0089 - Die Werwolf-Insel
gerechnet. Ich nahm an, auf Army Island nur Fels vorzufinden und hier und da mal einen Streifen hartes Seegras.
Rechts von mir waren die Soldaten angetreten. Sie mußten uns entdeckt haben, denn ihre und die Gesichter ihrer Vorgesetzten waren uns zugewandt.
Sergeant Rapp deutete nach vorn. »Siehst du den Wald da, Sinclair?«
Ich nickte.
»Das ist unser Ziel. Und es geht bergab. Jetzt bin ich mal gespannt, wie schnell du laufen kannst, Großmaul. Wenn dir die Stiefel zu unbequem sind, kannst du sie ausziehen. Ein Rat von mir.« Er lachte gemein.
»Fahren Sie weiter, Sergeant!« befahl van Cleef.
»Yes, Sir!«
Van Cleef lehnte sich bequem zurück, während Sergeant Rapp den Gang einlegte.
Dann ging die Höllenfahrt los. Es war wirklich eine Höllenfahrt und eine Tortur für mich.
Zudem fuhr der Sergeant nicht stur geradeaus, sondern in Schlangenlinien. Ich wurde hin- und hergeschleudert. Einmal nach rechts, dann wieder nach links. Bei jedem Richtungswechsel schnitten die Schnüre in meine Gelenke. Manchmal hätte ich schreien können vor Schmerzen.
Immer wieder wurde ich hineingerissen in die Steinfelder, stolperte, fing mich, kam hoch und hielt mich noch auf den Beinen.
Aber wie lange?
Schließlich war es vorbei.
Ich übersah eine der tückischen Bodenspalten, stolperte, hatte auch nicht die Kraft mehr, meinen Körper hochzureißen und fiel der Länge nach hin.
Während des Falls konnte ich mich noch zur Seite drehen, so daß ich nicht aufs Gesicht prallte, sondern mit der Schulter aufkam. Der Schlag war trotzdem hart genug.
Eine Sekunde später schon wurde ich herumgerissen. Meine Arme streckten sich, ich rutschte über den felsigen Boden.
Sie machten mich fertig.
Diese Fahrt war wirklich mörderisch. Steine lagen im Weg. Ich konnte ihnen nur in den seltensten Fällen ausweichen. Sie trafen mein Gesicht, meine Schultern, meine Hüften. Irgendwann ging auch der Drillichstoff in Fetzen, ich weiß nicht, ob ich geschrien habe, ich wünschte mir nur, daß diese Fahrt zu Ende ging.
Sehen konnte ich kaum noch etwas. Meine Augen waren staubverklebt, die Auspuffgase drangen in meine Atemwege. Ich keuchte, hustete, rang nach Luft.
Rapp fuhr weiter.
Irgendwann mußte ich bewußtlos werden. Ich rechnete auch jeden Moment damit, denn die ersten Anzeichen stellten sich bereits ein.
Manchmal hatte ich das Gefühl, fliegen zu können, so leicht erschien mir mein Körper.
Und dann bremste der Sergeant.
Er tat dies abrupt.
Ich befand mich noch in der Bewegung, wurde nach vorn geschleudert und prallte mit der Schulter gegen das linke Hinterrad des Jeeps.
Völlig fertig blieb ich liegen.
Ich lebte noch, das war aber auch alles.
Mein gesamter Körper tat mir weh. Es gab keine Stelle, die nicht schmerzte. Jeder Knochen schien um das Doppelte angewachsen zu sein, in meinem Kopf summte es wie in einem Bienenhaus, dazwischen zuckten explosionsartig die Stiche auf.
Mein Atem ging keuchend. Ich hatte mich mühsam auf den Rücken gewälzt, riß die Augen auf und sah, wie sehr mein Brustkorb pumpte. Im Unterbewußtsein hörte ich das Schlagen der Autotüren. Dann ein hämisches Lachen.
Schritte!
Kleinere Steine knirschten unter den Sohlen der Schuhe. Die Tritte verstummten. Die Männer waren neben mir stehengeblieben.
Jemand beugte sich über mich. Aus der roten Wolke vor meinen Augen schälte sich das Gesicht des Sergeants. Seine Hand griff nach meiner Schulter. Er wälzte mich herum.
»Der ist fertig, Sir!«
Ich riß die Augen auf. Die Nebel verschwanden. Breitbeinig stand First Lieutenant van Cleef vor mir. Er hatte die Arme angewinkelt und die Hände in die Hüfte gestützt. Sein Mund war verzogen, der Blick gnadenlos.
»Sollen wir weitermachen?« fragte der Sergeant.
Nein, nein! Nur das nicht. Alles in mir bäumte sich gegen eine nochmalige Tortur auf. Es war fraglich, ob ich sie überhaupt überleben würde.
Van Cleef hatte ein Einsehen. »Fürs erste reicht es. Aber halten Sie in Zukunft ein besonderes Auge auf ihn, Sergeant.«
Rapp lachte. »Und wie!«
Dann verschwanden die beiden Männer aus meinem Gesichtsfeld. Sie stiegen wieder in ihren Jeep. Hart knallten sie die Türen zu. Der Motor brummte auf, eine Auspuffwolke flog mir ins Gesicht, die Räder spritzten kleinere Steine gegen mich, dann nahm der geländegängige Wagen Fahrt auf.
Er drehte und führ den Weg wieder zurück.
Mich aber ließen sie liegen.
Ich war noch immer nicht in der Lage, mich zu erheben. Nach wie vor ging es mir
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