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0093 - Dreimal hupen bringt den Tod

0093 - Dreimal hupen bringt den Tod

Titel: 0093 - Dreimal hupen bringt den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dreimal hupen bringt den Tod
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müssen wir alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Könnten Sie sich vorstellen, dass irgendjemand eine besondere Wut auf Craine hatte? Dass man ihn also aus Rache umgebracht hat?«
    Smith dachte keine Sekunde nach, sondern erklärte zu unserer Überraschung sofort: »Das halte ich sogar für gegeben.«
    Für einen Augenblick waren wir über die Schnelligkeit und den sicheren Ton seiner überraschenden Antwort so verblüfft, dass ein paar Atemzüge lang Schweigen herrschte. Dann fuhr ich mit der Frage fort: »Und wie kommen Sie zu dieser Annahme?«
    Er beugte sich vor.
    »Vor einem guten halben Jahr wurde hier ein gewisser Rack Johnson eingestellt. Ein ganz übler Bursche. Er sah nicht nur aus wie ein Verbrecher, er war auch einer. Ich glaube, er wurde auf Betreiben eines Gefängnisgeistlichen eingestellt, der Johnson gern eine Chance geben wollte. Jedenfalls kam eines Tages Mrs. Craine ins Büro und wollte ihren Mann sprechen. Mr. Craine war gerade unten im Tresor, und so bat man Mrs. Craine, im Arbeitszimmer ihres Gatten ein paar Minuten zu warten. Zur gleichen Zeit sollte dieser Johnson eine Akte ins Büro von Mr. Craine bringen. Plötzlich hörte man aus dem Arbeitszimmer des Direktors ein leises Stöhnen. Das war genau zu der Zeit, als Mr. Craine wieder aus dem Tresor herauf gekommen war. Er wollte sofort in sein Zimmer, aber die Tür war von innen abgeschlossen. Da trat Mr. Craine die Tür ein. Ich stand im Vorzimmer und sah sofort, was geschehen war. Dieser Johnson war sehr zudringlich geworden zu Mrs. Craine. Ich - ich kann das nicht weiter beschreiben. Jedenfalls stürzte sich Mr. Craine auf diesen Verbrecher und hat ihn so fürchterlich zugerichtet, dass er ihn wohl totgeschlagen hätte, wenn wir ihn nicht zurückgerissen hätten. Keuchend vor Wut sagte er zu Johnson, wenn er innerhalb einer Minute noch irgendwo in der Nähe wäre, würde ihn Mr. Craine nicht nur noch einmal unter seine Fäuste nehmen, sondern obendrein auch der Polizei übergeben. Da sagte Johnson mit einer Stimme, die ich nie vergessen werde: ›Der Tag kommt, Craine, an dem ich dir ein Messer in deinen feisten Wanst rammen werde‹. Dann ging er…«
    Smith schwieg. Auch wir schwiegen. Das konnte durchaus eine ernst zu nehmende Spur sein.
    »Wissen Sie, wo dieser Johnson wohnt?«, fragte ich nach einer Weile.
    »343, East 109th Street«, sagte Smith, ohne zu überlegen.
    Das konnte gut stimmen. Die Gegend war berüchtigt. Ich stand auf und sah auf meine Uhr. Es war kurz vor fünf.
    »Okay«, sagte ich. »Bei diesem ehrenwerten Mister Johnson wollen wir keine Zeit verlieren. Komm, Phil!«
    Phil grinste.
    »Dasselbe wollte ich gerade sagen.«
    ***
    Die East 109th Street berührt an ihrem westlichen Ende die nördlichste Ecke des Central Park. Weiter östlich, also am East River, ist sie längst nicht mehr so sauber, wie sie noch in der Nähe des großen Parkes ist. Man kann den Verfall der Straße geradezu von Block zu Block beobachten, wenn man sie einmal vom Central Park her in Richtung auf die Küste entlangfährt. Am East River gehört sie schon zu den Vorläufern von Harlem.
    Wir suchten die angegebene Hausnummer und stoppten den Jaguar ein paar Häuser davor. Dann stiegen wir aus.
    Das Haus 343 war ein elfstöckiger Mietsbau aus der Zeit der Jahrhundertwende oder kurz danach. Die Fassade sah entsprechend aus. Auf der linken Seite gab es eine Durchfahrt in den Hinterhof, wo ein Hund jaulte.
    Phil deutete nur mit dem Kopf in die Durchfahrt, und ich nickte. Es empfiehlt sich immer, sich ein wenig das Gelände anzusehen, bevor man einem Mann die Hand auf die Schulter legt.
    Wir gingen hinein. Der Hof hatte die gleiche Breite wie das Haus, rechts und links war er durch etwas über mannshohe Mauern gegen die Nachbarhöfe abgegrenzt. Den rückwärtigen Abschluss bildete eine lang gezogene Garagenreihe. Ein paar Ställe für Kaninchen standen herum, eine Ansammlung von Mülleimern, deren Inhalt überquoll, verbreitete einen bestialischen Gestank, sodass wir uns schleunigst wieder verdrückten. Aus den Augenwinkeln hatte ich gerade noch die große eiserne Feuerleiter gesehen, die am Haus hinaufführte.
    Wir betraten das Haus durch den vorderen Eingang. Im Parterre gab es zwei Wohnungen. Phil machte eine Kopfbewegung die Treppe hinauf. Ich nickte und huschte lautlos die Treppe hinauf bis zum ersten Absatz. Dort postierte ich mich so, dass man mich von unten nicht sehen konnte.
    Phil klingelte an einer der beiden Wohnungstüren. Es dauerte

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