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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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einen Unsinn geglaubt. Weißt du noch, wie wir Rampont ausgelacht haben, als er uns zu einer Geisterbeschwörung in sein Haus einladen wollte? Aber nach dem, was ich heute gesehen habe, ist mir nicht mehr zum Lachen zumute. Meinst du, dass Hurlo hinter dem allem steckt, wie Coutarel annimmt? Oder Hopkins? Hat er in den alten Büchern irgendeinen Zauberspruch entdeckt, der auch heute noch wirkt? Oder steckt der Oberst dahinter?«
    »Das eine scheint mir genauso unglaublich wie das andere«, erwiderte Robert. »Und dennoch …«
    »Und dennoch? Sag’ mal, Robert, findest du nicht auch die Freundin von Catherine ein bisschen seltsam? Ich möchte fast sagen, beunruhigend. Warum musste sie denn ausgerechnet den Totentanz spielen, als der Lüster herunterfiel?«
    »Vater, nicht Elina hat den Totentanz gespielt, sondern die Tasten haben sich ganz von selbst niedergedrückt. Ich habe die Hände auf die Tasten gelegt.«
    Niemand ging in dieser Nacht zu Bett. Alle übernachteten im Salon oder im Esszimmer. Eulalia erklärte sich bereit, in Männerbegleitung das Frühstück zuzubereiten, schwor jedoch, dass sie danach sofort aufbrechen würde. Auch die Zimmermädchen ließen sich nicht bewegen, noch eine weitere Nacht im Schloss zu bleiben, und sämtliche Gäste – außer dem Oberst, Gilles,
    Catherine und Elina – packten noch am Vormittag ihre Koffer.
    Elina und Catherine zogen in ein Zimmer um, das sie gemeinsam bewohnen konnten.
    Die Schlossherrin war äußerst deprimiert. Sie wollte ihren Mann dazu überreden, dass auch sie das Schloss verließen.
    »Das beste ist, du fährst allein nach Nancy«, sagte ihr Mann. »Ich habe nicht eher Ruhe, bevor ich die seltsamen Vorkommnisse hier aufgeklärt habe. Zunächst müssen wir das Gelände nach Hopkins absuchen. Robert und Gilles werden gleich damit beginnen. Sicher wollte er uns nur einen Streich spielen und wird uns auslachen wegen unserer Besorgnis.«
    Robert und sein Vater brachten eine große Stehleiter in den Salon und hängten den Lüster wieder auf. Dabei stellten sie fest, dass an der Verankerung das Holz bereits morsch geworden war. Demnach konnte der Sturz der Lampe durchaus natürliche Ursachen gehabt haben. Aber die Spuren des Hundes und einige andere Dinge blieben unerklärlich.
    Oberst Cour hatte sich auf sein Zimmer zurückgezogen.
    Robert suchte ihn dort auf.
    »Sagen Sie, lieber Oberst, warum haben Sie eigentlich beim Abendessen diese schaurigen Geschichten erzählt?«
    Der alte Offizier zündete sich eine Zigarre an, ehe er erwiderte: »Ja, das war vielleicht nicht richtig von mir. Aber ich konnte ja nicht ahnen, was noch geschehen würde. Ich hatte mir nämlich gedacht, dass hinter all diesen seltsamen Ereignissen sicher irgendeiner der Anwesenden steckt. Deshalb wollte ich sehen, wie jeder einzelne auf meine Geschichten reagierte.«
    »Und haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Ich habe nur festgestellt, dass alle in starkem Maße beunruhigt waren. Nur Fräulein Elina hat sich ja ganz ungewöhnlich beherzt gezeigt, wirklich, ganz ungewöhnlich beherzt. Und John Hopkins natürlich auch. Wo er nur stecken mag?«
    »Wenn ich Sie recht verstehe, hat sich Ihr Verdacht auf niemanden konzentriert?«
    »Wissen Sie, lieber Robert, man sollte einen Verdacht nicht so einfach aussprechen. So etwas ist unverantwortlich. Ich möchte erst noch einige Ermittlungen anstellen, sobald ich wieder auf den Beinen bin.«
    Als Robert den Oberst verließ, war er nicht schlauer als zuvor. Er ging die Treppe hinunter und fand alle an der Haustür versammelt. Mit sichtlichem Abscheu betrachteten die Gäste den toten Eber, der auf der Schwelle lag. Zwei ältere Ehepaare, deren Wagen schon startbereit waren, verabschiedeten sich erleichtert von ihren Gastgebern, um nach Paris zurückzufahren. Ein weiteres Ehepaar wollte nach dem Mittagessen aufbrechen.
    Es war erst sieben Uhr morgens. Robert und Gilles gingen zwei Pferde satteln, um sich auf die Suche nach Hopkins zu machen. Ravignat und Coutarel waren bereit, sie zu begleiten. Allerdings hingen sie sich Gewehre um. Die Sonne schien wieder. Der Wind hatte sich völlig gelegt, und alle schämten sich ein wenig der Angst, die sie in der Nacht empfunden hatten.
    Die Abwesenheit von Hopkins beunruhigte die meisten nicht sonderlich. Robert wusste, dass der Engländer schon oft früh am Morgen ausgegangen war. Sicher erschien er in Kürze wieder im Schloss und erklärte trocken, dass er in die nächste Stadt gewandert sei, um Zigarren zu

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