0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt
hatte ich beide Arme schon wieder von unten nach oben hochgerissen, und jetzt klappte es besser. Meine zusammengelegten Fäuste trafen Terluzzis Handgelenk. Sein Arm wurde hochgeschleudert. Seine Finger verloren die Kraft, die Pistole zu halten. In hohem Bogen flog sie auf das Pflaster.
Der Kidnapper stieß mich vor die Brust. Ich taumelte zwei Schritte zurück. Er warf sich herum, um zur Pistole zu stürzen, aber ich war über ihm, bevor er die Stelle erreichte.
Ich hämmerte ihm beide Fäuste ins Genick, aber ich schlug zu hastig zu, um genau zu treffen, und so landeten die Hiebe auf seinem Schulterblatt und schadeten ihm nicht viel. Er verzichtete darauf, die Pistole wiederzufinden, fuhr herum und griff mich an.
Er war schnell wie eine Natter, und wenn ich ihm vor einer halben Stunde auch schon ein paar Sachen verpasst hatte, so befand ersieh doch in viel besserer körperlicher Verfassung als ich.
Er brachte ein paar Hiebe bei mir unter, die ich nicht vermeiden konnte, und die mich drei, vier Schritte zurückzwangen bis an den Rand des Lichtkreises. Aber jetzt sah ich besser, und als er zu einem neuen Schwinger ausholte, funkte ich mit einem Haken dazwischen, der ihn durchschüttelte.
Er taumelte ein wenig. »Ich bekomme dich doch«, gurgelte er. Er griff an. Kalt schoss ich eine Rechte ab. Er fing sich den Hieb ein und ging zu Boden, sprang aber sofort wieder auf.
Bevor ich ihn erreichte, fuhr seine Hand in die Tasche, zuckte wieder heraus, ein leises, aber deutliches Schnappen, und die Klinge des Messers, mit dem er mir schon einmal an die Kehle gewollt hatte, blitzte in seiner Faust.
Langsam ging ich rückwärts in den Lichtkreis hinein. Wenn ich ihn jetzt noch schaffen wollte, musste ich sehen können.
Geduckt kam er mir nach.
»Siehst du, dass ich dich doch noch bekomme«, höhnte er. »Grüß Raggo von mir, wenn du ihn in der Hölle triffst.«
Er fiel mich an. Ich wollte seinen Hieb abfangen, aber mit dem Messer verstand er umzugehen. Er machte in der letzten Sekunde eine kleine täuschende Bewegung. Ich konnte sein Handgelenk nicht packen, konnte nur noch den Ellbogen hochreißen. Ratschend zerriss der Ärmelstoff meiner Jacke, und der Messerstich fuhr wie die Flamme eines Lötkolbens an meinem linken Oberarm entlang. Den nächsten Hieb, der mit Gedankenschnelligkeit folgte, vermied ich nur durch einen Sprung nach rückwärts. Bevor Terluzzi den Arm neu erheben konnte, sprang ich ihn an.
Ich riss ihn zu Boden, aber immer noch bekam ich das Handgelenk nicht zu fassen, und während ich ihm die rechte Faust ins Gesicht schmetterte, erwischte er mich voll.
Ich warf mich zurück. Terluzzi witterte seinen Sieg. Er folgte meiner Bewegung, verhinderte, dass ich mich aufrichten konnte. Der Anprall warf mich auf den Rücken. Er tauchte über mir auf. Sein Gesicht war eine einzige Maske des Triumphes. Er warf den Arm hoch. Die Klinge zuckte nach meinem Hals.
Ich blockte den Hieb mit den vorgeworfenen Armen ab, griff nach und jetzt erwischte ich das Handgelenk und umklammerte es mit beiden Händen.
Ich lag auf dem Rücken, und der Gangster kniete über mir. Unter Aufbietung aller Kräfte bog ich seinen rechten Arm tiefer und tiefer.
Terluzzi ächzte. Seine freie linke Hand griff nach meinem Hals, umklammerte meine Kehle. Ich warf den Kopf hin und her, aber ich konnte die Hand und ihren Druck nicht loswerden.
Terluzzi mochte spüren, dass er nahe am Sieg stand. Alle Kraft, die ich noch besaß, konzentrierte ich in den Druck auf sein Handgelenk. Er konnte nicht anders, er musste die Finger öffnen. Wie aus weiter Ferne hörte ich das leise Geräusch, mit dem das Messer auf das Pflaster klirrte.
Der Gangster riss den Arm hoch, meine Finger glitten ab, und Terluzzi legte auch seine zweite Hand um meinen Hals und gleichzeitig stürzte er sich aus der Knielage nach vorn und presste mich mit dem ganzen Gewicht seines Körpers aieder.
Der Sauerstoffmangel lähmte meine Glieder. Die Arme waren bleischwer. Ich hörte röcheln und wüsste nicht, dass ich selbst es war, der röchelte. Meine Hände zuckten fahrig auf dem Pflaster, stießen an etwas Kaltes, fühlten einen Schmerz, der für einen Augenblick die Atemnot übertönte.
Ich packte zu, aber es war nicht mehr mein Verstand, der mich handeln ließ, sondern dass ich nur noch dunkel erahnte als ein Etwas, das mich zerdrückte.
Es war ein matter Stich, aber er verursachte Schmerz, und Terluzzi zuckte zusammen. Seine pressenden Hände verloren für einen
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