0092 - Geheimmission Moluk
Stimme, die wie grollender Donner in seinem Empfänger widerhallte: „Was wollt ihr hier?"
Es dauerte einige Zeit, bis sich Everson der Tatsache vollkommen bewußt wurde, daß Samy Goldstein gesprochen hatte. Verzweifelt kämpfte er sich von dem beinahe hypnotischen Zwang des seltsamen Bildes frei. Sein Körper war schweißbedeckt. Goldstein hing schlaff in Bellingers Armen. Anscheinend war er bewußtlos.
„Er ist einfach zusammengesackt", knurrte Weiß.
„Jemand hat durch ihn eine Frage gestellt", sagte Everson langsam.
„Ich verstehe nicht, Sir", bemerkte der Biologe verwirrt. „Wie meinen Sie das?"
Die beunruhigten Gesichter von Bellinger und Sternal gaben dem Oberst das Gefühl, daß nur er die Stimme des Mutanten gehört hatte ... in seinem Gehirn. Er war weder Telepath noch anderweitig paranormal begabt. Das konnte nur bedeuten, daß ihm das seltsame Ding, über das er sich gebeugt hatte, die Frage geistig verständlich gemacht hatte.
Genau auf der gegenüberliegenden Seite entstand in der Wand eine Öffnung und ersparte Everson eine Antwort. Sie gingen um das Rad herum. Bellinger schleppte den wesentlich leichteren Goldstein vorsichtig hinterher. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und traten durch das mannsgroße Luk. Sie befanden sich jetzt in einem schlauchartigen Gang. An der Decke hingen mehrere kegelförmige Gebilde.
Spiralförmige Röhren wanden sich zwischen ihnen hindurch. In den Wänden waren dreieckige Vertiefungen zu sehen, jeweils vier in einer Gruppe untereinander. Der Boden war aufgerauht und sah aus wie grobkörniger Sand. Stellenweise waren unregelmäßige Platten eingelassen, von denen ein fahles Licht ausging.
Am Ende des Ganges bewegte sich etwas. Everson strengte sich an, um deutlich sehen zu können.
Eine dürre, zerbrechlich aussehende Figur näherte sich ihnen. Sie blieb abwartend stehen. Das Wesen kam heran, obwohl man den Eindruck hatte, daß es bei jedem Schritt zusammenbrechen würde. Es war Napoleon!
Der Green stelzte auf sie zu. An seinem Hals baumelte noch immer die Sprechanlage. In der eigentümlichen Beleuchtung wirkte der faltige Kürbiskopf noch häßlicher, als er es ohnehin schon war. Alles Leid dieses Planeten schien sich in das uralte Gesicht eingegraben zu haben.
Wäre Napoleon im Frühstücksraum des Waldorf-Astoria-Hotels aufgetaucht, die exklusiven Gäste hätten nicht verblüffter sein können als Everson und seine Begleiter. Natürlich konnte der Green auf dem gleichen Wege hierhergelangt sein, den zu nehmen man die Raumfahrer praktisch auch gezwungen hatte. Everson überlegte fieberhaft. Das Einfachste wäre gewesen, den Eingeborenen zu befragen. Bevor der Oberst das tun konnte, klang Napoleons Stimme schon in ihren Helmlautsprechern auf.
„Ich hielt es für das Beste, Ihnen in der Gestalt entgegenzutreten, die Ihnen schon bekannt ist", sagte der Green mit fester Stimme. „Warum sollte ich Ihre ohnehin schon strapazierten Nerven unnötig schockieren?"
„Was reden Sie da?" stotterte Everson. War der Green übergeschnappt? Stand er unter hypnotischem Einfluß? Benutzte ihn jemand als Werkzeug?
Ein ausgestreckter Arm mit einer Schockpistole zuckte in Eversons Blickfeld. Der Arm gehörte zu Weiß, dessen Gesicht unter der Sichtscheibe grimmig verzogen war. Der Kommandant der MEXICO schlug die Hand des Biologen zur Seite.
„Der junge Mann ist etwas aufgeregt", meinte Napoleon, oder wer immer es war, mit nachsichtiger Stimme. „Wir sollten ihn deshalb nicht verurteilen. Sie können übrigens Ihre unbequemen Schutzanzüge ablegen, meine Herren. Die Luft an Bord dieses Schiffes wird Ihnen als angenehme Erholung vorkommen."
Er verschränkte die Arme übereinander, klapperte ein wenig mit dem Schnabelmund und fuhr selbstzufrieden fort: „Außerdem werden Sie sich an die Atmosphäre dieses Planeten gewöhnen müssen, denn Sie werden ihn nicht mehr verlassen."
Nun war es Everson selbst, der seinen Thermostrahler zog und auf die Brust des Alten richtete. „Wer sagt das?" knurrte der Oberst. Napoleon winkte nachlässig ab. Irgendwie war alle Zerbrechlichkeit und Altersschwäche von ihm abgefallen.
„Die Bedrohung mit einer Waffe ist für mich noch nicht einmal halb so beeindruckend, wie Sie sicher annehmen. Wenn Sie einen Schuß abgeben, kann ich alles mögliche machen. Ich könnte verschwinden, die Energie absorbieren und zurückfließen lassen, den Strahler vernichten, Ihre Hand lähmen, eine Sperrwand zwischen uns errichten oder Sie explodieren
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