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009 - Die Bestien

009 - Die Bestien

Titel: 009 - Die Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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ungeduldige, jedoch stets völlig beherrschte Mann, hatte sich in der Bibliothek eingeschlossen. Er war von Catherines tragischen Tod tief erschüttert worden.
    »Das ist das Ungeheuer!« hatte er mehrmals gerufen. »Das Ungeheuer hat es getan! Ich muss versuchen, uns alle davon zu befreien. Nur ich – nur ich kann das tun.«
    Robert hatte sich gefragt, ob der alte Offizier verrückt geworden war. Aber waren sie das nicht alle?
    Gilles wich nicht von der Seite seiner toten Verlobten. Sein sonst so rosiges Gesicht war leichenblass. Lange saß er still da, das Gesicht in den Händen vergraben, und weinte bitterlich. Dann sprang er auf, ballte die Fäuste und drohte, Catherine zu rächen. Er stieß Drohungen gegen Hopkins aus. Auch die anderen schien er bisweilen zu verdächtigen, den Oberst, Elina, den Jagdaufseher, den Diener und sogar Dr. Vigour. Nicht einmal sein Freund Robert stand außerhalb des Verdachtes. Dieser hatte verschiedentlich versucht, ihm gut zuzureden, war aber heftig von ihm zurückgestoßen worden.
    Gilles war in seinem furchtbaren Seelenzustand dann auch an einer peinlichen Szene schuld.
    Gegen Mitternacht hatte Robert ihn ins Esszimmer geleitet, damit er wenigstens eine Tasse Kaffee zu sich nahm. Im Esszimmer saß nur Elina in einem tiefen Sessel. Georges Sirven hatte sich niedergelegt, Coutarel und Ravignat hielten sich mit den Polizisten in der großen Schlossküche auf, und der Oberst befand sich noch in der Bibliothek. Im ganzen Schloss herrschte Totenstille. Die Erscheinungen der vergangenen Nacht hatten sich nicht wiederholt. Nur die Hunde hörte man manchmal in der Ferne heulen.
    Gilles schien etwas ruhiger zu sein oder auch nur erschöpft. Er schwieg, warf aber immer wieder einen feindseligen Blick zu Elina hinüber.
    Als Robert sein Taschentuch herauszog, kam automatisch die Brosche mit zum Vorschein. Sein Freund sah sie und wurde sichtlich erregt.
    »Ich habe sie bei Catherine gefunden«, erklärte Robert. »Bitte, nimm du sie doch!«
    Gilles betrachtete sie mit finsterem Blick. Elina beobachtete die beiden Männer mit gequältem Gesicht. Robert bemerkte, dass sie schauderte.
    Gilles trat zu ihr und hielt ihr die Brosche hin.
    »Da, nehmen Sie das Ding wieder!« sagte er unfreundlich. »Sie gehört doch Ihnen. Nehmen Sie sie wieder!«
    »Nein, Gilles«, erwiderte Elina. »Sie gehörte jetzt Catherine. Ich hatte sie ihr geschenkt. Behalten Sie das Schmuckstück als Erinnerung an sie.«
    Seine Augen schienen Funken zu sprühen. »Nein, nein! Ich will es nicht! Ich will es nicht! Behalten Sie das Ding!«
    Er drückte ihr das Schmuckstück in die Hand.
    Elina war bleich geworden. Mit schwacher Stimme protestierte sie.
    »Nein, ich will die Brosche nicht«, wiederholte Gilles in fast drohendem Ton. »Sie ist verflucht. Ich bin sicher, dass sie
    Catherine Unglück gebracht hat. Daran sind Sie schuld. Behalten Sie das Ding! Ich will es nicht mehr sehen.«
    »Aber Gilles!« rief Robert vorwurfsvoll.
    Doch sein Freund war völlig außer sich. »Behalten Sie das schreckliche Ding, verstanden? Ich will es nie Wiedersehen! Und Sie auch nicht! Lassen Sie sich bloß nicht mehr bei Catherine blicken. Warum reisen Sie nicht ab?« In diesem Moment erschien der Oberst im Salon. Gilles griff auch ihn sofort an. »Und Sie sollten auch endlich abfahren. Sie wissen zuviel über die bösen Geister, die das Schloss unsicher machen und meine geliebte
    Catherine umgebracht haben.«
    Der Oberst öffnete den Mund zu einer Entgegnung, doch
    Robert gab ihm einen Wink, zu schweigen. Der alte Offizier zog sich zurück, und Elina folgte ihm. Robert führte seinen Freund wieder zu Catherine und bemühte sich, ihn zu beruhigen.
    Kurz vor Morgengrauen trafen Catherines Eltern, die man telefonisch verständigt hatte, mit dem Wagen ein.
    Was sich dann abspielte, war herzzerreißend.
     

     
    Sofort nach Tagesanbruch begaben sich die Polizisten, der Jagdaufseher und der Diener an die Stelle, so man die tote Catherine gefunden hatte. Robert begleitete sie, um wenigstens für kurze Zeit der bedrückenden Atmosphäre im Schloss zu entrinnen.
    Die Polizisten beschäftigten sich übrigens auch mit dem Verschwinden von Hopkins, der ihnen verdächtig erschien. Denn trotz der Erklärungen von Dr. Vigour waren sie inzwischen mehr denn je geneigt, den Tod des jungen Mädchens geheimnisvoll und unerklärlich zu finden. Im Verlauf der Nacht hatten ihnen der Jagdaufseher und Ravignat so erschreckende Dinge erzählt, dass auch sie das

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