0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt
wirklich, er wäre allein gekommen!«, brüllte Stawford ihn an. »Ich garantiere dir, die ganze Gegend hier wimmelt von G-men und Cops, und wenn ihr Kollege in einer bestimmten Frist nicht auftaucht, dann kämmen sie das ganze Gelände durch. Hast du daran auch gedacht?«
»Er ist allein gekommen«, versicherte Raggos Bruder. »Ich habe ihn genau beobachtet.«
Stawford beachtete seine Worte nicht, sondern wandte sich wieder mir zu.
»Warum bist du gekommen G-man?«
Ich brachte ein Lachen zustande, obwohl ich sonst ziemlich erledigt war. Mein Bein schmerzte wie die Hölle. Wahrscheinlich blutete die Wunde wieder.
»Dumme Frage, Stawford.« Ich zeigte auf die Dollarscheine. »Ihr habt den Holster-Jungen entführt, und diese Leute suchen wir.«
Der Rothaarige, den Terluzzi mit Greg MacLaw angesprochen hatte, sagte: »Rede nicht lange mit ihm, Pat! Erledige ihn, und dann lass uns türmen, bevor die Cops hier auf tauchen.«
Stawford drehte den schweren Kopf.
»Ich töte keinen G-man, wenn’s nicht unbedingt nötig ist.«
»Aber es ist nötig«, knurrte MacLaw.
»Was hier nötig ist, entscheide ich!«, pfiff der Chef ihn an.
»Ich mache einen Vorschlag«, sagte ich. »Wir wollen den Jungen haben. Gebt mir das Kind, und ich garantiere euch einen Vorsprung von 24 Stunden. Ich nehme das Kind mit in meine Wohnung, rühre mich einen Tag lang nicht von der Stelle und liefere dann erst den Jungen seinem Vater ab.«
Stawford musterte mich finster.
»Du kannst den Jungen nicht haben«, antwortete er schwer.
Ich verstand, was dieser Satz bedeutete. In mir schoss die Wut gegen diese Männer hoch, die ein Kind wegen eines Haufens dreckiger Dollarscheine töteten. In dieser Sekunde wusste ich, dass ich sie jagen würde, solange noch ein Hauch von Leben in mir war.
Stawford starrte lange vor sich hin. Dann befahl er seinen Leuten: »Packt die Dollars ein! Verteilt sie, wie wir es besprochen haben. Auf ein paar Dollar mehr oder weniger kommt es nicht an.«
Sie machten sich an dem Geld zu schaffen. Auch Terluzzi beteiligte sich. In weniger als zehn Minuten waren die Scheine wieder in den Aktentaschen verstaut, in denen die Gangster sie erbeutet hatten.
»Wir sind fertig, Pat«, meldete der rothaarige MacLaw.
»Geht in das Vordergebäude und wartet dort! Ich komme nach!«
»Und der G-man?«, fragte Terluzzi. Stawford warf ihm einen finsteren Blick zu, unter dem sich der Bursche duckte wie unter einem Peitschenhieb.
»Wenn er erledigt werden soll, ich mache es«, wagte er dennoch zu sagen.
»Raus!«, knurrte der Chef.
»Komm schon!«, sagte Slim Pund, der Mann mit dem ausdruckslosen Gesicht und den schrägen Augen. Er fasste Terluzzis Arm und zog ihn zur Tür. Jeder trug eine Aktentasche, nur Greg MacLaw trug zwei.
Zurück blieben Pat Stawford und ich. Von draußen klangen noch Schritte. Dann wurde es still.
Stawford brach das Schweigen.
»Es tut mir leid«, sagte er, »und ich tu’s nicht gern. Nicht wegen deiner blauen Augen, G-man, aber ich bringe nicht gern jemanden um. Dieser verdammte Terluzzi hat meine ganzen Pläne über den Haufen geworden. Lässt sich leider nichts mehr daran ändern, und darum muss es jetzt sein.«
»Lass es Terluzzi besorgen«, antwortete ich gelassen. »Er drängt sich geradezu nach diesem Job.«
»No, das wäre zu riskant. Du bist einer von der Sorte, die einen Burschen wie Terluzzi selbst dann noch fertigmachen, wenn er ’ne Maschinenpistole in den Händen hält.«
»Mach schon«, sagte ich zwischen den Zähnen. »Auf den elektrischen Stuhl kommst du so oder so. Auf einen Mord mehr kommt es nicht an. Und ich bin wenigstens ein ausgewachsener Mann.«
»Es ist Quatsch, dass ich zu viel mit dir rede«, sagte er mehr zu sich selbst als zu mir. »Jetzt ist ohnedies alles verdorben.« Er hob den Colt.
Ich warf mich mit dem Stuhl nach hinten, aber das allein hätte nicht genügt, um mich vor Stawforfls Kugel zu bewahren.
Aber ich saß nahe genug am Tisch, um bei diesem halben Salto rückwärts mit den Füßen unter die Tischplatte zu treten.
Der Tisch stürzte nach vorne auf Stawford zu. Die Lampe, die den Raum erhellte, fiel mit.
Wie kalt und überlegt Pat Stawford handeln konnte, erkannte ich daran, dass er nicht versuchte, mich doch noch mit einer Kugel zu erwischen. Er leerte nicht in einem Panikanfall das halbe Magazin. Er feuerte keinen Schuss ab, sondern er sagte nur ruhig in die Dunkelheit hinein: »Das nützt dir nichts, G-man. Ich habe eine Kanone, und du hast nichts.
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