0092 - Arena der Verdammten
Wort«, antwortete er. »Geholt ist meiner Meinung nach treffender.«
»Aber wie…?«
Zamorra sah der Tänzerin ernst in die Augen. »Es gibt viele Möglichkeiten. Im Jenseits kennt man unzählige Tricks, um Schleusen nach drüben zu errichten… und durch diese Schleusen werden jene Menschen, die man drüben haben will, hinübergeholt.«
Die Tänzerin hing mit flatterndem Blick an Zamorras Lippen, als sie fragte: »Glauben Sie, daß Sie diese… Schleuse finden werden, Professor?«
Zamorra breitete die Arme aus und erwiderte: »Ich hoffe es, Miß Solares. Ich hoffe es sehr.«
***
In den Dimensionen des Grauens herrschten völlig andere Zeitbegriffe, stellte Tony Cannon verwundert fest. Obwohl ihm sein Verstand sagte, daß er sich in diesem Kerker erst wenige Stunden aufhielt, war es bereits mehrmals Tag und Nacht geworden. Wenn er richtig gezählt hatte, waren hier drüben bereits vier Tage seit seiner schleierhaften Ankunft vergangen.
Vier Tage, in denen er gut gesessen und getrunken hatte, in denen er neue Kräfte gesammelt hatte, die zu seiner Erholung gedient hatten. Man hatte ihn neu eingekleidet, und nun sah auch er aus wie ein Römer aus längst vergangenen Tagen. Er trug eine Art Schurz aus dunkelbraunen Lederstreifen und ein rauhes, grobgewebtes Hemd.
Messala sah regelmäßig nach ihm. Was Speise und Trank anbelangte, wurde ihm jeder Wunsch erfüllt - wie einem zum Tode Verurteilten.
Waffen hatten sie ihm noch keine in die Hand gegeben. Das geschah an diesem vierten Tag, den er nun schon im Geisterreich verbrachte. Messala kam mit zwei Wächtern. Er baute sich vor Cannon auf und stellte anerkennend fest: »Du hast eine gute Figur. Du wirkst robust. Du hast Kraft. Du kannst bestimmt einiges aushalten. Es ist Zeit, daß ich dich im Gladiatorenkampf unterweise!«
Auf einen Wink gaben die Wächter dem Gefangenen ein breites, kurzes Schwert und einen kreisrunden Schild.
Cannon war immer noch nicht in der Lage, diese Ungeheuerlichkeit zu begreifen.
Man wollte tatsächlich einen Gladiator aus ihm machen. War das nicht irrsinnig? Aus ihm, einem Menschen, der im zwanzigsten Jahrhundert lebte - oder gelebt hatte -, wollte man einen Kämpfer mit Schwert und Schild machen. Wahnsinnig war das doch. Er hatte von diesen Dingen keine Ahnung. Die Zeit der grausamen Gladiatorenkämpfe, an denen sich das römische Volk ergötzt hatte, war längst vorbei, gehörte einer Vergangenheit an, die in dieser Beziehung nicht gerade rühmlich gewesen war, wenn man an die Gemetzel denkt, die sich in den römischen Arenen so häufig zugetragen hatten.
Und nun war für Tony Cannon diese grauenvolle Zeit zurückgekehrt, beziehungsweise ihn hatte es in diese Zeit verschlagen.
Verwirrt starrte er das Schwert in seiner Hand an. Er konnte damit doch gar nicht umgehen. Messala nickte ihm mit finsterer Miene zu und sagte scharf: »Komm!«
Cannon hatte keine andere Wahl.
Sie hatten ihn tagelang gemästet. Jetzt mußte er das gute Essen abarbeiten.
Sie führten ihn in eine Art Hof. Der Boden bestand aus hellem Sand, war fest, und man sank nicht ein. Am wolkenlosen Himmel stand eine grelle, gleißende Sonne, die Cannon allmählich den Schweiß aus allen Poren trieb.
Er sah sich verwirrt um. Hohe Steinmauern umgaben ihn. Und darüber gab es Stufen, auf denen man sitzen konnte. Er befand sich in einer Arena. Außer den beiden Wächtern, die Messala begleitet hatten, gab es keine Zuschauer.
Messala wandte sich an Tony. »Hör zu. Es steht uns nicht allzuviel Zeit zur Verfügung, deshalb werden wir hart miteinander arbeiten müssen. Sag mir, was du über Gladiatorenkämpfe weißt.«
Cannon erinnerte sich an das, was er in der Schule darüber gehört hatte: »Gladiatorenkämpfe sind blutige Schaukämpfe, die von Fechtern - den sogenannten Gladiatoren - in Amphitheatern ausgetragen werden. Ursprünglich war dies ein kultischer Brauch der Etrusker. Die ersten Gladiatorenspiele wurden in Rom im Jahre 264 vor Christus abgehalten. Die Kämpfer wurden aus den Massen der Kriegsgefangenen oder den Reihen der Verbrecher ausgesucht, in späteren Zeiten verwendete man auch Sklaven, die in besonderen Gladiatorenschulen ausgebildet wurden… Meist ist der eine Gegner mit Kurzschwert und Schild, der andere mit Netz und Dreizack ausgerüstet. Wird ein Gladiator durch Verwundung oder Ermattung kampfunfähig, entscheiden die Zuschauer, ob er am Leben bleiben darf oder ob der Gegner ihm den Todesstoß geben soll…«
Messala lachte knurrend. »Sehr
Weitere Kostenlose Bücher