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0093 - Der Feind im Dunkel

Titel: 0093 - Der Feind im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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da an hatten die Ephoger es nicht mehr nötig gehabt, schwimmend vor der Kälte zu flüchten. In großen Schiffen waren sie über die Meere gefahren, und ihr Leben war nicht mehr so voller Gefahr wie bisher gewesen. Die alte Angst jedoch war geblieben. Wenn die Sonne zu sinken begann, fingen sie an zu zittern, aus Furcht davor, sie könnten zurückbleiben und vom Eis eingeschlossen werden. Ein Ephoger konnte zwar den hohen Wasserdruck der Tiefsee ertragen, aber Temperaturen tiefer als 250 Grad absolut überlebte er nur in seltenen Fällen.
    Die Zeit der großen Schiffahrten war so schnell zu Ende gegangen, wie sie begonnen hatte. Denn die Ephoger machten die größte Entdeckung ihrer Geschichte: Sie fanden die halbintelligenten Röhrenpflanzen, die ihre langen, hohlen Stengel bis auf den Grund des Ozeans hinuntersenkten, und sie stellten fest, daß die Röhrenpflanzen bereit waren, mit ihnen, den Ephogern, zusammenzuleben und ihnen Nutzen zu bringen, wenn die Ephoger ihrerseits dafür Sorge trugen, daß die Pflanzen nicht mehr unter den messerscharfen Kauleisten der Hchour zu leiden hatten, der großen Raubfische des Meeres.
    Die Zusammenarbeit entwickelte sich zu beiderseitiger Zufriedenheit. Die Hchour waren ohnehin die Feinde der seefahrenden Ephoger; denn für den, der einmal in den Rachen eines Hchour geriet, gab es keine Rettung mehr.
    Die Ephoger bauten Städte auf dem Meeresgrund, und die Röhrenpflanzen versorgten sie mit Luft. Die Röhrenpflanzen meldeten, wenn sich irgendwo in der Nähe ein Hchour zeigte, und die Ephoger sandten auf der Stelle eine kleine Expedition aus, die unter den Bestien aufräumte. Fünf lange Opghan-Jahre taten sie das mit solcher Gründlichkeit, daß die Hchour sich nicht mehr in die Nähe der unterseeischen Städte trauten und einen weiten Bogen machten, sobald sie nur ein einziges Licht unter sich auftauchen sahen.
    Aber die Angst vor der Finsternis war den Ephogern immer noch geblieben. Die Röhrenpflanzen, die bis dicht unter die Meeresoberfläche hinaufragten und am Wechsel der Tage und Nächte teilnahmen, änderten ihre Farbe, sobald die Sonne unterging. Die Ephoger verstanden bald den Grund: Die Pflanze ging zu einer anderen Art von Stoffwechsel über, die ihre höhergelegenen Teile befähigte, die Kälte der Nacht und den harten Druck des Eises unbeschädigt zu überstehen. Wenn die Pflanzenstengel, die durch die Decken der Zimmer in die Stadt hereinragten, sich von Grün nach Türkis verfärbten und schließlich violett wurden, dann wußten die Ephoger, auch ohne auf die Uhren zu sehen, daß oben über dem Meer die Sonne unterging und daß das Wasser nun zu gefrieren beginnen würde - und empfanden Furcht, die alte, unüberwindliche Furcht des intelligenten Wesens vor den Mächten der Natur, die sich bis in die höchsten Stufen der Zivilisation hinauf erhält.
    Nicht anders war es an diesem Abend.
    Grghaok, der alte Mann, den die Fremden nicht hatten haben wollen, weil er ihnen zu gebrechlich war, saß in seinem kleinen Zimmer und beobachtete furchtsam den kräftigen Stengel der Pflanze, wie er dunkler wurde und schließlich in der schlechten Beleuchtung des Raumes fast schwarz erschien. Grghaok hatte noch die letzten Tage jener Zeit erlebt, in der die Ephoger schwimmend der Sonne folgten. Einmal hatte er im Korb seiner Mutter Opghan umrundet; als er zum zweitenmal ansetzte, hatten sie schon den Motor erfunden, und er brauchte seine Muskeln und Schwimmhäute nicht mehr anzustrengen.
    Grghaok schaltete ein zweites Licht an und schauderte. Er sah an dem Stengel der Pflanze hinauf und hoffte, daß sie das Loch in der Decke dicht genug verschließen würde, so daß die Kälte und die Finsternis nicht hereinkamen.
    Grghaok erinnerte sich an die Beobachtung, die er heute nachmittag gemacht hatte. Seltsam, dachte er, Chchaath und die Finsternis fallen mir immer gleichzeitig ein! Er hatte Chchaath gesehen, wie er mit einem Metallzylinder unter dem Arm durch die Straße ging, auf die große Schleuse zu. Grghaok besaß die fast kindliche Neugierde eines alten Mannes. Es interessierte ihn über alle Maßen zu wissen, was Chchaath dort draußen mit dem Zylinder zu tun hatte. Aber er wußte, daß die Wache ihn davonjagen würde, wenn er dem Schleusentor auch nur nahekam.
    Er hoffte, daß Nrrhooch etwas erfahren haben würde, obwohl ihm nicht klar war, wie das Nrrhooch gelungen sein könnte; denn er arbeitete draußen auf den Plantagen, und das war gewöhnlich der letzte Platz, an den

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