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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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unterirdischen Gängen. Er wollte zurück, wollte hinaus in den schwindenden Tag, der Freiheit entgegen.
    Das Areal rund um die Ruine konnte man umstellen. Wenn es dem Franzosen und seiner Begleiterin gelingen sollte, jemals wieder an die Erdoberfläche zu gelangen, konnte man sie dort immer noch festnehmen.
    Leutnant Karel Capek jedenfalls hatte die Nase vom ›Aberglauben‹ der Alten von Zeleznâ Ruda gestrichen voll.
    ***
    Im steinernen Sarkophag lag ein Mann in mittelalterlicher Kleidung. Die dürren Beine steckten in durchbrochenen Pluderhosen, wie sie früher bei Hofe üblich waren. Aus Leder waren Wams und Waffenrock. Die rote Seide seines Umhangs glänzte, als käme sie frisch aus der Weberei.
    Schwarz und scharf kontrastierend stachen Kinn- und Backenbart gegen den totenblassen Teint ab. Wie ausgebleichtes Pergament spannte sich die Haut über ein hageres, eingefallenes Gesicht, aus dem die Nase wie der Schnabel eines Aasgeiers ragte.
    Zamorra konnte keinerlei Anzeichen körperlichen Zerfalls feststellen. Trotzdem stieg strenger Leichengeruch in seine empfindliche Nase und verursachte ein drängendes Würgen in seiner Kehle, als hätte man ihm bei einem chinesischen Gastmahl eines dieser berühmten hundertjährigen Eier aufgetischt.
    Nicole fuhr zurück und schlug sich die Hände vor Mund und Nase. Zamorra hielt aus.
    Wie hypnotisiert starrte er in die geöffneten Kohleaugen des Todesfürsten, denn diese Augen lebten!
    Sie schienen ihn leicht amüsiert anzufunkeln.
    In Zamorras Kopf formten sich Gedanken zu Worten, die nicht von ihm stammten. Etwas Fremdes drängte sich in sein Gehirn, drohte jedoch nicht, Besitz von ihm zu ergreifen. Es ging keine suggestive Kraft von diesen fremden Impulsen aus.
    Dabei blieb die Leiche unbewegt vor ihm liegen. Nur die Augen verfärbten sich leicht ins Grünliche.
    »Mann mit dem Amulett «, wisperte es in Zamorras Kopf spöttisch. »Du bist gekommen, um mich für immer ins Schattenreich zu werfen?« - Ein heiseres Kichern. - » Du hast dir zuviel vorgenommen, Mann mit dem Amulett. Du kannst nicht gewinnen. Du wirst alles verlieren …«
    Die Augen der Leiche wurden wieder starr, doch ihr Blick brach nicht.
    Zamorra schüttelte den Kopf. Hatte er sich getäuscht? Flatten seine überreizten Nerven ihm einen Streich gespielt?
    Unwillkürlich biss er sich auf die Unterlippe und spürte den stechenden Schmerz. Er hatte also nicht geträumt.
    Zamorra sah sich zu Nicole um, die einige Meter zurückgewichen war. Sie schaute aus weit aufgerissenen staunenden Augen zu ihm herüber. Ihr Gesicht war hochrot angelaufen. Sie hielt immer noch die Luft an. Durch Gesten bedeutete sie ihm jetzt, den Deckel wieder zu schließen.
    Doch Zamorra wollte noch nicht. Er hatte eine Aufgabe hinter sich zu bringen. Er stand an einem Dämonengràb, und dieser Dämon musste vernichtet werden. Er vertraute ganz auf die magische Kraft des silbernen Medaillons.
    Es pendelte an der Kette und strahlte nach wie vor wie ein Pulsar am Sternenhimmel, den man durch ein starkes Teleskop beobachtet. Es verstrahlte ein unwirkliches, kaltes Licht. Zamorras Gedanken waren wieder leer. Er fühlte den fremden Einfluss nicht mehr.
    Der Dämonenjäger murmelte altüberlieferte Formeln in vergessenen Sprachen. Er hatte sie aus Folianten gelernt, die die Zeiten überdauert und die Formeln in die Gegenwart gerettet hatten. Formeln und Sprüche ganzer Generationen berühmter Magier, die ihren Zweck noch nie verfehlt hatten.
    Er sprach konzentriert wie in einem flehenden Gebet, senkte dann langsam das Zauberamulett auf die bleiche Stirn des Leichenfürsten hinunter, spürte bei geschlossenen Augen, wie das Silber auf totes Fleisch traf.
    Zamorra wartete auf ein Zischen, auf ein Feuer, in dem der Dämon vergehen würde, wartete auf irgendetwas, das jetzt geschehen musste.
    Doch es geschah nichts! Absolut nichts!
    Hinter ihm schrie Nicole erschrocken auf.
    Sie kannte die Wirkung des Medaillons ebenfalls von vielen gemeinsamen Abenteuern her. Sie hatte miterlebt, wie die grässlichsten Geisterwesen unter der Berührung mit dem magischen Silber vergingen, in Nichts zerfielen, sich auflösten und ihre Existenz verloren.
    Ungläubig öffnete Zamorra die Augen.
    Das Amulett lag auf der Stirn des Leichnams. Die Züge Vlados waren nicht mehr ruhig und von tiefem Emst geprägt wie vorher.
    Nun hatten sich die Mundwinkel etwas verzogen, wie cs schien.
    Der Tote grinste. Die Augen funkelten wieder. Sogar belustigt. Zamorra glaubte zum

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