0092 - Das Testament des Detektivs
lächelten matt.
POLIZEI IST HILFLOS — HENKER TYRANNISIERT EINE STADT — DER TOD DES DETEKTIVS. Die Ereignisse der Nacht standen da schwarz auf weiß vor uns, gewiß nicht so, wie sie sich ereignet hatten und in einer wunderlichen Sprache.
Wir ließen uns in unsere Sessel fallen. Phil gähnte.
»Ob unser guter Mr. Hausmann schon wieder in der Redaktion ist?« fragte er müde.
»Du bringst mich auf eine Idee«, antwortete ich und griff nach dem Telefon. Ich ließ mich mit Hausmann verbinden. Ob er sich schon an .einen neuen Artikel gemacht hätte, erkundigte ich mich.
»Ich habe noch genug vom letzten, Mr. Cotton«, antwortete er lachend.
»Was Sie heute nacht erlebt haben«, meinte ich eindringlich, »darf auf keinen Fall in einem Ihrer Artikel erscheinen. Wenigstens nicht, bevor wir mit unseren Untersuchungen weiter vorwärts gekommen sind.«
Hausmann versprach, sich an meine Ratschläge zu halten. Es bedurfte gar nicht mehr des Hinweises, daß er mit einer unbedachten. Veröffentlichung auch sein eigenes Leben gefährde. Das hatte ihn die heutige Nacht deutlich genug gelehrt.
»Geben Sie uns Bescheid, wenn Mr. High im Hause erscheint«, trug ich anschließend noch dem Mann in der Vermittlung auf, dann rutschte ich tiefer und tiefer in den Sessel. Es störte mich nicht, daß das Tageslicht bald hell durch die Scheiben fiel, daß der Straßenlärm von unten herauftoste und daß der Sessel eigentlich zum Arbeiten bestimmt war.
***
Das Lachen Mr. Highs weckte mich. Ich schlug die Augen auf und sah verdutzt auf unseren Chef.
»Da muß ja allerhand geschehen sein in der vergangenen Nacht, daß ihr mich so empfangt«, meinte Mister High lachend.
Ptoil und ich standen auf, wuschen uns ein wenig und erzählten dann bei einem reichlichen Frühstück, das Mr. High kommen ließ, unsere Erlebnisse der vergangenen Nacht. Je weiter wir kamen, desto nachdenklicher wurde Mr. High.
»Es wird Zeit«, sagte er schließlich, »höchste Zeit, diesen Kerlen das Handwerk zu legen.« Er deutete auf den Stoß Zeitungen, der auf unserem Schreibtisch lag. »Ihr habt vielleicht die Überschriften gelesen, aber auf der anderen Seite steht noch mehr. In ganz New York wurden in der vergangenen Nacht zahllose Verbrechen verübt. Ein großer Teil davon wird von der Bevölkerung und auch von den untersuchenden Beamten dem Henker und seinem Gang zugescbrieben.«
»Sehen wir davon ab, daß eine Meute kleiner Gangster die Sensationsmeldungen über den Henker benützt, um in seinem Schatten ihre Geschäfte auszuüber, so glaube ich fest, daß ein großer Teil der Verbrechen wirklich vom Henker verübt oder wenigstens veranlaßt wurde.«
Mr. High sah mich fragend an.
»Haben Sie einen Grund für diese Annahme, Jerry?«
»Ja«, sagte ich, stand auf und ging zum Fenster. »Er will uns ablenken von dem, was sein eigentliches Vorhaben ist. Er will uns weismachen, er sei e.in Gangsterboß, der eine Bande von kleinen und großen Gangstern solange Zusammenhalt, bis sie geschnappt werden, ln Wirklichkeit setzt der Henker für solche Verbrechen nichts aufs Spiel. Ich habe die Berichte gelesen, ich weiß, was er vor Jahren geplant und ausgeführt hat. Er hat anderes im Kopf.« ln Gedanken versunken ging ich auf und ab.
»Und was könnt ihr tun, damit ihr ihm auf den Fersen bleibt?« grübelte High.
»Zunächst werden wir mall diesen Mr. Buckley aufsuchen und nach dem Testament Sattleboocks forschen«, gab ich zurück.
»Wenn es der Henker nicht bereits an sich gerissen hat«, warf Phil ein.
»Wir werden sehen.«
***
Eine halbe Stunde später brachen wir auf. In der Waffenkammer besorgten wir uns noch jeder eine Maschinenpistole und einige Handgranaten. Wir mußten auf alles gefaßt sein.
Wir lenkten den Lincoln, den man uns bereitgestellt hatte, zur 186. Straße. Eine kurze Besdileunigungsprobe zeigte mir, daß eine enorme Kraft in dem Motor steckte. Auf freier Strecke mußte er gute 120 bis 140 Meilen schaffen.
»Hätten wir uns nicht anmelden sollen?« überlegte Phil. Ich lachte.
»Solange der Henker noch lebt, melde Ich mich nirgends mehr an, selbst bei Dr. Buckley nicht, das ist mir zu gefährlich.«
Ptuill nickte nachdenklich.
Wir ließen den Wagen direkt vor dem Haus stehen. Bis zum Eingang waren es nur wenige Schritte. Das Haus war ein Geschäftshaus wie tausend andere. Ärzte Steuerhelfer, Reklamebüros und Rechtsanwälte wohnten gemeinsam unter einem Dach. Der Aufzug brachte uns in den fünften Stock, und eine junge
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