0089 - Die Werwolf-Insel
Anschuldigungen müssen Sie erst einmal beweisen!« schrie er.
»Mr. Sinclair wird Ihnen das bestätigen!«
Der Commander schaute mich an.
Ich hatte mich bisher aus dem Gespräch herausgehalten und sagte auch jetzt nichts.
Susan Howard meldete sich. Ihr Kopf ruckte hoch, so daß sie den Commander anschauen konnte. »Ja, es stimmt, was Mr. Conolly gesagt hat. Wir sind von vier Wölfen angegriffen worden.«
Stafford runzelte die Stirn. »Gesetzt den Fall, es stimmt, was haben Sie unternommen?«
»Wir haben mit ihnen gekämpft, Sir«, antwortete Bill.
»Mit bloßen Händen?«
»Nein, nicht.« Der Reporter griff unter seine Parka und holte die Beretta hervor. »Damit habe ich die Bestien erschossen!«
»Sie sind bewaffnet, das wußte ich nicht.«
»Ich hatte auch keinen Grund, Ihnen das zu sagen, Commander. Und es war gut, daß ich die Pistole mitgenommen habe, denn sonst hätte es unter Umständen drei Tote gegeben.«
Stafford schwieg. Von den Soldaten sprach auch niemand ein Wort. Su Howard verließ den Wagen. Sie hatte noch etwas zu erledigen. Vorher jedoch wollte sie dafür sorgen, daß ich ins Krankenrevier kam.
Dagegen hatte ich einiges. »Nein, nein, ich bin schon okay«, erwiderte ich schnell. »Eine heiße Dusche reicht.«
»Männer Helden«, sagte Su Howard verächtlich und ging.
Commander Stafford sagte: »Okay, Mr. Conolly, wir werden noch über die Sache sprechen. Halten Sie sich zur Verfügung.«
»Wüßte nicht, was ich lieber täte.«
Bill ging, und auch ich stieg aus. Mir taten sämtliche Knochen weh, als ich die ersten Schritte machte. Ich kam mir vor wie ein alter Kran, dessen Rollen und Kugellager eingerostet waren und erst wieder geölt werden mußten. Dabei war ich sehr gespannt, wie es weitergehen würde. Ich wurde das Gefühl nicht los, daß in der nächsten Nacht noch etwas passierte.
***
Während die anderen aßen, stand ich unter der Dusche. Heiß prasselten die harten Strahlen auf meine Haut. Verkrampfte Muskeln lockerten sich dadurch. Jemand hatte mir eine Salbe gegeben, mit der ich mich einrieb. Zuerst brannte das Zeug auf meiner Haut wie Feuer, so daß mir fast die Tränen in die Augen schossen. Wenig später jedoch wirkte es. Mir ging es plötzlich besser. Ich fühlte, wie mein Kreislauf sich normalisierte, wie sich angespannte Sehnen und Muskeln lockerten und ich langsam wieder fit wurde.
Ich trocknete mich ab, zog den Bademantel über und ging zurück zu meinem Zimmer.
Dort schlüpfte ich in den Ersatzdrillich.
Plötzlich kam die Müdigkeit. Angezogen fiel ich auf das alte Feldbett und war Sekunden später schon eingeschlafen.
Ich schreckte hoch, als die Tür aufgestoßen wurde.
Mein Zimmerkumpan betrat den Raum. Er hieß Buck Hiller, war ein vierschrötiger Typ mit pechschwarzen Haaren und stechenden Augen. Zudem trank er gern, deshalb war er mir unsympathisch.
Hart schmetterte er die Zimmertür ins Schloß. Auch jetzt hatte er wieder getrunken. Leicht schwankend näherte er sich meinem Bett, wobei ihm die Fahne voranwehte.
Ich setzte mich auf.
Wir besaßen Doppelbetten. Ich schlief unten, während Hiller über mir seinen Platz hatte.
Er grinste.
»Haben sie dich fertiggemacht, Sinclair?«
»Es geht!«
Hiller lachte. »Von wegen, es geht. Du hast ganz schön gezittert, du Schlappschwanz. So was wie dich haben wir hier gerne. Wölfe willst du gesehen haben?« Er kicherte. »Daß ich nicht lache. Die Wölfe waren bestimmt junge Hunde. Mann, bist du ein…« Diesmal sagte er ein Wort, das ich lieber verschweigen möchte.
In mir stieg die Wut hoch. Ich war wirklich nicht hergekommen, um mich von Hiller und anderen fertigmachen zu lassen. Die Schleiferei hatte mir gereicht.
Deshalb sagte ich: »Halt’s Maul, du bist betrunken!«
Tückisch blitzte es in seinen Augen auf. »Ich bin nicht betrunken. Und wenn, dann geht es dich nichts an.« Er trat zwei Schritte zurück. »Wenn du Ärger haben willst, brauchst du nur ein Wort zu sagen. Dann stampfe ich dich in den Boden.«
»Wo willst du denn die tausend Indianer hernehmen?« fragte ich grinsend.
Er schaute mich dumm an. »Welche Indianer?«
»Die dir dabei helfen werden, mich in den Boden zu stampfen, du Mehlauge!«
Ich weiß, mein Ton war nicht gerade salonfähig. Aber wir waren hier in der Armee, und da wird nun mal ein hartes Wort gesprochen.
Es dauerte etwa zehn Sekunden, bis mein Zimmernachbar begriff. Dann aber wurde er sauer und wütend.
»Dich mache ich fertig!« knurrte er und holte zu einem
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