0091 - Satans Schloß
Zugang mit einem dumpfen Poltern.
Im nächsten Moment drehte sich die Welt um Jane. Ihre Füße ertasteten eine enge Wendeltreppe.
Sie verlor den Kontakt zum Boden, zog geistesgegenwärtig die Beine an und ließ sich tragen. Trotzdem stieß sie mehrmals gegen Stufen und Mauer. Ihre Kleider zerrissen. Ihre Haare lösten sich auf.
Eisige Luft schlug ihr entgegen. Feuchtigkeit von nassen Kellermauern. Modergeruch!
In einem rasenden Wirbel trugen die Dämonen sie die spiralenförmige Treppe hinunter, daß Jane schwindelig wurde und das Bewußtsein verlor, ehe sie die Sohle des Schachtes erreichten.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf hartem Untergrund. Verwirrt tastete sie um sich. Es war Steinboden, kalt und feucht.
Um sie herum herrschte absolute Finsternis, daß sie für einen Moment glaubte, man habe ihr die Augen verbunden. Sie sah ihren Irrtum ein, als sie ihr Gesicht betastete. Sie war nicht einmal gefesselt.
Keuchend richtete sie sich auf Hände und Knie auf und kroch vorwärts. Jane Collins wollte ihr Gefängnis erforschen, um nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen.
Doch schon nach einem kurzen Stück prallte sie entsetzt zurück. Ihre tastende Hand stieß ins Leere!
Zitternd preßte sie sich gegen den Boden. In ihrer Vorstellung erschien das Bild eines waagrechten Ganges, der von einem bodenlosen Schacht unterbrochen wurde.
Erst nach einigen Minuten hatte sie genügend Nervenkraft gesammelt, um ihre Erkundung fortzusetzen. Wieder schob sie sich bis zu der Kante vor und stellte fest, daß sie sich nicht getäuscht hatte. Sie befand sich in einem Gang, aus dem es in dieser Richtung kein Entkommen gab, weil sich über die gesamte Breite eine Öffnung hinzog. Aus der Tiefe blies kalter Moderhauch.
Jane fand durch Herumtasten ein Steinchen und warf es in die Tiefe. Obwohl sie mit angehaltenem Atem lauschte, hörte sie keinen Aufprall. Der Schacht mußte bis zum Tal hinunter reichen!
Vielleicht war es nur eine schmale Spalte, die sich quer über den Boden zog. Jane konnte die gegenüberliegende Kante jedoch nicht ertasten und kehrte zum Ausgangspunkt zurück.
Sie versuchte es in der entgegengesetzten Richtung, doch nach wenigen Schritten war auch hier Schluß.
Sie war auf beiden Seiten durch Schächte eingesperrt! Eine falsche Bewegung, und sie stürzte in die Tiefe!
Schaudernd zog sich die Privatdetektivin zurück. Sie kauerte sich in der Mitte zwischen den Abgründen auf die Steinplatten.
Ihre Entführer hatten ein teuflisches Gefängnis für sie ausgesucht. Der Platz, der ihr verblieb, war kaum größer als eine normale Garage!
Jane fror, doch etwas anderes machte ihr viel größere Sorgen. Sie war todmüde. Die Augen fielen ihr schon von alleine zu, obwohl sie sich mit aller Kraft dagegen wehrte.
Sie fürchtete, sich während eines unruhigen Schlafes von der Stelle zu wälzen und abzustürzen.
Gleich darauf geschah jedoch etwas, das sie von allen anderen Sorgen ablenkte.
Von links näherte sich bleicher Lichtschein. Nun erkannte sie, daß sich der Gang zwar auf beiden Seiten fortsetzte, daß die Schächte jedoch zu breit waren. Nicht einmal mit Anlauf konnte sie den Abgrund überspringen.
Gleich darauf schälte sich aus dem hellen, geisterhaften Leuchten eine Gestalt heraus.
Die Gestalt einer jungen Frau.
Jane zuckte zusammen. »Michelle!« flüsterte sie ungläubig.
Das Mädchen lächelte höhnisch und schritt über den Schacht, als wäre an dieser Stelle fester Boden. Mit ausgestreckten Armen kam sie auf Jane zu.
Als sie die langen, wie Dolche gekrümmten Fingernägel entdeckte, blieb ihr die Luft weg.
Michelle Larane war gekommen, um sie zu töten!
***
»Diese Bestien!« knirschte Suko. Er wollte losstürmen, doch ich riß ihn am Arm zurück.
»Warte! Es hat keinen Sinn, einfach loszurennen! Wir wecken den Comte und fragen ihn über die Kellergewölbe aus.«
Suko deutete anklagend auf den Ohnmächtigen. »Vertraust du ihm vielleicht noch? Nach allem, was passiert ist?«
Ich schüttelte den Kopf. »Trotzdem weiß er in seinem Schloß besser Bescheid als wir. Ich werde schon erfahren, was wir wissen müssen. Hilf mir, ihn auf das Sofa zu legen!«
»Als ob ich das nicht allein schaffen würde«, brummte Suko, hob den Grafen hoch und schleppte ihn in unsere Räume.
Pierre sah uns verstört zu. In seinen Augen schimmerte jedoch schon wieder etwas Interesse an seiner Umwelt. Der Schock ließ nach.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte er zaghaft. »Ich möchte auch etwas
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