009 - Die Bestien
holen. Sein Wagen stand in der Garage.
Aber sie suchten vergeblich nach Hopkins, obwohl sie zu viert den Park und den ganzen Wald durchstreiften und in jedes Gebüsch blickten.
Robert ging zu dem Haufen welken Laubes, unter dem er die Hacke und den Spaten gefunden hatte. Beide Gegenstände waren verschwunden.
Schließlich inspizierten sie auch die Ruinen des alten Dorfes. Als Robert jedoch tiefer ins Gebüsch eindringen wollte, weigerte sich der Diener, ihm zu folgen. Robert war selbst unbehaglich zumute, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass zwischen dem alten Hexendorf und den unerklärlichen Vorgängen im Schloss ein Zusammenhang bestand.
Robert schlug vor, Hurlo aufzusuchen, um ihn nach Hopkins zu fragen. Kurz vor der Hütte des alten Mannes, die in der Nähe des Hexendorfes stand, hielt Ravignat sein Pferd an. Er war bei Robert geblieben, während Gilles und Coutarel sich in anderer Richtung entfernt hatten.
»Zu Hurlo komme ich nicht mit«, erklärte er.
Robert schwang sich vom Pferd. Niemand war zu sehen. Er klopfte. Keine Antwort. Er versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie war versperrt. Sollte er sie aufbrechen? Er hoffte, in der Hütte irgendwelche Beweise für Hurlos Schuld zu entdecken, irgendetwas, das ihn als Hexenmeister auswies. Seltsam, dass er eine solche Möglichkeit überhaupt in Erwägung zog. So etwas wäre ihm früher nicht im Traum eingefallen.
Müde kehrten sie ins Schloss zurück. Gilles und Coutarel erwarteten sie schon.
»Möglicherweise ist er bereits weg«, sagte Georges Sirven. »Vielleicht ist er heute Nacht zu Fuß aufgebrochen und hat Koffer und Wagen einfach hier gelassen. In ein paar Tagen ruft er dann aus London an und schickt jemanden, der den Wagen holt. Schließlich ist es nicht ausgeschlossen, dass er mit den seltsamen Vorgängen etwas zu tun hat. Vielleicht ist er abgehauen, um unsere Unsicherheit und unsere Besorgnis noch zu verstärken. Ich werde mal das Hotel in Saint-Lorry anrufen, von wo aus um sieben Uhr der Omnibus abgeht.«
Aber auch dort war der Engländer nicht gesehen worden, und ebenso wenig an anderen Stellen in der Umgebung.
Kurz vor dem Mittagessen, das die Hausherrin mit Hilfe von Catherine und Ravignat zubereitet hatte, führte Robert ein Gespräch unter vier Augen mit Elina.
Das Verschwinden des alten Engländers beunruhigte selbst sie. Hopkins war ihr besonders sympathisch gewesen. Robert ließ sie nicht aus den Augen. Die fast schlaflose Nacht war ihr nicht anzumerken. Sie schien ruhig und ausgeglichen, wenn sie sprach, und der Blick, mit dem sie ihn ansah, war voller Sympathie.
»Sagen Sie, Elina, glauben Sie an übersinnliche Kräfte?« fragte er sie unvermittelt.
Sie lächelte sanft. »Wie können Sie noch fragen, nach dem, was wir in der vergangenen Nacht erlebt haben? Denn jetzt glauben doch auch Sie daran, nicht wahr? Ich habe allerdings schon immer daran geglaubt, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als wir meinen. Dabei bin ich durchaus vernünftig und realistisch erzogen worden. Ich kenne niemanden, der sich mit Spiritismus oder ähnlichem Zeug abgibt. Dennoch neige ich zur Mystik und zum Übersinnlichen. Ich habe mich selbst manchmal deswegen geärgert. Vielleicht ist meine Liebe zur Musik an dieser Neigung schuld. Jedenfalls habe ich nicht nur schon immer an übersinnliche Kräfte geglaubt, sondern bin auch schon des öfteren mit ihnen in Berührung gekommen. Diese unsichtbaren Kräfte waren mir durchaus nicht immer feindlich gesonnen. Ich habe oft sehr seltsame Träume. Ach, ich weiß selbst nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle. Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Aber war es nicht auch seltsam, dass ich das Gefühl hatte, hier nicht zum ersten Mal zu sein, Robert? Und merkwürdigerweise habe ich heute Nacht überhaupt keine Angst gehabt. Vielleicht lag das daran, dass Sie in meiner Nähe waren. Ich habe nur ein wenig geschaudert, als plötzlich der Flügel den Totentanz spielte. Jetzt werden Sie mich sicher für verrückt halten.«
»Aber nein!«
Nach dem Mittagessen brachen die übrigen Gäste auf. Die Hausherrin fuhr im Wagen eines befreundeten Ehepaars mit nach Nancy. Nur der Oberst, der Schlossherr, die beiden Ingenieure und die beiden Mädchen blieben im Schloss zurück.
Man zog in Zimmer, die im ersten Stock nebeneinander lagen, um einander nahe zu sein. Neben das Doppelzimmer der Mädchen zogen Robert und Gilles. Georges Sirven und der Oberst wohnten den Mädchen
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