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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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den Adern gefrieren konnte.
    Alle Frauen schrieen auf – außer Elina, die sich wieder dem Flügel zuwandte und zu spielen begann.
    Catherine warf sich zitternd in Gilles Arme und lauschte herzklopfend den geisterhaften Geräuschen im Schloss. Jemand klopfte an die Decke und dann gegen den Fußboden. Über den Korridor schleiften klirrende Ketten, und Fenster quietschten, als würde jemand mit einer Stahlklinge darüber fahren. Und immer wieder ertönte draußen das gespenstische Lachen und vermischte sich mit dem Heulen der Hunde.
    Alle waren aufgesprungen, nur Elina saß noch am Flügel und spielte, als sei nichts geschehen.
    Doch die Geisterschau war noch nicht zu Ende. Der große Lüster stürzte plötzlich zu Boden, und im Dunkeln pochten noch heftigere Schläge gegen die Decke, und die Schreie der Frauen wollten kein Ende mehr nehmen. Auf dem Flügel erklangen unterdessen die Akkorde des Totentanzes von Saint-Saens.
    Robert trat zu Elina und rief erregt: »Aber spielen Sie doch nicht ausgerechnet das!«
    Er wollte ihre Hände wegziehen, aber seine Finger griffen ins Leere. Er fuhr über die Tasten und stellte fest, dass sie sich von selbst niederdrückten. Niemand saß vor dem Instrument.
    Robert, der bisher die Nerven behalten hatte, erschauderte bis ins Mark.
    Jemand entzündete ein Feuerzeug. Es war Gilles. Der schwache Schein erleuchtete einige leichenblasse Gesichter. Vom Gang stürzten einige brüllende Gestalten herein, was den allgemeinen Schrecken noch erhöhte. Es waren aber nur Eulalia, Ravignat und die beiden Zimmermädchen, die es nicht länger allein in den Gesinderäumen ausgehalten hatten. Eulalia trug eine Stalllaterne in der Hand. Im ganzen Schloss war der Strom ausgefallen.
    Auch der Schlossherr entzündete nun sein Feuerzeug und nahm dann seinen Sohn am Arm. Trotz des allgemeinen Durcheinanders schien er die Fassung bewahrt zu haben.
    »Robert, das ist doch nur ein Streich, den uns jemand spielt. Sieh schnell nach, ob Coutarel zu Hause ist! Ich wette, er ist mit den Hunden draußen.« Robert fasste Gilles im Vorbeigehen am Arm, und beide gingen hinaus. Georges Sirven zündete unterdessen die Kerzen der Kandelaber, die auf dem Kaminsims standen, an.
    Robert und Gilles eilten hinaus. Der Sturm war so heftig, dass er sie fast umriss. Der Himmel war jedoch wolkenlos, und der Mond schien. Sie rannten so schnell sie konnten zum Haus des Jagdaufsehers, das kaum hundert Meter von Schloss entfernt war. Irgendwo heulte die Meute der Hunde. Seit der Flügel von selbst gespielt hatte, war Robert überzeugt, dass Coutarel nichts mit den seltsamen Geräuschen zu tun hatte. Doch konnte es nichts schaden, ihn als Wächter im Schloss zu haben.
    In einem Zimmer des kleinen Hauses brannte Licht. Robert klopfte heftig an die Tür.
    Eine ängstliche Stimme fragte:»Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Robert Sirven.«
    Die Tür ging auf. Coutarel war im Nachthemd. Seine Frau stand verstört neben ihm. Sie trug einen alten Morgenrock, und vor Angst schlugen ihre Zähne aufeinander.
    »Was ist denn los?« fragte der Jagdaufseher. »Seit einer Viertelstunde schleifen Ketten über unser Dach. Und hören Sie doch nur, wie die Hunde heulen!«
    »Ziehen Sie sich rasch an und kommen Sie ’rüber ins Schloss! Nehmen Sie Ihre Frau und Ihren Sohn ruhig mit.« Robert und Gilles rannten zum Schloss zurück. Es regnete jetzt »So was Verrücktes!« rief Gilles. »Ich begreife das alles nicht.«
    Als sie sich der Haustür näherten, blieben sie beide wie angewurzelt stehen.
    Aus der zweiflügeligen Tür, die sie hinter sich offen gelassen hatten, sprang ein riesiger schwarzer Hund mit einem Satz die zehn Stufen hinab und verschwand dann in der dunklen Nacht. Auf der Schwelle des Hauses lag etwas Dunkles, ein toter Eber. Das schwarze Blut floss über die Stufen hinab.
    Voller Besorgnis eilten Robert und Gilles in die Diele und zum Salon hinüber. Dort verbreiteten die Kerzen inzwischen ein sanftes Licht. Die Gäste saßen noch sichtlich bestürzt in den Sesseln. Nur Georges Sirven stand neben der Tür, aber auch er war sehr bleich.
    »Seht euch das an!« sagte er zu den Eintretenden und deutete auf die Zimmerdecke.
    An der Decke hoben sich deutlich die dunklen Pfotenspuren eines riesigen Hundes ab.
    Robert und Gilles schüttelten die Köpfe. Sie hielten es für besser, nichts von dem großen schwarzen Hund zu sagen, den sie soeben gesehen hatten.
    »Diesmal kann es sich wirklich nicht um einen schlechten Scherz handeln«, sagte

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