0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt
einer Pritsche eingerichtet. Auf der Pritsche lag eine alte Matratze, aber kein Bettzeug. Die Einrichtung des Raumes sah nicht so aus, als hätten hier ständig die Männer oder auch nur einer von ihnen gewohnt. Offenbar benutzten sie die Bude nur für gelegentliche Zusammenkünfte.
Auf dem Tisch stand eine Batterielampe, deren Licht die Dollarpakete beleuchtete. Ich erblickte auch zwei Aktentaschen jener Sorte, wie auch ich sie benutzt hatte.
Aber ich fand nicht den geringsten Hinweis dafür, dass Holsters Sohn sich jemals hier aufgehalten hatte.
»Dreh dich um!«, befahl der Anführer.
Drei der Männer hielten Pistolen in den Händen, der Anführer einen schweren Colt. Er war ein großer Bursche, nicht kleiner als ich, aber seine Gestalt wirkte vierschrötig und bullig. Das Haar auf seinem Schädel war blond und begann, sich zu lichten.
Einer der Männer hinter ihm besaß einen roten Haarschopf und ein Gesicht voller Sommersprossen. Seine Oberlippe war von einer Hasenscharte gespalten, sodass man auch dann seine großen gelben Zähne sah, wenn er seinen Mund geschlossen hielt.
Der dritte Mann hatte ein unauffälliges Durchschnittsgesicht, in dem höchstens die schräg stehenden Augen mit den kleinen flitzenden Pupillen auffielen.
Der Bursche, der mich hergelotst hatte, war der Einzige, der blutete. Meine Fausthiebe hatten ihm die Oberlippe aufgeschlagen. Seine Hautfarbe war bräunlich, und jetzt erst erkannte ich, dass er dem Mann, den ich erschossen hatte, ähnlich sah, nur mochte er ein paar Jahre jünger sein.
»Bist du wirklich G-man?«, fragte der Chef.
Ich fand meine Haltung wieder. Wahrscheinlich hatte ich'nicht mehr sehr lange zu leben, aber das würde sich noch herausstellen.
»Tut mir leid, wenn es dich betrübt, aber ich gehöre tatsächlich zum FBI.«
Der Mann zerknirschte einen Fluch zwischen den Zähnen. Er warf den Kopf herum und brüllte den Braunhäutigen an: »Warum hast du ihn hergebracht, du Idiot?«
»Er hat Raggo erschossen!«, schrie der andere zurück.
Ich ließ die Arme sinken und setzte mich gemächlich auf einen Stuhl. Keiner hinderte mich daran.
»Ich wette, der Junge ist ein Bruder von Terluzzi«, sagte ich. »Was willst du? Er hat eben Familiensinn!«
Das Gesicht des Mannes verzerrte sich. Er sprang zwei Schritte vor und schrie mich an: »Ja, ich bin Raggos Bruder. Und ich lasse keinen Mann lebendig herumlaufen, der Raggo auf dem Gewissen hat.« Er warf sich herum und schrie seine Kameraden an: »Ich werde ihn erledigen, und keiner von euch, du nicht, Greg MacLaw, du nicht Slim Pund und auch du nicht, Pat Stawford, werdet mich daran hindern, es ihm zu besorgen.«
Er drehte sich wieder mir zu.
»Ja, ich werde es dir besorgen«, zischelte er, »aber so, dass du etwas davon hast.« Er senkte die Hand in die Tasche und zog ein Federmesser heraus. Als er den Knopf drückte, schnellte die Klinge vor.
Seine Gestalt zog sich zusammen, seine dunklen Augen funkelten.
»Hiermit besorge ich es dir«, flüsterte er heiser und hob das Messer.
***
Ich war entschlossen, aufzuspringen und ihm den Stuhl auf den Kopf zu schlagen, wenn er nahe genug herankam, aber es war nicht nötig. Der Chef selbst packte über die Schulter Terluzzis hinweg sein Handgelenk, drehte es, bis der Bursche mit einem Schmerzensschrei das Messer fallen ließ. Dann schleuderte er ihn von sich, dass er gegen die Wand knallte. Der Mann musste unheimlich stark sein.
Terluzzi rieb sein Handgelenk und starrte seinen Chef wütend an.
Der Bandenführer, Terluzzi hatte ihn vorhin Pat Stawford genannt, knirschte vor Zorn mit den Zähnen.
»Ich sollte dich erschießen, du Idiot«, wütete er. »Wir schnappen vierhunderttausend Dollar, ohne dass die Cops auch nur erfahren, wie unsere Nasenspitzen aussehen. Und dann kommst du auf die Idee, uns einen G-man in die Bude zu schleppen! Du musst wahnsinnig geworden sein!«
»Er hat Raggo getötet«, wiederholte Terluzzi hartnäckig.
»Ich spucke auf deinen Bruder!«, schrie Stawford. »Wahrscheinlich hat er sich genauso dämlich benommen wie du. Sonst wäre er nicht umgelegt worden. Und wenn du schon glaubst, du müsstest ihn rächen, dann hättest du, zum Henker, wenigstens uns aus dem Spiel lassen und es allein erledigen sollen.«
»Wollte ich ja, Pat«, verteidigte sich Terluzzi, »aber er war zu vorsichtig. Er bot mir keine Gelegenheit, zum Schuss zu kommen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn herzubringen, damit ihr mir helfen konntet.«
»Und du glaubst
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