0091 - Satans Schloß
Erden.
Suko streckte die Hand nach der Tür aus, doch ich schob ihn beiseite.
»Das ist mein Job«, erklärte ich.
Ich zuckte zusammen, als meine Finger das Metall berührten. Ich hörte ein lautloses Lachen, das in meine Gedanken drang. Die Geister wollten mir zeigen, daß sie keine Angst vor mir hatten und daß sie mir keine Chance gaben.
»Wir werden ja sehen!« zischte ich und stieß die Tür auf.
Im nächsten Moment riß ich die Beretta hoch und hätte beinahe abgedrückt. Nur eisernes Training hatte mir zu jener reflexartigen Reaktion verholfen, die Pierre das Leben rettete.
Der Junge stand direkt vor mir und starrte mich erschrocken an. Suko und ich waren nicht weniger überrascht als er.
»Wo um alles in der Welt kommst du denn her?« rief ich und zog ihn auf meine Seite der Tür.
Er zuckte schuldbewußt die Achseln. »Ich wollte nicht im Zimmer bleiben, während Sie hier unten nach Mademoiselle Collins suchen. Deshalb schlich ich in die Halle hinunter. Jacques stand plötzlich vor mir. Ich dachte schon, er würde mich an den Comte verraten, aber er deutete auf eine Stelle der Wand. Ich ging darauf zu. Ein Teil glitt zur Seite und gab eine Wendeltreppe frei. Sie endet da hinten, ungefähr zehn Meter entfernt.«
Er deutete tiefer in die verbotene Zone hinein.
»Entweder weiß der Comte nichts von diesem geheimen Zugang, oder er hat uns belogen«, sagte ich.
»Aber warum hilft Jacques?« Suko schüttelte den Kopf. »Es wird immer merkwürdiger!«
»Gehen wir«, sagte ich und verzichtete darauf, Pierre zurückzuschicken. Er schloß die Tür.
Wir fanden die Wendeltreppe und leuchteten sie ab. Ehe wir sie jedoch genauer untersuchen konnten, fuhr ich herum.
»Still!« zischte ich meinen Gefährten zu.
Nun hörten sie es ebenfalls.
Schreie!
Schreie in höchster Todesnot!
»Jane!« brüllte ich und rannte los, blindlings in das gefährliche Labyrinth von Château Brouillard hinein.
***
»Jane Collins!« Michelle Larane blieb zwei Schritte vor der Gefangenen stehen und blickte mit einem triumphierenden Grinsen auf sie hinunter. »Ein schöner Gegner ist das, den man so einfach überwältigen kann! Ihr seid wie arglose Kinder in die Falle gegangen!«
Jane erschrak. Michelle sprach in der Mehrzahl. Sie wollte nach mir und nach Suko fragen, schwieg jedoch. Angespannt lag sie auf dem Steinboden und wartete auf den Angriff.
»Du willst gar nicht wissen, was aus deinen Freunden geworden ist?« Michelle – oder besser das Wesen, das jetzt in ihrem Körper wohnte, lachte schrill auf. »Ich werde es dir verraten! In diesem Moment stehen sie vor der Eisentür und überlegen, ob sie eintreten sollen. Jetzt treffen sie mit Pierre zusammen, dem dieser Jacques den Geheimgang gezeigt hat!«
Jane horchte auf. Bei dem Namen Jacques schlich sich ein haßerfüllter Ton in Michelles Stimme ein. Sollte der Diener wirklich nichts mit den bösen Mächten auf diesem Schloß zu tun haben? Jane konnte es kaum glauben. Dennoch blieb keine andere Erklärung für Michelles Verhalten.
»Sie sprechen miteinander!« Das Mädchen stöhnte verächtlich. »Wahrscheinlich haben sie nicht genug Mut, um weiter in das Labyrinth einzudringen!«
»Wozu das alles?« Jane entschloß sich, ihr Schweigen zu brechen. Nur so konnte sie wichtige Informationen erhalten. »Warum geschehen alle diese Dinge?«
Michelle hatte zuletzt erwartungsvoll in den Korridor geblickt: Jetzt sah sie wieder Jane an.
»Hast du das noch nicht erraten, Jane Collins?« fragte sie höhnisch. »Das ist doch ganz einfach! Wir wollten euch! Dich, Suko und in erster Linie diesen verdammten John Sinclair, der uns schon so oft Schaden zugefügt hat. Ihr sollt endlich verschwinden, und zwar für immer! Und mit euch Sinclairs Waffen! Wir werden sie an der tiefsten Stelle des Schachtsystems versenken und zusammen mit euren Leichen für immer mit einem Bergrutsch zudecken. Stell dir vor«, spottete sie. »Der Burgberg wird euer Grabstein sein! Und Château Brouillard soll diesen Grabstein krönen! Ihr könnt stolz sein, ein solches Monument besitzt außer euch niemand!«
Jane war keineswegs stolz, sondern zerbrach sich den Kopf, wie sie uns warnen konnte. Wir rechneten bestimmt mit Fallen, hatten jedoch keine Ahnung, was uns hier erwartete.
Ehe sie eine Idee hatte, stieß Michelle Larane einen gräßlichen Fluch aus. »Das dauert mir zu lange! Sie wollen jeden Fußbreit absuchen. Dann sind sie morgen früh noch nicht hier! Ich werde sie anlocken.«
Jane kam zu keiner
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