit scharfer Stimme: »Alles nach rechts rüber. Wir werden diesen Keller jetzt verlassen - meine Sekretärin, euer Oberhaupt und ich. Und sollte einer es wagen, uns zu folgen, hat euer Freund hier diese Dummheit auszubaden, ist das klar?«
Die Kapuzenmänner nickten und wichen unwillig Schritt um Sehritt zur Seite. Sie verließen den Keller. Nicole schob von außen den dicken Eisenriegel vor. Der
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