0092 - Das Testament des Detektivs
Hausmann?
Und dann fiel ein Schuß. Einer unserer Gegner brach zusammen, er hatte versucht zu entfliehen. Wir hörten einen harten Fluch, und nun ging alles blitzschnell. Ich nahm mir den erstbesten unserer Gegner, packte ihn an den Armen, bog sie ihm zurück und schob ihn so vor mich her.
Die Schießerei war offenbar ganz gegen jede Absicht gewesen, und so hieß es für uns, die wenigen Sekunden der Verwirrung zu benutzen, um irgendeine Deckung zu erreichen, hinter der man fürs erste sicher war. Das war nicht einfach. Ein neuer Gegner schien uns gegenüber zu stehen, und wir wußten nicht wo er war, was er vorhatte und zu welchen Mitteln er greifen würde. Ich hatte Phil aus den Augen verloren, aber nieinen Mann hatte ich noch fest zwischen den Fingern. Ich tastete mich an der Hausmauer entlang. Der Mann in meinen Händen ließ sich willenlos vor mir herschieben. Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, da er bei einer erneuten Schießerei mir Deckung gab. Aber ich wollte wenigstens einen der Gangster in unsere Gewalt bringen, damit er uns eventuell auf die Sprünge half.
Ich war nur mehr einen Meter von einem kleinen Mauervorsprung entfernt, den ich bereits einige Zeit im Auge hatte. Ich ließ meinen Mann los, der sich sofort zu Boden warf. Plötzlich traf ein Schlag meinen Schädel, der mich willenlos wie eine Puppe zusammensinken ließ. Ich fühlte eine Bombe in meinem Kopf zerspringen in einer hochaufflammenden Explosion, von tausend sprühenden Lichtem und Farben begleitet. Dann erlosch der Spuk, es ward nachtschwarz in mir und ich verlor das Bewußtsein. Tief, tief tauchte ich in das dunkle Nichts hinein, vom fernen Klang einer Polizeisirene begleitet.
***
Wenn Sie schon einmal das Bewußtsein verloren haben, gleichgültig ob die Ursache ein Schlag, ein Unfall oder eine wohlvorbereitete Narkose war, dann wissen Sie, daß man beim Erwachen wieder in sein eigenes Leben hineintaucht, als käme man aus unergründlicher Tiefe emporgeschossen. Das eigene Leben, seine Aufgaben und alle Dinge umgeben uns zunächst wie Wildnis, in der man sich zurecht finden muß. Das . Vertrauteste blickt uns fremd an. Selbstverständliches wird zum Rätsel.
Sollten Sie in einem Krankenhaus erwachen, so haben Sie eine Schwester, einen mitleidigen Patienten oder einen Arzt, am Bett, die Ihnen bald sagen, was mit Ihnen geschehen ist, bevor Sie ermattet wieder in Schlummer zurücksinken.
Ich war aber allein. Als ich drei Mal hart gegen eine unbequeme Wand gedrückt worden war und dazu das Quietschen von Reifen gehört hatte, wußte ich, daß ich mich in einem Wagen befand, der in höchstem Tempo dahin rasen mußte. Als bei jeder Richtungsänderung, die der Wagen machte, Riemen mir an Armen und Beinen ins Fleisch schnitten, hatte ich verstanden, daß ich gefesselt war. Als ich bei einer Kurve gegen etwas Weiches stieß, das nur ein Mensch sein konnte, wußte ich, daß ich nicht allein war.
Ich versuchte irgendetwas meiner Umgebung zu erkennen, aber meine Augen waren verbunden. Ich wußte nicht, wie lange ich mich schon in diesem Zustand befand. Ich horchte, ob ich von der Außenwelt kein Geräusch aufnehmen konnte, das mir verraten hätte, wo ich mich befand. Aber der Motor des Wagens heulte zu laut, als daß eines der harmlosen Geräusche der nächtlichen Welt bis an meine Ohren durchzudringen vermocht hätte.
Dann dachte ich an Phil. War er der Mann, gegen den ich manchesmal in scharfen Rechtskurven stieß? Oder war es einer der vier Männer, gegen die wir vor kurzem noch in Hausmanns Garten gekämpft hatten?
»Phil«, rief ich so laut, daß mein Nachbar es hören mußte. Ich wartete vergebens auf Antwort.
»Phil«, rief ich ein zweites Mal und noch lauter.
»Hau ihm eine über den Schädel«, hörte ich vor mir eine Stimme. Ich spürte noch einen dumpfen Schlag, dannwar ich wieder dort, wo es keine Menschen gab, keine Autojagden und keine Gangster, nur Stille.
***
Als ich wieder erwachte, war die schwarze Nacht einem trüben Licht gewichen. Ein eiskalter Wind fuhr mir in die Kleider und über die Haut. Ich wollte den Kragen schließen und stellte fest, daß ich immer noch gefesselt war. Nur dunkel konnte ich mich an die Fahrt im Wagen erinnern. Wieder griff der eisige Wind nach mir, und ich begann zu frösteln. Nun sah ich, daß ich am Boden lag, den Kopf zur Seite. Ich öffnete die Augen und sah in das Gesicht Phils, der neben mir lag. Er war wach und sah mich an.
»Wie konnte uns das passieren, Phil«, sagte ich.
»Um
Weitere Kostenlose Bücher