0093 - Dreimal hupen bringt den Tod
Kino gegangen sind. Einen Hinterausgang, den er unauffällig hätte benutzen können, gibt es zwar, aber der wird erst nach Schluss der Vorstellung auf elektromechanischem Wege vom Vorführraum her geöffnet. Sonst könnten ja manche Leute von hinten herum ohne Eintrittskarte ins Kino kommen. Maerosti kann also die Vorstellung nicht vor dem Ende verlassen haben. Anschließend ist er mit seiner Frau noch in einem italienischen Lokal gewesen, wahrscheinlich, um heimatliche Erinnerungen aufzufrischen. Das Lokal hat er erst um halb zwei verlassen, also zu einer Zeit, als der Einbruch schon in vollem Gange war.«
Unser Essen wurde aufgetragen. Als der überhöfliche chinesische Kellner wieder verschwunden war, fuhr Phil fort: »Trotzdem will ich mir heute Nachmittag den Bekanntenkreis Maerostis vornehmen. Vielleicht ist eine verdächtige Type darunter.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, das solltest du nicht tun, Phil.«
»Warum?«
»Weil ich eine sehr heiße Spur habe, jedenfalls nach meiner Meinung sehr heiß.«
Er fuhr auf.
»Donnerwetter! Endlich ein Lichtblick?«
»Ich hoffe.«
Ich erzählte ihm von der merkwürdigen Art, wie sich da in dieser Vorstadtkneipe die Pokerabende abspielten.
»Ich verstehe nicht ganz, wieso diese Spur sehr heiß sein sollte«, murmelte Phil, nachdem ich ihm alles erzählt hatte.
»Überleg mal«, sagte ich. »Um acht oder kurz danach schließt der Wirt die Tür zum Hinterzimmer ab und betritt es selbst auch nicht mehr vor dem nächsten Morgen! Was liegt näher, als dass sich die Leutchen heimlich durchs Fenster entfernen, die Sache mit der STC drehen, heimlich zurückkommen, ihre Bierdosen austrinken und sich dann wieder auf dem gleichen Weg, der ja ausdrücklich vereinbart wurde, absetzen!«
Phil wiegte den Kopf hin und her.
»Das halte ich aber für eine sehr gewagte Theorie, mein Lieber!«
Ich nickte.
»Ja, sicher. Mir kam die ganze Sache zuerst auch ein bisschen an den Haaren herbeigezogen vor. Aber ich hatte nun einmal den Gedanken, dass hier doch ein Alibi wäre, das keiner exakten Nachprüfung standhalten konnte. Es gab zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass es auf meine beschriebene Weise hätte gewesen sein können. Und wir hatten ja ausgemacht, dass wir die unwahrscheinlichsten Momente in Betracht ziehen wollten, bevor wir ein Alibi als sicher ansehen sollten. Deshalb prüfte ich die Sache also noch ein bisschen nach. Und was glaubst du, was ich dabei erfahren habe?«
Phil zuckte die Achseln.
»Keine Ahnung!«
»Ich ließ mir mal die Leute ein bisschen näher beschreiben, mit denen dieser Mail seinen Pokerabend verbringt.«
»Und?«, fragte Phil gespannt.
Ich zuckte gleichmütig die Achseln.
»Unter anderem beteiligt sich ein junger Mann, Jack Lisbord mit Namen, achtzehn bis zwanzig Jahre alt, nicht sehr groß, helle Haare, schmächtige Gestalt und viele Sommersprossen.«
Phil schüttelte den Kopf.
»Na und? Ich verstehe immer noch nicht, was das mit unserem Fall zu tun haben soll!«
Ich half seinem Gedächtnis nach.
»Das ist fast wörtlich die Beschreibung, die uns Losbag von dem nächtlichen Eindringling abgab!«
Phil lehnte sich zurück.
»Donnerwetter!«, staunte er. Dann runzelte er die Stirn und meinte zweifelnd: »Trotzdem. Du weißt genau, dass diese Beschreibung reichlich nichtssagend ist. Es gibt wahrscheinlich einige Tausend Jünglinge in New York, auf die diese Beschreibung zutreffen würde.«
»Sicher«, stimmte ich zu. »Aber in Verbindung mit dem nicht sehr stichhaltigen Alibi erscheint es doch immerhin schon interessant, dass es einen Jüngling von ungefähr dem Aussehen des nächtlichen Einbrechers im Bekanntenkreis dieses Steward Mail gibt. Ich finde, wir sollten heute Nachmittag zusammen an dieser Spur Weiterarbeiten. Stellt es sich als Fehlspur heraus, arbeite ich anschließend dafür in deiner Sache mit.«
Phil zögerte eine Sekunde, dann nickte er.
»Also gut! Klemmen wir uns gemeinsam hinter Mail, Lisbord und Genossen!«
***
Jeden Mittag nach dem Essen machte Bill Cross ein kleines Schläfchen. Dafür versah seine Schwester dann den Dienst an der Tankstelle, wobei sie allerdings selten etwas zu tun hatte, denn in dieser Zeit war nicht viel auf den Straßen los, schon gar nicht auf der Ausfallstraße, an der die Tankstelle lag. Es war ohnehin eine für den großen Verkehr uninteressante Straße.
Margy Cross hatte vor ein paar Tagen einen Stapel Broschüren und Informationsmaterial aus dem Pressebüro des FBI New
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