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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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folgte ihm. Der Oberkörper des Toten schnellte hoch aus seinem Grab. Der bestialische Gestank, den er sekundenlang vergessen hatte, biss sich wieder in seine Schleimhäute. Gab es denn kein Mittel, dieses Wesen abzublocken?
    Die Beine der Leiche regten sich, zuckten. Der Tote machte Anstalten, sich aus seinem steinernen Sarg zu erheben.
    Gehetzt sah Zamorra sich um. Er befand sich in einer für ihn vollkommen neuen Situation. Sein Amulett hatte ihn im Stich gelassen. Auch mit der Unterstützung der Formeln, die manchmal allein schon einen Dämon für immer zurück ins Schattenreich verbannen konnten, war es ihm nicht gelungen, diesem Wesen der Unnatur Herr zu werden.
    In Gedankensplittern raste sein Leben an ihm vorbei, und diese fürchterliche Krallenhand ragte immer weiter aus dem Sarg. Schon hob sich der hagere Totenkopf über den Rand des Sarkophags.
    Plötzlich war Nicole neben ihm.
    »Der Deckel!«, gellte sie schrill. »Der Deckel, Chef!«
    Schon stemmte sie sich mit all ihrer Kraft gegen das Ungetüm aus Granit. Es war nach hinten über den Sarg gerutscht, aber nicht zerbrochen.
    Zamorra hob auch mit an, keuchte, stemmte sich gegen den Boden. Sie schafften es, die Abdeckung anzuheben. Mit jedem Zentimeter, den sie den schweren Stein höher brachten, glitt der ausgestreckte Leichenarm ein winziges Stück zurück.
    Zamorra verstärkte seine Anstrengungen, ächzte, wuchtete den Deckel des Sarkophags langsam an seine alte Stelle.
    Vlado verlor dabei sichtlich von seinem widernatürlichen Leben. Das Bein, das schon aus dem Sarg gestiegen war, glitt wieder hinein in die Gruft, der Arm sank neben den Körper, und der Kopf rutschte zurück auf das Kissen.
    Dann endlich knirschte die Abdeckung wieder in ihren alten Platz. Vlados Sarkophag war wieder geschlossen.
    Zamorras Lungen arbeiteten wie ein Blasebalg aus brüchig gewordenem Leder. Pfeifend stieß er die Luft aus und sog neue ein. Seine Hände vibrierten nach dieser Kraftexplosion. Muskeln zuckten unkontrolliert.
    Zum Glück war dieser bestialische Gestank wieder verschwunden. Keuchend stützte Zamorra sich auf Vlados Sarkophag. Sein Amulett baumelte noch an der Kette am Handgelenk. Es strahlte nur mehr schwach.
    Zamorra hatte eine schlimme Lektion erlernt.
    Er war nicht unbesiegbar…
    »Chef…?«
    »Nicole…?«
    »Es ist nicht gegangen… Das Amulett hat nicht funktioniert…«
    »Ich wollte, ich hätte diesem… diesem Vlado noch eine Atombombe mit in seinen verdammten Sarg gelegt. Ich weiß nicht mehr weiter, Nicole.«
    Zamorra war es ernst mit dieser Feststellung. Noch nie vorher hatte er sich so niedergeschlagen gefühlt.
    »Könnten wir diesen Raum vielleicht irgendwie versiegeln?«, schlug Nicole vor.
    »Du denkst an eine Art Dämonenbanner?«, meinte Zamorra verdrossen. »Ich glaube nicht mehr, dass es uns etwas helfen würde. Du hast ja eben zugesehen, wie…«
    »Ich hab’s gesehen, ja. Aber dieses Wesen muss doch irgendwie zu bändigen sein. Es konnte sich auch nicht dagegen wehren, als wir den Deckel wieder zuschoben.«
    »Du bist ein Schatz, Nicole«, sagte Zamorra rasch. Sein Zorn über Nicoles Eigenmächtigkeit verrauchte schlagartig. Er hängte sich das Amulett wieder um den Hals, um beide Hände frei zu haben. »Leuchte mal mit. Ich möchte diesen Deckel genauer untersuchen.«
    Nicole Duval trat näher. Sie übernahm auch noch Zamorras Taschenlampe. In ihrem Schein strichen Zamorras Finger tastend über den Stein. Er suchte nach irgendwelchen Verzierungen, nach Ornamenten und Symbolen, die ihm vielleicht bekannt vorkamen, die Rückschlüsse auf die Art des Banns zuließen, der allein den Leichenfürst unterwarf.
    Er sah auch einige Zeichen. Sie waren mit einem Meißel eingeritzt. Staub lag dick in den Runen, und Zamorras Fingerkuppen wurden schwarz. Nach und nach legte er die Zeichen frei.
    Schließlich schaute er hinunter auf eine Umrandung, die offensichtlich Blätterranken darstellen sollten. Keinerlei mystische Zeichen sonst. Nur im Schnittpunkt der beiden Diagonalen ein schmuckloser Kreis mit dem Durchmesser einer Handspanne. Und in dessen Mitte wiederum ein Punkt, den eine Fingerkuppe gerade ausfüllte. Das Symbol sagte Zamorra nichts, wenn es überhaupt mehr sein sollte als eine nutzlose Verzierung.
    Zamorra suchte anschließend die Seitenwände ab. Sie waren glatt wie die Eisfläche eines zugefrorenen stillen Waldsees.
    »Was habe ich nur übersehen?«, grübelte Professor Zamorra laut. »Es muss doch etwas geben, was diese Kreatur

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