0089 - Die Werwolf-Insel
ich genau.
Rapp starrte mich böse an. Dann schrie er plötzlich: »Packt ihn, den Schurken!«
***
Plötzlich klopfte es an die Tür.
Einmal, zweimal, dreimal.
Das Zeichen.
Van Cleef verließ das Badezimmer und ging quer durch seinen Wohnraum, um zu öffnen.
Halb zog er nur die Tür auf, damit Sergeant Rapp in das Zimmer schlüpfen konnte.
Der First Lieutenant stieß die Tür sofort wieder hinter ihm zu und schloß ab. »Was ist los?«
Rapp starrte den Werwolf an. Obwohl er wußte, daß er ein Monster vor sich hatte, konnte er sich noch immer nicht an den Anblick gewöhnen. Rapp und van Cleef hielten zusammen. Der Sergeant war der Verbindungsmann des First Lieutenants.
»Hast du was zu trinken?« fragte Rapp.
»Ja.« Der Werwolf sprach mit menschlicher Stimme.
Der Werwolf nahm Platz. Er zog van Cleefs Schreibtischschublade auf und holte ein Glas hervor. Die Flasche nahm er aus einem anderen Fach. Seine Finger zitterten, als er das Glas vollkippte. Er wußte, daß in dieser Nacht etwas geschehen würde, und doch hatte er Angst. Mit einem Zug leerte er das Glas.
»Also, was ist los?« fragte van Cleef.
Rapp stand auf und sagte nur ein Wort. »Sinclair!«
»Was ist mit ihm?« fragte der First Lieutenant:
»Er gefällt mir nicht.«
»Und warum?«
»Sinclair hat die vier Wölfe getötet. Der Reporter hat ihm dabei geholfen. Auch daß sie zu zweit waren, besagt nichts. So leicht hätte das niemand geschafft.«
Van Cleef fuhr herum. Er wurde von den Neuigkeiten überrascht. »Was hat er?«
Sergeant Rapp genoß seinen Triumph. Zum erstenmal sah er den Werwolf wirklich überrascht.
Van Cleefs Hände schossen vor. Die Finger waren schon teilweise zu Pranken geworden. Eisern packten sie zu, drehten Rapps Hemd in Höhe des Kragens zusammen und schüttelten den Mann dann durch. »Wiederhole, was du gesagt hast! Los!«
»Die vier Wölfe sind tot. Man hat sie erschossen. Ich habe es gehört, als Sinclair und dieser schnüffelnde Reporter eingetroffen sind. Und die haben nicht gelogen.«
Van Cleef schüttelte den Kopf. Wahrlich nicht. Sein Fell sträubte sich, die Haare standen entgegengesetzt, so sehr war er aufgeregt. Und plötzlich wurde ihm bewußt, daß ein Feind in das Lager eingedrungen war. Er dachte darüber nach, daß dieser Sinclair die Wölfe nicht mit normalen Kugeln getötet haben konnte, denn die Tiere waren dämonischen Ursprungs und normale Bleimantelgeschosse konnten ihnen nichts anhaben. Da mußte man schon ein anderes Geschoß benutzen.
Geweihtes Silber, zum Beispiel!
Waren dieser Sinclair und der Reporter damit ausgerüstet? Es mußte so sein. Zum erstenmal machte sich van Cleef Vorwürfe, daß er so unvorsichtig gewesen war und der Stadt London einen Besuch abgestattet hatte. Er war von den aufmerksamen Polizisten gesehen worden. Wahrscheinlich hatten sie seine Spur bis hierher verfolgt.
Es gab nur eine Alternative.
Sinclair und Conolly mußten sterben, bevor sie noch mehr Unheil anrichteten und der gesamte Plan aufflog.
Aber er wollte diesen beiden nicht entgegentreten. Und das sagte er Rapp auch.
Der Sergeant grinste. »Dann bleibt wieder alles an mir hängen, wie?«
»Genau.«
»Ich verlasse mich da ganz auf meine Waffe«, sagte Rapp. »Mit der Uzi werde ich ihn schon schaffen.«
»Bist du verrückt!« fuhr van Cleef ihn an. »Wenn du ihn hier erschießt, erregt das zuviel Aufsehen. Es reicht, daß bei mir schon eine Verwandlung eingesetzt hat. Bring Sinclair irgendwo anders um!«
»Auch klar.«
»Und der Reporter?«
»Den natürlich auch!«
»Wird erledigt.« Rapp schaute den Werwolf an. »So kannst du dich nicht mehr sehen lassen«, sagte er. »Wie ist das nur gekommen?«
Van Cleef schlug mit beiden Pranken gegen seine Oberschenkel. »Ich weiß es nicht. Ich stand vor dem Spiegel und verwandelte mich plötzlich. Ich war einfach machtlos.«
»Das kann passieren.« Rapp hatte seine Sicherheit wiedergefunden. Er stand auf und ging.
Hinter ihm schloß der First Lieutenant wieder ab. Er war übervorsichtig. Bis jetzt hatte sein Inkognito gehalten. Doch nun war jemand ins Camp gekommen, der ihm Sorgen bereitete.
Sinclair hieß der Mann.
Er und der Reporter hatten die vier Wölfe erledigt. Und war der Reporter wirklich nur zufällig eingetroffen, oder stand er mit Sinclair in Verbindung?
Der First Lieutenant glaubte an die zweite Lösung.
Dann war man ihm also auf die Spur gekommen. Ausgerechnet wenige Stunden vor der alles entscheidenden Nacht.
Und es gab noch einen
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