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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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die er sich geschaffen hatte. Zwanzig Meter noch bis zu den Stacheldrahtrollen. Der Anlauf reichte für einen gut durchtrainierten Mann, um mit einem beherzten Satz darüber hinwegzuspringen.
    Dann kam der Todesstreifen. Den Gerüchten nach waren Tretminen unter der geharkten Sandfläche verlegt. Mit sehr gemischten Gefühlen ging Professor Zamorra darauf zu.
    Plötzlich stutzte er.
    Er hörte das Getrappel von kleinen Schritten in seinem Rücken. Er fuhr herum.
    Soeben zwängte sich Nicole durch die Lücke im Zaun und winkte ihm zaghaft zu.
    Zamorra zerquetschte einen Fluch auf den Lippen. Er hatte sonst nichts gegen ihre Anhänglichkeit. Doch diesmal war die junge Frau im wahrsten Sinne des Wortes zu weit gegangen. Sie hatte sich seinen ausdrücklichen Befehlen widersetzt. Daran änderte auch nichts, dass sie es ganz offensichtlich aus Liebe getan hatte.
    Und aus Unüberlegtheit. Dabei reichte es Professor Zamorra vollauf, wenn er sich selbst diesen bodenlosen Leichtsinn eines illegalen Grenzwechsels leistete. Zusammen mit Nicole wurde er noch verwundbarer.
    Gehetzt sah er sich um.
    Nirgendwo die Spur eines Grenzsoldaten. Es war still im Wald, und auf keinen Fall wollte er diese Stille durch lautes Rufen stören, denn die Ruhe schien ihm trügerisch.
    Den Mantelkragen hochgeschlagen machte er sich auf den Rückweg. Nicole stand am Stacheldrahtverhau und konnte das Hindernis nicht überwinden. Hilflos nagte sie an ihrer vollen Unterlippe und schaute Professor Zamorra betreten entgegen.
    »Sofort zurück!«, sagte er scharf an Stelle eines Grußes. Seine Stimme klang überhaupt nicht freundlich. Zamorra konnte seinen Groll nur mühsam unterdrücken. Er war aus der Sorge um seine Sekretärin geboren. Er wollte nicht, dass sie sich in vermeidbare Gefahren begab. Obendrein war sie hier nur Ballast für ihn. Diesmal konnte sie ihm nicht helfen. Im Gegenteil.
    Allein mit ihrer Anwesenheit brachte sie Zamorra in noch größere Schwierigkeiten. Nicole war alles andere als eine Waldläuferin. In Salons und Hotelhallen bewegte sie sich wesentlich geschickter als im Unterholz des Böhmerwaldes. Obendrein war sie vollkommen verkehrt angezogen. Mit den modischen Stiefeletten aus Lammfell mit den halbhohen Absätzen kam sie hier nicht weit. Sie würde sich schon in einer halben Stunde die Hacken abgelaufen haben. Ganz zu schweigen davon, dass sie mit diesem Schuhwerk überhaupt nicht schnell laufen konnte.
    Zamorra musste die kapriziöse junge Dame zurückschicken.
    Wenn es dafür nicht schon zu spät war.
    Aber gerade danach sah es aus.
    Zamorra hatte nicht mehr auf den Waldrand in seinem Rücken geachtet. Er machte sich eben daran, ein riesiges Donnerwetter auf Nicole herabprasseln zu lassen, als hinter ihm raue, kehlige Stimmen laut wurden.
    Diesmal reichten seine Sprachkenntnisse aus.
    »Nehmt die Hände hoch, ihr verfluchten Spione…«
    ***
    Die Stimme klang noch entfernt. Trotzdem wagte Zamorra keine Experimente. Er folgte dem Befehl, als auch Nicole der Aufforderung nachkam. Sie hatte die Worte vermutlich nicht verstanden, aber sie konnte die Männer sehen, die sich ihnen von hinten näherten.
    Langsam wandte Professor Zamorra sich um.
    Sie waren zu dritt. Junge Männer noch. Sie hielten MP’s auf sie gerichtet. Vorsichtig kamen sie über den Todesstreifen. Einer von ihnen trug einen Metalldetektor vor sich her. Also gab es doch Minen unter dem Sand. Mit über den Kopf erhobenen Händen wartete Zamorra ab.
    »Tut mir leid, Chef«, wisperte Nicole ihm schuldbewusst zu. Zamorra antwortete nicht. Mit verkniffenem Gesicht stand er da und schaute den Soldaten zu, wie sie näher kamen. In sicherem Abstand blieben sie stehen.
    Einer sagte etwas, und Zamorra verstand nichts. Ein anderer versuchte es mit Russisch, der dritte in deutsch. In dieser Sprache konnte Professor Zamorra sich gut verständigen.
    »Wir haben uns verirrt«, sagte er und schielte sehnsüchtig zur bundesdeutschen Seite zurück.
    Auch dort waren zwei Männer aus dem Wald getreten und schauten durch Ferngläser zu ihnen herüber. Die Gewehre behielten sie über die Schultern. Zamorra und Nicole befanden sich bereits auf tschechischem Hoheitsgebiet. Sie durften nicht mehr eingreifen. Dazu führten ihre Spuren durch den Schnee zur Schneise. Man brauchte kein Fährtenleser sein, um zu erkennen, dass Zamorra und die junge Frau freiwillig die Grenze gewechselt hatten. Dazu kam noch das Loch im Maschendrahtzaun.
    Zamorra und Nicole waren den Grenzern

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