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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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diesem verqualmten Tempelraum nicht ersticken.
    Sie schlugen zu.
    Sie wehrten sich.
    Mit geballten Händen und mit ihren letzten Kräften trommelten beide gegen das Gesicht ihres Würgegegners.
    Immer wieder.
    ***
    Zamorra gewann für einen Augenblick die Besinnung wieder.
    Er lag auf einem niedrigen, römischen Ruhebett. Und draußen mußte es Nacht sein, denn er sah funkelnde Sterne.
    Er versuchte, sich aufzurichten, als ihn der eiskalte Luftstrom abermals traf. Er glaubte, im Ruhebett zu versinken, und dann überwältigten ihn die teuflischen Kräfte der Finsternis ein zweites Mal.
    ***
    Bill Fleming hing immer noch in der geschlossenen Abteilung des »Manicomio provinciale« am Tropf. Die Anordnung von Dottore Pignatari war exakt befolgt worden.
    Der Amerikaner hatte sich in sein Schicksal ergeben, denn es konnte sich ja nur noch um ein paar Stunden handeln, bis man ihn mit einem Blumenstrauß von Entschuldigungen wieder entließ.
    Die Zeit verging. Man hatte den leeren Tropf gegen einen neuen ausgetauscht. Bill Fleming konnte kein Glied rühren, keine der beiden Wimpern bewegen oder ein Zucken entstehen lassen. Und das große Loch war immer noch da, in das man ihn mit dem Alfa hatte hineinstürzen lassen.
    Das war Domdonars Werk, der die schwarze Magie beherrschte wie keiner zuvor. Die Kräfte der höllischen Finsternis mußten seine Helfershelfer sein. Oder war Domdonar die personifizierte Finsternis?
    Der amerikanische Kulturhistoriker erkannte den Mann, der jetzt neben seinem Bett stand und ihn abhorchte. Dieser Dottore hatte bestimmt, daß er an den Tropf kam, an dem er immer noch hing.
    »Schwester, wann hat der Amerikaner die Augen geöffnet?« fragte der Doktor leicht überrascht.
    Ihr war nichts davon bekannt gewesen, daß der blonde Patient mit geschlossenen Augen in ihre Station eingeliefert worden war.
    Verärgert sprach der Arzt nun mit einem Krankenpfleger. »Wasserabnahme über dem Katheter, die Blutabnahme werden Sie ja wohl auch fertigbringen, und dann möchte ich morgen früh bei Dienstantritt alle Laborresultate auf dem Tisch liegen haben. Man soll besonders auf Drogenspuren achten. Noch was, Schwester?«
    Sie gab ihm Antwort, aber Bill Fleming, der bewegungslose Mann in der geschlossenen Abteilung des Irrenhauses, fragte sich entsetzt: Ist das alles? Werde ich denn kein einziges Mal richtig untersucht?
    Eine halbe Minute später hatten ihn der Dottore und sein Schwarm verlassen.
    Maßloser Zorn half Bill Fleming nicht weiter.
    Wenn kein Wunder geschah, war er dazu verdammt, auf Tage hinaus im »Manicomio provinciale« zu bleiben, bis sich die Kräfte der schwarzen Magie bei ihm allmählich wieder abbauten. Aber wie lange konnte das dauern?
    ***
    Dottore Pignatari wollte sich von den Amis nichts ans Zeug flicken lassen und hatte eine telefonische Verbindung mit Rom, mit dem US-Konsulat, verlangt.
    Die Verbindung stand. Der Amerikaner am anderen Ende der Strippe, der schon mit einem Fuß auf der Party war, die in einer knappen Stunde starten sollte, hörte kaum zu.
    »Okay, Dottore. Versuchen Sie, unseren Mann wieder gesund zu bekommen. Sollte er mittellos sein, kommen wir natürlich für die Kosten auf. Bye bye, Dottore.«
    In Rom hatte man aufgelegt.
    In Florenz sagte ein Arzt mit leichter Berechtigung: »Hochnäsiger Ami! Bei welcher Klasse fangen bei dem die Menschen an, um die man sich zu bemühen hat?« Dann legte er den Hörer auch auf.
    Er war entschlossen, sich morgen diesen Amerikaner genau vorzunehmen, wenn er kein Drogensüchtiger war.
    ***
    Grausame, fürchterlich schmerzende Kräfte rissen den Professor aus seiner unnatürlichen Bewußtlosigkeit. Mit einem Schrei richtete er sich auf und starrte in das hexenhafte Faltengesicht der Mater-Domina. Ihre kohlschwarzen Augen gleißten unbeschreiblich. Ihr Mund war ein einziger, dünner Strich.
    »Wer bist du?« fragte sie mit leiser Stimme, drohend und einschmeichelnd zugleich. Der schwarze Stein in der goldenen Spange über der linken Brust strahlte blitzendes Feuer aus. Geheimnisvolle Kräfte zwangen Zamorra, diesen Stein anzusehen. Dabei fühlte er die magische Kraft, die von diesem sternförmigen Stein ausging und die versuchte, sich seiner Gedanken zu bemächtigen.
    »Ich habe es dir schon gesagt, Mater-Domina«, erwiderte er in Latein. »Ich komme aus Thule, dem Land an der äußersten Nordgrenze des Erdreiches. Maximus von Thule, der Erhabene, ist mein…«
    »Schweig!« zischte ihn die Meduse an, löste die Faust von ihrer Brust

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