0092 - Geheimmission Moluk
entschied der Oberst mit einem mißtrauischen Seitenblick auf Landis Werk. „Wir können es ja immerhin versuchen."
Entgegen seinen düsteren Erwartungen hatte der Funker nach zwei Minuten eine Sprechverbindung mit der MEXICO hergestellt. Das Raumschiff war, wie Scoobey berichtete, ebenfalls in die Ausläufer des Sturmes geraten, ohne jedoch irgendeinen Schaden zu nehmen. Die Techniker kamen mit den Arbeiten gut voran, und der Erste Offizier glaubte, daß die Reparaturen nur einige Tage in Anspruch nehmen würden. Ihr anfänglicher Pessimismus hatte sich in dieser Hinsicht als falsch erwiesen.
Scoobey erhielt einen ausführlichen Bericht über die Lage der Expedition. Das Funkgerät gab den Männern im Schiff Gelegenheit, sie im Notfall auch ohne Positionsangabe und Peilstrahlgerät zu finden.
Abschließend sagte der Oberst: „Es besteht kein Zweifel daran, daß hier Kräfte am Werk sind, denen wir in keiner Weise gewachsen sind, wenn sie ernsthaft gegen uns vorgehen. Ich werde mit einigen Männern versuchen, in den Turm einzudringen. Vielleicht finden wir dort weitere Hinweise."
Die nächsten Minuten verbrachte Everson damit, sich von Dr. Morton behandeln zu lassen. Der Mediziner vermochte die Schmerzen soweit zu dämpfen, daß sich der Kommandant normal bewegen konnte.
„Wir werden uns alle in die Nähe des Turmes begeben", erläuterte Everson seine nächsten Pläne. „Bellinger, Goldstein, Weiß, Sternal und ich werden sehen, ob wir ins Innere gelangen können. Wir werden mit den anderen eine Zeitspanne ausmachen, innerhalb der wir zurückkehren müssen."
Es zeigte sich, daß alle Raumfahrer diese fürchterliche Nacht relativ gut überstanden hatten. Indem sie sich gemeinsam halfen, gelangten sie aus der Mulde hinaus. Beim Auftauchen des gewaltigen Gebäudes hatte Everson Mühe, die einsetzende Diskussion zu unterbrechen.
Dreißig Meter vor ihrem Ziel blieb Bellinger plötzlich stehen. Er wies mit ausgestreckter Hand auf den Boden. „Spuren, Sir", sagte er. Everson drängte sich neben ihn. Der Leutnant hatte sich nicht getäuscht.
Halb verwehte Abdrücke von vierzehigen, breiten Füßen zeichneten sich im Sand ab. Es gab nur einen, der sie erzeugt haben konnte: Napoleon!
Doch der Green war verschwunden. Über die Richtung der Eindrücke gab es keinen Zweifel: Sie führten zu dem geheimnisvollen Bauwerk. Hatte man Napoleon entführt, oder war er freiwillig gegangen? Wo befand er sich jetzt? Das waren alles Fragen, auf die Everson keine Antwort wußte. Doch seine Verwirrung sollte noch gesteigert werden. „Der Turm, Sir!" rief Landi.
„Was ist mit ihm?" fragte der große Mann. Die Antwort des Funkers löste zwar ein Rätsel, gab aber gleichzeitig unzählige andere dafür auf. Landis Erkenntnis war so verblüffend einfach, daß sich Everson wunderte, warum nicht schon längst jemand daraufgekommen war. „Es ist ein Raumschiff", sagte Landi.
*
Es gehörte nicht viel Phantasie dazu, um dieser Schlußfolgerung eine weitere hinzuzufügen: Es war ein abgestürztes, verunglücktes Schiff. Auch wenn man annahm, daß ein Teil davon im Boden steckte, war es von terranischem Standpunkt aus noch nicht einmal besonders groß. Der Abstand zwischen zwei Grundflächen betrug etwas über vierzig Meter. Das war natürlich kein Grund, den Flugkörper oder seine Erbauer zu unterschätzen. Gefährlichkeit war nicht gleich Größe zu setzen. Wenn es sich um das Auswandererschiff der Molekularverformer handelte, das in Mataals Aufzeichnungen erwähnt wurde, dann wären seine Ausmaße sogar völlig bedeutungslos.
„Sie haben recht", sagte Everson nach einer Weile.
Als sie näher herankamen, erkannten sie weitere Einzelheiten. Die eigentliche Außenhülle des fremden Schiffes war von einer dünnen Sandkruste bedeckt. Unter dem graugrünen Belag war verschiedentlich schwarze Farbe hervorgetreten. Die Spur Napoleons führte um den Raumer herum. Trotz scharfer Überlegungen vermochte Everson sich nicht vorzustellen, in welcher Verbindung der Green zu den Geschehnissen stand.
Auf der anderen Seite stießen sie auf eine Öffnung. Sie war rund, hatte einen Durchmesser von knapp zwei Metern und befand sich in Kniehöhe über der Erde. Dahinter war Dunkelheit, die selbst von der schräg einfallenden Sonne nicht soweit unterbrochen wurde, daß man etwas sehen konnte.
„Können Sie geistige Impulse oder Gedankenmuster aufnehmen?" fragte Everson den Mutanten.
„Nein, Sir", antwortete Goldstein. „Es scheint niemand
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