0089 - Die Werwolf-Insel
Absätzen auf den Steinboden, und die hallenden Geräusche schallten von den Wänden wider.
Es ist so schön, Soldat zu sein…
Dann stand ich draußen. Von meinen anderen Kameraden sah ich nichts. Sie übten irgendwo auf der Insel.
»Stillgestanden!«
Ich nahm Haltung an.
Der Sergeant verschwand wieder im Bau. Ich mußte so lange warten, bis er zurückkam.
Nach drei Minuten erschien er wieder. Allerdings nicht allein. In seiner Begleitung befand sich ein Mann, dessen Anblick mir Magenschmerzen bereitete.
Es war First Lieutenant Roderick van Cleef.
Ein geschniegelter Bursche, ein aalglatter Typ und ein Schinder, wie er im Buche stand.
Er hatte pechschwarzes Haar, dunkle Augen mit kalten Pupillen, einen zynisch verzogenen Mund und eine bleiche Gesichtshaut, auf der sich die dunklen Bartschatten abzeichneten.
Kein Stäubchen lag auf seiner Uniform, und in den blankgeputzten Stiefeln konnte man sich spiegeln.
Van Cleef und Sergeant Rapp. Ein wirklich ideales Paar. Die beiden sollten mich also scheuchen.
»Das ist er, Sir!« meldete der Sergeant und grinste zynisch.
Der First Lieutenant kam näher. Seine Hände steckten in Handschuhen. Er hielt sie auf dem Rücken verborgen.
Kalt schaute er mich an.
Ich hielt dem Blick stand.
Das wunderte ihn, denn seine strichdünnen, schwarzen Augenbrauen zogen sich irritiert zusammen.
Ich blieb weiterhin gelassen und konnte nicht vermeiden, daß es um meine Mundwinkel kurz zuckte.
Dieses Lächeln hätte ich lieber bleiben lassen sollen, denn das trieb den kalten Haß in van Cleef hoch.
Einen Schritt vor mir blieb er stehen. Er nahm seine Hände wieder nach vorn, zupfte sich den rechten Wildlederhandschuh von den Fingern und nahm ihn in die linke Hand.
Urplötzlich schlug er mit dem Handschuh zu. Das Leder hätte voll mein Gesicht getroffen, wenn ich nicht zurückgezuckt wäre. Ich reagierte instinktiv. Der Handschuh verfehlte mich. Nur der Luftzug streifte mein Kinn.
Hörbar atmete Sergeant Rapp ein. Das hatte er wohl noch nie während seiner Dienstzeit erlebt.
First Lieutenant van Cleef aber lief rot an. Seine Nasenflügel blähten sich, die strichdünnen Lippen wollten ein Wort formen, dann aber schnippte er mit den Fingern und tat, als wäre ich Luft für ihn.
Ein Bluffer?
Nein, das nicht.
Van Cleefs Befehl erreichte Rapp. »Steigen Sie ein!« sagte er und deutete auf den Jeep, mit dem wir auch gekommen waren. »Sie werden fahren!«
»Yes, Sir!«
Der Offizier wartete ab, bis van Cleef hinter dem Lenkrad saß und wandte sich dann an mich. »Sie werden uns begleiten, Sinclair. Aber zu Fuß.«
Er sprach’s und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Rapp ließ den Wagen an. Der Motor stotterte zuerst etwas, und langsam setzte sich der Jeep in Bewegung.
Ich lief neben ihm her.
Es war ein leichter Dauerlauf. Als wir das Ende der Kasernenanlage erreicht hatten, stoppte der Sergeant.
Neben dem Wagen blieb ich stehen. Mein Atem ging kaum schneller.
Vor uns breitete sich das Gelände aus. Eine felsige Ebene. Hin und wieder mit trocknem Gras bewachsen, das auch dem rauhen Klima hier trotzte. Zahlreiche Spalten und Risse teilten den harten Boden. Der Wind hatte freie Bahn und schnitt durch meine Drillichkleidung.
In der Ferne glaubte ich einige dunkle Punkte zu sehen, die sich hin und herbewegten.
Das waren wohl die Soldaten im Gelände.
»Ja, Sinclair!« schrie der Sergeant, »da hinten wirst du gescheucht.« Er konnte gar nicht mehr normal reden, sondern immer nur laut.
»Das Seil«, sagte van Cleef.
»Sofort, Sir!«
Der Sergeant bückte sich und hob ein Nylonseil vom Boden auf. Grinsend streckte er es dem Offizier hin.
Kalt schaute mich van Cleef an. Mir lief ein Schauer über den Rücken, und der kam nicht nur vom Wind.
»Wir Werden Ihnen jetzt das Laufen beibringen, Sinclair«, sagte er. »Die Hände her!«
Ich überlegte, ob ich mich weigern sollte. Aber ich dachte an meine Aufgabe und biß die Zähne zusammen. Gehorsam hielt ich die Arme hin.
Van Cleef fesselte mir gekonnt die Gelenke zusammen. Dann verknotete er das Ende des Seils an dem Haltegriff am Armaturenbrett.
Ich brauchte kein großer Rater zu sein, um zu wissen, wie der Hase weiterlief. In jedem Kinderwestern sah man solche Szenen. Nur wurde dort der Held von einem Pferd durch die Prärie geschleift. Die Soldaten waren da moderner.
»Los!« befahl van Cleef.
Rapp fuhr an.
Der Jeep bockte, das Seil straffte sich, und mir blieb nichts anderes übrig, als loszulaufen…
***
Der
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