0092 - Arena der Verdammten
um. Soweit er dies auf Anhieb feststellen konnte, waren sie hier weitgehend unbeobachtet.
»Wieso sind Sie so sicher, daß Mr. Cannon das Hotel nicht verlassen hat, Miß Solares?« wollte Nicole wissen.
Tanja überlegte kurz, ob sie davon sprechen sollte. Schließlich entschloß sie sich, es zu tun, und erklärte: »Er… er hatte kein Geld, um die Hotelrechnung zu bezahlen. Das hat er mir gebeichtet.«
Zamorra bestellte beim Kellner drei Whisky on the rocks. Die Drinks kamen umgehend. Nachdem der Professor kurz daran genippt hatte, fragte er: »Kennen Sie Mr. Cannon gut, Miß Solares?«
Die Tänzerin hob ernst den Kopf. »Er ist mein Freund.«
»Was hat er für einen Beruf?«
»Das weiß ich nicht.«
»Er hat kein Geld, steigt in diesem Luxushotel ab, kann nicht ausziehen, weil er die Rechnung nicht bezahlen kann… da stimmt doch was nicht, Miß Solares«, sagte Zamorra eindringlich. »Ich nehme an, Sie sind daran interessiert, ihn wiederzufinden.«
»O ja«, sagte die Tänzerin schnell, und Leidenschaft blitzte kurz in ihren Augen.
»In diesem Fall sollten Sie meiner Sekretärin und mir bedingungslos vertrauen«, forderte der Professor mit fester Stimme. »Mag sein, daß es sich wie eine Lüge anhört, Miß Solares, aber auch wir möchten Tony Cannon wiederfinden.«
Tanja schien das in den falschen Hals zu bekommen. »Sie?« fragte sie voller Mißtrauen. »Sind Sie beide etwa von der Polizei? Sollte das der Fall sein, dann können Sie mit meiner Unterstützung ganz bestimmt nicht rechnen!«
Zamorra schüttelte langsam den Kopf. »Keine Sorge, Miß Solares. Was auch immer Tony Cannon möglicherweise ausgefressen hat, es interessiert mich nicht. Ich bin Professor für Parapsychologie. Können Sie damit etwas anfangen?«
Tanja nickte zaghaft. »Ich denke schon.«
»Ich befasse mich mit außersinnlichen Wahrnehmungen, mit übernatürlichen Phänomenen… und ich mache auch Jagd auf Geister und Dämonen. Aus diesem und aus keinem anderen Grund bin ich hier. Ich kann im Moment nur hoffen, daß Sie mir das glauben, denn es ist die Wahrheit. Man hat mir erzählt, daß mindestens acht Menschen spurlos verschwunden sind. Alle haben hier gewohnt. Alle sind angeblich von hier mit unbekanntem Ziel abgereist… Wie Tony Cannon, wenn mein Verdacht stimmt.«
Tanja goß viel Whisky in ihre trockene Kehle. Dann sah sie abwechselnd Nicole und den Professor an. Sie beugte sich etwas vor und flüsterte: »Ich sage Ihnen, mit diesem Hotel stimmt was nicht.«
»Der Meinung sind wir auch«, nickte Nicole Duval.
»Ich hätte in der vergangenen Nacht beinahe Selbstmord begangen«, erzählte die Tänzerin gepreßt.
Zamorra rieselte es kalt über die Wirbelsäule. »Es war nicht Ihr eigener Entschluß, aus dem Leben zu scheiden, wenn ich Sie recht verstehe.«
»So etwas Schreckliches würde mir nie im Traum einfallen… Trotzdem hätte ich es um ein Haar getan. Tony Cannon hat es in letzter Sekunde verhindert.«
»Wie?« wollte Zamorra wissen.
Tanja befeuchtete sich die Lippen, während sie nachdenklich den Eiswürfel in ihrem Glas anstarrte. Kaum hörbar sagte sie: »Ich wollte eine Überdosis Schlaftabletten schlucken. Tony hat es nicht zugelassen.«
Nicole musterte die Tänzerin unsicher. »Sie wollten die Tabletten in seiner Gegenwart…?«
»Ich hatte keine Ahnung, daß er sich in meiner Suite befand.«
»Das müssen Sie uns näher erklären«, verlangte Zamorra.
Die Tänzerin schüttelte mit gekräuselter Stirn den Kopf. »Dazu habe ich kein Recht.«
»Ein Mann, der nicht einmal soviel Geld hat, um seine Hotelrechnung zu begleichen… unerlaubt in der Suite einer wohlhabenden, berühmten Tänzerin«, sagte Zamorra, jedes Wort bewußt betonend. »Sind Sie nicht der Meinung, daß wir uns darauf selbst einen Reim machen könnten?«
Tanja holte ihre Zigaretten aus der Handtasche und brannte sich mit zitternder Hand ein Stäbchen an. Sie mied Zamorras und Nicoles Blick, rauchte nervös und sah zum Tresen hinüber, während sie mühsam versuchte, Ordnung in ihren Kopf zu bringen. Es stimmte. Sie hatte schon so vieles über Tony Cannon gesagt, daß es auf den Rest auch nicht mehr ankam. Und - Zamorra war Parapsychologe, kein Polizist.
Die Tänzerin rauchte die Zigarette bis zur Hälfte und drückte sie dann im Aschenbecher aus.
»Habe ich Ihr Versprechen, daß Sie für sich behalten werden, was ich Ihnen jetzt anvertraue?« erkundigte sich Tanja Solares, und ihre Augen bettelten um ein Ja.
Zamorra nickte sofort.
Weitere Kostenlose Bücher