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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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versuchten.
    Triumph stieg in Domdonar auf.
    Er hatte in jener Zeit, aus der dieser Zamorra stammte, die Weichen gestellt.
    Er hatte die Milliarden im Börsenspiel zusammengerafft, die er und seine Luciferen benötigten, um beim ersten Angriff auf Europa diesen Kontinent in ihre Gewalt zu bringen. Um dort das unvergängliche Reich der Luciferen aufzubauen und von dort den Sprung nach allen anderen Kontinenten zu tun.
    War es nicht in den »Sibyllinischen Büchern« zu lesen?
    - Das Reich wird sein und ewig sein, aber sein Sein wird erst werden, wenn die Tiefen sich öffnen und sich mit den Lichtbringern vereint haben - Sie waren die Lichtbringer! Sie, die Luciferen! Und Europa gehörte ihnen. Das moderne Europa, der Kontinent der Technik, das Land der Wissenschaften und der Reichtümer. Das einzige Hindernis, das sich ihnen noch in den Weg gestellt hatte, die Macht in Europa an sich zu reißen und sie mit den magischen Kräften der Finsternis und Tiefe zu teilen - dieser Professor Zamorra würde den nächsten Tag nicht mehr erleben. In der »Regio felix« würde er ein Opfer der satanischen Kräfte werden, und auch die Zaubersprüche der Mater-Domina würden nicht stark genug sein, ihn vor seinem Verderben zu bewahren.
    Satanisches Lächeln umspielte Domdonars Mund. Er betrachtete den Raum, in dem er auf seinem Ruhelager lag. Gedankenlos streckte er die Hand nach einer Alabasterschale aus, in der blutrote Weinreben lagen, und er nahm eine Beere und schob sie in den Mund. Genüßlich ließ er die zuckersüße Frucht auf der Zunge zergehen. Er dachte an eine ganz bestimmte Sklavin. Sie würde heute abend das Lager mit ihm teilen müssen.
    Im nächsten Moment tauchte das Gesicht einer Greisin vor seinem geistigen Auge auf.
    Er schaute in das Antlitz seiner Mutter; er blickte in ein Gesicht, das vom Vergessen in der Zeit nicht zerfressen werden würde: Sibylle von Cumae, die in der schauerlichen Umgebung des alten Kraters, neben dem Eingang zur Unterwelt, in der geweihten Grotte lebte und dort jene Schriftrollen bewahrte und pflegte, die nach ihr den Namen erhalten würden: Die Sibyllinischen Bücher.
    Sibylle von Cumae war seine Mutter! Er war ihr einziges Kind. Mater-Domina war die jüngere Schwester seiner Mutter und seine Tante.
    Es gab keinen breiteren Abgrund als denjenigen, der die beiden Schwestern voneinander trennte!
    Seine Tante würde mit Zamorra vernichtet werden!
    Die Erde war für zwei Frauen zu klein, die wie Sibylle oder Mater-Domina über so große magische Kräfte verfügten.
    Eine von beiden mußte zerstört werden. Aber nicht nur körperlich. Auch all jenes Unbegreifliche, was sie zu den Mächten des Unsichtbaren so leicht den Weg finden ließ.
    Domdonar erschrak nicht, als aus der Wand eine schimmernde Gestalt heraustrat, die im eiskalten Kobaltblau leuchtete, deren Umrisse ununterbrochen verschwammen, und die niemals zu einer festen Form oder zu einem scharfen Umriß fanden.
    Ein Lucifere der Finsternis stand vor ihm. Ein Lichtbringer, der ihm und seinen Gläubigen den Namen gegeben hatte.
    »Suche sofort deine Mutter in der geweihten Grotte auf, denn ihr droht durch Zamorra größte Gefahr! Domdonar, du hast Zamorra abermals unterschätzt! Die ›Drei Krallen der Finsternis‹ sind sehr betrübt, weil du sie enttäuscht hast!«
    Das war die letzte Warnung der satanischen Kräfte in den Tiefen.
    Die »Drei Krallen der Finsternis« warnten nur zweimal. Beim drittenmal ließen sie durch ihre Lichtbringer vollstrecken, und das bedeutete: absolute Vernichtung.
    Domdonar erschrak bis in die tiefsten Winkel seines höllischen Seins. Er wagte den Lichtbringer nicht zu fragen, wieso seine Mutter sich in tödlicher Gefahr befände. Mit starrem Blick sah er den Luciferen wieder auf die gekalkte Wand mit den erotischen Mosaikbildern zurückgehen und in der Wand verschwinden.
    Das Kobaltblau verklang wie ein sterbender Ton.
    Domdonar, der größte Hellseher des neuen Roms und der Ratgeber von zahlreichen Bankiers, schüttelte sich und fror im tiefsten Innern.
    Die »Drei Krallen der Finsternis« waren betrübt, weil er sie enttäuscht hatte!
    Er schloß die Augen.
    Er ballte unwillkürlich die Hände.
    »Zamorra…«, flüsterten seine Lippen. »Zamorra…«
    Es war ein tödlicher Haßgesang; ein Haß bar jeder Menschlichkeit.
    Hatten die satanischen Kräfte in Finsternis und Tiefe jemals gewußt, was ein Mensch war?
    In dieser halb verzweifelten, ratlosen Situation, denn die Drohung der Krallen drohte ihn zu

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