0093 - Dreimal hupen bringt den Tod
eine ganze Weile, bis ich hörte, wie jemand die Tür öffnete.
»Hallo«, sagte Phil. »Können Sie mir helfen, Chef? Ich suche einen gewissen Rack Johnson, ’n Freund von mir. Wohnt er hier?«
Einen Augenblick lang blieb es still, dann fragte eine raue Stimme: »Sind Sie ’n verdammter Schnüffler von der Polizei?«
Phil lachte. »Sehe ich so aus?«
»Was heißt: seh’ ich so aus?«, äffte die raue Stimme nach. »Glauben Sie, man kann’s diesen verfluchten Schnüfflern an der Nase ansehen, dass sie Bluthunde sind?«
»Aber soviel ich weiß kommen die Bullen immer zu zweit«, sagte Phil.
»Das ist allerdings wahr«, bestätigte die raue Stimme. »Und in unsere Gegend kommen sie bestimmt zu zweit. Die feigen Halunken trauen sich gar nicht einzeln zu uns!«
Na, der Kerl hatte ja eine schöne Meinung von der Polizei. Ich hätte ihm gern mal etwas Passendes dazu gesagt, aber ich durfte mich ja nicht sehen lassen. In dieser Gegend war man allem ablehnend gegenüber, was auch nur entfernt nach Polizei aussah. Er hatte es ja deutlich genug zu verstehen gegeben.
»Also, Chef«, kaute Phil in einem wunderbaren Slang heraus, »wie is’s nu? Ha’m wir Rack hier in dieser lausigen Bude oder nich’?«
»Sicher. Oben in der achten Etage. Aber jetzt wird er wohl hinten in seiner Garage sein, da hat er sich irgendeine Werkstatt eingerichtet. Der liebe Himmel weiß, was er da fabriziert. Jedenfalls steckt er von morgens bis abends drin und schließt sich ein.«
»Thanks, Chef«, meinte Phil. »Ich seh mal nach.«
»Können Sie machen, Mister.«
Die Tür knallte zu. Phil kam die Treppe heraufgestiegen, langsam und laut, damit man seine Schritte hören konnte. Er blieb nicht etwa neben mir stehen, sondern ging weiter. Es konnte ja sein, dass der Kerl unten hinter seiner Wohnungstür lauschte. Ich schloss mich Phil an.
»Ich gehe rauf!«, flüsterte er. »Sieh du am besten schon hinten in der Garage nach. Ich trau dem alten Kerl nicht, mit dem ich gesprochen habe.«
»Okay.«
Ich huschte leise zurück, während Phil pfeifend die Treppe weiter hinaufstieg. Dass es in elfstöckigen Häusern keinen Fahrstuhl gibt, sollte man als ein Verbrechen bestrafen. Ich beneidete Phil nicht um die Aufgabe, acht Treppen hinauf klettern zu müssen.
Vor dem Haus war ein Milchwagen vorgefahren. Ein Neger kam mit einem Drahtkorb, in dem ungefähr zwanzig Flaschen standen. Er grinste mir freundlich zu, und ich erwiderte sein Grinsen.
***
Vorsichtig peilte ich in die Durchfahrt zum Hinterhof. Er lag noch immer so menschenleer wie vorhin. Langsam ging ich hinein. Die Durchfahrt führte genau durch das Parterregeschoss und faktisch unter dem ersten Stock her, denn das Haus reichte bis zum Nachbargebäude. Die Durchfahrt war ungefähr zehn Yards lang und es sah ein wenig düster darin aus.
Als ich den Hof erreicht hatte, hörte ich von irgendwoher aus der Garagenreihe ein leichtes Hämmern. Ich marschierte an der Garagenreihe entlang. Bei jeder Tür lauschte ich einen Augenblick.
Dann hatte ich die richtige gefunden. Hämmern tönte aus ihr. Ich klopfte mit der Faust gegen die gewellte Blechtür. Es gab einen hohlen Klang.
Das Hämmern hörte auf. Ein paar Geräusche erklangen, als ob jemand hastig etwas beiseite räumte. Dann wurde eine Stimme laut.
»Was ist los?«
»Mister Johnson?«, fragte ich.
»Ja, zum Teufel, was ist los?«
»Telegramm für Sie, Mister Johnson.«
Einen Augenblick lang blieb es still, dann fragte er: »Telegramm? Woher wissen Sie denn, dass ich hier bin?«
»Ein Nachbar hat gesagt, ich sollte es mal hier versuchen, wenn Sie nicht oben wären. Na, und oben waren Sie nicht.«
Wieder blieb es ein paar Sekunden still, dann sagte er: »Okay, schieben Sie’s unter der Tür durch.«
»Kann ich nicht«, erwiderte ich gelassen. »Einmal hat Ihr Telegramm den Zusatz Persönlich und zum anderen müssen Sie mir ja die Empfangsbestätigung unterschreiben, Sir.«
Ein knurriger Laut war die ganze Antwort. Dann hörte ich wieder ein paar Geräusche, diesmal dicht hinter der Tür.
Ich stellte mich in Positur. Endlich ging die Tür auf. Bevor er sich’s versah, stand ich in der Garage.
»FBI, Johnson«, sagte ich. »Heben Sie Ihre Hände hoch und machen Sie keinen Unsinn!«
Er war ein Kerl von mittlerer Größe mit dem verschlagenen Gesicht eines listigen Fuchses. Breite, sinnliche Lippen passten schlecht zu dem stechenden Ausdruck seiner Augen.
»FBI?«, Wiederholte er verdattert.
»Allerdings. Sie müssen
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