0089 - Die Werwolf-Insel
zackig.
Van Cleef sprang aus dem Jeep.
Soeben verließ der Commander seinen Bau. Die Falten in seinem Gesicht waren noch härter und strenger geworden. Stafford hatte schlechte Laune. Das war ihm anzusehen.
Van Cleef grüßte lässig. Er war der einzige, der sich das erlauben konnte.
Der Commander blieb stehen. »Und?« fragte er, »wie war die Sonderbehandlung?«
Van Cleef konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er erwiderte: »Gut, Sir. Sogar ausgezeichnet.«
Commander Stafford nickte zufrieden. Dann verdüsterte sich sein Gesicht jedoch, und er sagte: »Dieser Reporter gefällt mir überhaupt nicht. Will überall rumschnüffeln. Außerdem ist er ins Gelände gefahren. Miß Howard hat sich seiner angenommen. Geben Sie acht, van Cleef, daß er nicht zuviel zu sehen bekommt.«
»Dafür werde ich sorgen, Sir!«
»Gut. Und nehmen Sie auch Su Howard ins Gebet.«
»Worauf Sie sich verlassen können, Sir!«
Für den Commander war die Sache damit erledigt. Er nickte dem Offizier noch einmal zu und ging.
In van Cleef aber tobte die Wut. Seine Wangenmuskeln zuckten, die Lippen waren zusammengepreßt, die Hände ballte er zu Fäusten. Einige Sekunden blieb er unbeweglich stehen, dann hob ein gewaltiger Atemzug seine Brust, und er ging ins Haus.
Van Cleefs Wohnung lag ebenso in der Kommandeursbaracke wie die des Commanders. Während Stafford drei Zimmer sein eigen nennen durfte, mußte sich der First Lieutenant mit zweien begnügen.
Wohnraum und Bad.
Als er über den Flur schritt, zogen es die normalen Soldaten vor, ihn erst vorbeizulassen. Van Cleef hatte einen Stechschritt drauf. Seine Absätze knallten auf den Fliesen wie Schüsse.
Vor seiner Tür blieb er stehen, holte einen Schlüssel hervor und öffnete.
Die Tür besaß ein Spezialschloß, und der First Lieutenant schloß auch sofort hinter sich ab.
Von außen hätte bestimmt niemand diese Einrichtung vermutet. Die Polstermöbel bestanden aus schwarzem Leder. Es gab nur wenige Lampen, die aber schimmerten weiß. Durch die beiden Fenster fiel letztes Tageslicht. Van Cleef zog sofort die Vorhänge zu, als er sich in seiner Wohnung befand.
Links ging es zum Bad.
Auch hier gab es nur gedämpftes Licht, dafür jedoch einen Spiegel, der von der Decke bis hin zum Boden reichte.
Van Cleef blieb im Badezimmer.
Er zog sich aus.
Der First Lieutenant konnte gar nicht schnell genug aus seinen Sachen kommen. Er fetzte sich die Kleidungsstücke förmlich von seinem drahtigen Körper.
Nackt stand er vor dem großen Spiegel. Rechts und links der hellen Fläche befanden sich zwei Lampen. Sie waren so gedreht, daß ihr Schein auf den First Lieutenant fiel.
Sein Gesicht war normal, wenn man von den inzwischen noch dunkler gewordenen Bartschatten einmal absah.
Aber der Körper!
Überall zeigte er Haare. An den Beinen und Armen sogar besonders dicht. Sie waren dort zu einem regelrechten Pelz zusammengewachsen und schon so lang, daß man daraus hätte Knoten machen können. Die Haare wuchsen hoch bis zum Hals und wurden erst dicht unter dem Schlüsselbein dünner.
Van Cleef bot einen grauenhaften Anblick.
Sein Gesicht verzerrte sich, als er sich selbst im Spiegel so anschaute.
Der Drang wurde stärker. Er spürte das Brennen in seinem Innern, das immer dann eintrat, wenn die Dunkelheit hereinbrach. Dieser unselige Trieb, der ihn zum Monster werden ließ. Damals, als er von den jungen Wölfen gebissen worden war und nicht darauf geachtet hatte. Wie lange war das schon her!
Ein halbes Jahr mindestens. Er hatte nie herausgefunden, wie diese Wölfe auf die Insel gekommen waren. Auf einem seiner Märsche hatte er sie entdeckt, mit ihnen gespielt und war dann gebissen worden. Seit dieser Zeit fühlte er sich bei Sonnenschein schlecht. Ihm ging es erst besser, wenn die Dunkelheit anbrach, und richtig wohl war es ihm, wenn der volle Mond am Himmel stand.
Sein Haarwuchs hatte sich verstärkt. Mit Pudern und Salben hatte er im Anfang versucht, diesem Übel Herr zu werden.
Es nutzte nichts.
Diese fellartigen Haare hatten sich zu einem Pelz verdichtet.
Eines Nachts kam die völlige Verwandlung.
Da wurde er zum Werwolf. Auch sein Gesicht veränderte sich dabei, aus den sonst so glatten Zügen entstand eine Werwolfsschnauze. Von nun an diktierte nur noch der böse dämonische Trieb sein gesamtes Handeln und Denken. Das Grauen wurde zu seinem ständigen Begleiter, doch sobald die Vollmondphase vorbei war, setzte die Verwandlung nicht mehr ein. Dann hatte er wieder
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