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0091 - Lucifers Bücher

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Titel: 0091 - Lucifers Bücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Brand
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und Mater-Domina in einer unsichtbaren Hohlkugel, durch deren Wandung nichts ins Innere eindringen konnte. Das Rotieren der Fratzen und Bestien wurde schneller und schneller, das schreckliche Kobaltblau vermischte sich mit allen anderen Farben. Blitze wurden zu Flächen, und das unbeschreibliche Donnergrollen zog sich in Höhe und Breite auseinander.
    Alles verlor an Kraft.
    Doch in Zamorra wuchsen die Körperkräfte wieder und auch die seelischen Kräfte.
    Seine Hand streckte sich nach dem Amulett aus.
    Seine Finger umschlossen es, und abermals mußte er einem unsichtbaren, unwiderstehlichen Zwang gehorchend, schreiend über die Lippen bringen: »Merlin Maximus!«
    Großer Merlin…
    Im nächsten Augenblick gab es den Spuk der Höllenkräfte nicht mehr.
    Ein kärglich eingerichteter Raum, ein römisches Ruhelager, wie es primitiver nicht sein konnte, und ein alter Hocker, auf dem Mater-Domina saß, waren alles, was den Professor umgab.
    Wortlos hing er sich das Amulett um, das leicht erwärmt war; ein Zeichen, daß in seiner Nähe sich unnatürliche Kräfte bewegten, aber es schienen unsichtbare Kräfte zu sein, die keine Gefahr für ihn bedeuteten.
    Plötzlich wußte er, woher sie kamen und wer sie auslöste: Mater-Domina.
    Im gleichen Moment sagte sie, und ihr faltenreiches Medusengesicht verklärte sich zum lieblichen Antlitz einer alten Frau, die nur Güte und Liebe kennt: »Du bist ja gar nicht Domdonars Spion! Du bist mein Sohn, auf den ich so lange gewartet habe!«
    Ich soll ihr Sohn sein? dachte Zamorra, und leichtes Unbehagen machte sich in seinen Gefühlen breit. Da spürte er den weichen Druck ihrer greisenhaften Hände, und er spürte ihre Lippen auf seiner Wange, und er hörte sie flüstern: »Troija, mein Sohn…«
    Das Amulett auf seiner Brust war nach wie vor unverändert lauwarm…
    Professor Zamorra nahm Mater-Dominas Hände in die seinen und drückte sie zart.
    Er hatte ganz und gar nichts mehr dagegen, daß sie in ihm ihren Sohn sah, auf den sie so lange gewartet hatte.
    Troija sollte ihr Sohn heißen.
    Troija…
    Ein eigenartiger Name: Eigenartig im Klang. Der Name erinnerte an jenes Troja, das ein gewisser Schliemann Jahrtausende nach der Vernichtung der stolzen Stadt ausgegraben hatte.
    Troija… und dennoch meinte Zamorra, daß sich dahinter viel mehr verbarg als nur die Klangähnlichkeit mit diesem Stadtnamen…
    Troija…
    ***
    Domdonar raste nicht.
    Im Innern war er eiskalt geblieben, als ihm die drei Überlebenden übereinstimmend berichteten, daß sie im Kampf um diesen unheimlichen Fremden im letzten Moment durch die Dämonen der Mater-Domina daran gehindert worden seien, sich in den Besitz des Fremdlings zu setzen.
    Nach der Anzahl der Toten hatte Domdonar nicht gefragt. Wortlos hatte er die drei Männer hinausgeschickt und saß nun in sich versunken und hatte die Augen geschlossen.
    Er tat so etwas nicht zum erstenmal.
    Mit seinen Parakräften rief er nach den satanischen Mächten der Tiefe.
    »Thremedar…! Thremedur…! Thremedon…!«
    Sein seelisches Rufen verhallt ungehört.
    Aus den Tiefen kam keine Antwort.
    Es wunderte ihn nicht; es machte ihn auch nicht besorgt. Ähnliches war ihm schon öfter widerfahren.
    Langsam löste er sich aus der Trance. Für Momente vergaß er diesen Zamorra, der ihn gezwungen hatte, Florenz beinahe fluchtartig zu verlassen, um im Jahr 83 vor der Zeitrechnung wieder nach Kampanien zurückzukehren.
    Er hatte diesen Professor und dessen paranormale Kräfte unterschätzt. Wie es aber zu dieser Fehleinschätzung gekommen war, begriff er nicht.
    Er und seine Luciferen hatten bisher jeden seelischen Widerstand, jedes magische Schutzfeld überwunden, und waren sie zusammen damit nicht fertig geworden, so hatten ihnen die satanischen Mächte der Tiefen und Finsternis geholfen, diese Hindernisse zu beseitigen. An Zamorra war bisher jeder Versuch, ihn zu überwältigen und auch seine magischen Kräfte zu vernichten, gescheitert.
    Für ihn, Domdonar, ein Novum. Einmalig.
    Dann hatte er Zamorra vergessen. Domdonar, der Mann aus der Antike, dachte an seine Luciferen, die ihm blindlings folgten, waren sie doch gleich ihm Gläubige an die magischen Kräfte der Finsternis und Tiefe, und opferten sie nicht stündlich den »Drei Krallen der Finsternis«? Kein Lucifere fürchtete sich vor ihnen; ein jeder wußte, daß es keinen besseren Schutz für ihr leibliches Wohl gab als diese Gewalten der Tiefe, die erbarmungslos jeden Ungläubigen zu zerstören

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