0092 - Das Testament des Detektivs
Plötzlich hielt er an, schwankte und fiel. Dumpf schlug der Körper auf dem Boden auf. Phil und ich traten müde an ihn heran.
»Was ist hier los?« bellte plötzlich eine Stimme.
Ich blickte mich um und sah zwei Cops der City Police, die mit den Revolvern in den Händen näherkamen.
»Wo kommen Sie denn her?« entfuhr es mir.
»Nehmen Sie die Hände hochl« brüllte der eine.
»Sie müssen verzeihen, aber ich befinde mich im Dienst«, erwiderte ich, »und habe beim besten Willen keine Zeit, die Hände hochzunehmen. Mein Name ist Cotton vom FBI. Wenn Sie etwas eher gekommen wären, hätten Sie sich an der Gangsterjagd beteiligen können. Sehen Sie, da oben steckt noch einer.«
Der Mann im Gestänge der Kranschienen hatte inzwischen die Aussichtslosigkeit seiner Lage eingesehen. Er rief uns zu, daß er aufgäbe, und begann hinabzuklettern. Die Polizisten legten ihm sogleich Handschellen an.
»Wie heißt du?« fragte ich barsch.
»Larry Summer.«
»Und dein Kamerad, der vor deinen Augen abstürzte?«
»Iven Tower.«
Er war nicht sehr wortreich. Aber er schien mir nicht der gesuchte Henker zu sein.
Ich wandte mich zu den Polizisten. Es gab für uns noch einiges hier zu tun. Da waren einmal die zwei Männer Candlers, die noch in ihren Fesseln lagen. Da waren weiter zwei Männer des Henkers, die verwundet worden waren.
»Einer von euch geht zum Revier und veranlaßt das Nötige!« befahl ich den Polizisten.
»Okay, Sir«, sagte der eine der beiden und ging.
»Wer hat euch denn gerufen?« erkundigte ich mich bei seinem Kameraden, während ich mir meinen Anzug abklopfte.
Der Polizist war erstaunt. »Haben Sie nicht selbst angerufen? FBI-Agent Cotton meldete sich und ersuchte um ein paar Leute, die in die Harlington-Werft kommen sollten.«
Ich sah Phil an Der lächelte. »Das war Candler«, meinte er.
***
Jetzt erst kamen wir dazu, Hausmann für sein Eingreifen zu danken.
»Sie können uns mit zu ihrem Haus nehmen«, bat ich ihn, »und uns unterwegs erzählen, wie Sie hierhergefundeDn haben«.
Es war halb fünf Uhr früh. Während die Nacht dunkel, aber sternenklar gewesen war, begann ein Tag voll trüber Wolken u.id verhangenen Lidits aufzuziehen. Hausmann besaß einen Chevrolet, den er vor der Werft geparkt hatte. Es war seltsam, ins Freie zu treten und den Ort mit eigenen Augen zu sehen, in der wir blind getragen wurden, und den wir nicht mehr lebend verlassen hätten, wäre es nach dem Willen unserer Gangster gegangen. Wir sahen Polizisten dabei, den Körper des erhängten Gangsters abzunehmen, und wir wandten unsere Blicke schnell von dem Schauspiel ab.
»Das hätte uns auch bald geblüht«, sagte Phil und blickte auf Hausmann. »Ihr Zeitungschreiber seid doch nicht alle so übel, wie ich bisher dachte.«
Wir bestiegen Hausmanns Wagen. Ein ungehobeltes Pflaster führte durch menschenleere Gassen zwischen riesigen Hallen und Haufen alten Metalls hindurch.
»Ich möchte wissen, wieso uns der Henker gerade hierher geführt hat. Gehört ihm diese Werft oder arbeitet er dort?« Hausmann schüttelte den Kopf.
»Ich glaube nicht. Aber ich muß von vorne zu erzählen beginnen. Sie können sich denken, daß diese Nacht für mich kein Kinderspiel war. Sie sind es vielleicht gewöhnt, überfallen zu werden, aber ich war Zeit meines Lebens ein friedlich lebender Mensch…«
»Sofern man Ihnen keine Feder in die Hand gibt«, unterbrach ihn Phil.
Hausmann lachte. »Mag sein, daß ich mich da kämpferisch betätige. Aber jedenfalls ist es für mich ungewohnt zu wissen, daß ich zwischen eins und zwei Uhr nacht überfallen werde.«
»Das haben wir uns gedacht. Deshalb haben wir auch gar nicht abgewartet, bis die Gangster in ihr Haus eingedrungen waren«, warf ich ein.
»Das war sehr freundlich«, sagte Hausmann lachend, der nun ganz die gute Laune des Menschen hatte, der ein gefährliches Abenteuer siegreich überstanden hat.
»Ich dachte nicht daran, mich zu Bett zu legen, als die Gäste mich verlassen hatten. Ich öffnete, wie abgemacht, mein Schlafzimmerfenster und begab mich selbst ins Bad und sperrte mich dort ein.« Phil und ich mußten lachen.
»Sie dürfen aber nicht übersehen, daß ich durch das Fenster im Bad einen großartigen Überblick über den Garten besitze. Ich konnte also das Eindringen der Gangster verfolgen.«
»Sahen Sie auch die zweite Bande den Garten betreten?«
»Ja, ich konnte es deutlich beobachten und hätte Ihnen fast noch zugeschrien, um Sie zu warnen. Aber ich hatte doch
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