Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
Vom Netzwerk:
mal, hast du nicht Fräulein Catherine gesehen?« fragte ihn Robert. »Nein, Herr Sirven.«
    »Hast du sonst irgendetwas im Wald bemerkt?«
    »O ja! Eben habe ich ein paar Hunde gesehen.«
    »Ein paar Hunde?« Robert wurde blass.
    »Ja, Herr Sirven.«
    »Was für Hunde? Was haben sie gemacht?«
    »Ach, so genau habe ich das nicht gesehen. Sie sind zwischen den Bäumen hindurchgeflitzt. Wahrscheinlich waren es die Hunde aus der Meute.«
    »Und sie haben nicht gebellt?«
    »Nein, sie waren ganz still. Nur dicht zusammengedrängt waren sie. Und es war ein großer schwarzer Hund bei ihnen. Es sah so aus, als ob sie was auf dem Rücken trugen.«
    »Etwas auf dem Rücken?«
    »Ja, irgendein großes Paket. Ich habe es nicht genau gesehen. Vielleicht war es auch kein Paket, sondern ein Mensch. Ja, so sah es aus.«
    Robert kam gar nicht mehr auf die Idee, dass Andre vielleicht log. Die Mitteilung erfüllte ihn mit Entsetzen.
    »Du meinst wirklich, die Hunde haben jemanden auf ihrem Rücken getragen? Welche Farbe hatte die Kleidung?«
    »Ich weiß ja gar nicht, ob es ein Mensch war. Es war etwas Blaues.«
    Blau! Catherine hatte eine königsblaue Bluse zu ihrer Reithose getragen.
    »Und wo sind die Hunde hingelaufen?« fragte Robert mit halberstickter Stimme.
    »Dorthin, Herr Sirven!« Der Knabe wies in die Richtung des Hexendorfes. Robert galoppierte davon. Es wurde dämmerig. Nebel begann aus dem Boden aufzusteigen. Robert preschte durch Büsche und Gestrüpp. Wirre Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Es war, als wäre er aus der Welt der Vernunft in eine teuflische, verhexte Welt übergewechselt.
    Aus der Richtung des verfallenen Dorfes hörte er jetzt undefinierbare Geräusche. Er hielt sein Pferd an, um besser lauschen zu können. Die Hunde heulten wieder.
    Der Angstschweiß trat ihm auf die Stirn. Das Heulen klang so unheimlich, dass er am liebsten geflohen wäre, doch er setzte seinen Weg fort und spornte sein Pferd sogar zu immer schnellerem Galopp an.
    Beinahe wäre er an der Kreuzung mit einem anderen Reiter zusammengestoßen. Es war Gilles.
    »Hörst du?« rief Gilles. »Die Hunde! Die verhexten Hunde! Ich bin sicher, dass Catherine dort ist. Schnell, schnell! Wenn es nur noch nicht zu spät ist!«
    Wie zwei Wahnsinnige galoppierten sie weiter. Das heulende Kläffen kam rasch näher. Schon sahen sie die Ruinen des Hexendorfes in der Ferne auftauchen. Sie mussten ihre Pferde peitschen, weil die Tiere, von Angst erfasst, nicht weiter wollten. Schließlich sprangen sie aus dem Sattel und arbeiteten sich durch das Unterholz, bis sie die Stelle erreicht hatten, an der der Oberst verletzt worden war.
    Die Abendröte hatte den Horizont blutrot gefärbt. Am Himmel flogen Scharen von Falken, und das schaurige Lachen hallte durch den Geisterwald. Doch was sie gleich sahen, flößte ihnen noch größeres Entsetzen ein.
    Am Ende der kleinen Lichtung, neben einer halbverfallenen Mauer, bildeten die Hunde, die sich wie toll gebärdeten, einen Halbkreis um etwas Blaues.
    Gilles und Robert stürzten darauf los. Die Hunde fielen über sie her. Mit den Gewehren schlugen die beiden Männer wie wild um sich, und ihre Schreie der Wut vermischten sich mit dem Geheul der Tiere.
    Vor ihnen lag Catherine. Gilles schlug die Hände vors Gesicht, um dem furchtbaren Anblick zu entgehen, doch Robert überwand sein Entsetzen und beugte sich über sie.
    Catherine war tot. Ihre schönen blonden Haare lagen wie ein Fächer unter ihrem Kopf. Ihre Augen waren geschlossen. Das bleiche Gesicht war unversehrt und hatte seine harmonische Schönheit bewahrt. Ihr Körper jedoch war völlig zerfleischt.
    Robert zog die Jacke aus und breitete sie schaudernd über die Tote. Dann legte er den Arm um Gilles und führte ihn beiseite.
    Gilles ließ sich zu Boden fallen und schluchzte hemmungslos. Die Hunde waren verschwunden. Zwei von ihnen, denen sie den Schädel eingeschlagen hatten, lagen reglos am Boden. Robert bemerkte, dass der eine etwas Glänzendes in der halboffenen Schnauze hatte. Er beugte sich über ihn und holte den Gegenstand zwischen den Zähnen des Tieres hervor. Es war die Brosche. Sie steckte an einem blutdurchtränkten Fetzen Stoff. Schaudernd ließ Robert sie in der Hosentasche verschwinden.
    Georges Sirven erschien im Gebüsch. Er war sehr blass und schien auf das Schlimmste gefasst zu sein. Auch er schlug die Hände vors Gesicht, als er Catherines zerfetzte Leiche sah.
    »Das ist meine Schuld«, stöhnte er. »Ich hätte euch nicht in den Wald

Weitere Kostenlose Bücher