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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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Hotelzimmer auslag. Er faltete das Blatt auseinander. Zamorra sprang sofort ein mit einem dicken Filzschreiber gemaltes Kreuz ins Auge. Der Ungar schob ihm die Karte zu.
    »Das ist ja keine drei Kilometer nördlich von hier«, sagte Zamorra überrascht.
    Tibor Déry hatte sein Strahlerlächeln wiedergefunden.
    »Das ist unser Service, Monsieur.«
    »Garantien übernehmen Sie natürlich keine.«
    »Das sagte ich Ihnen bereits in Paris. Dass ich kein mieser, kleiner Betrüger bin, mag Ihnen folgendes Schriftstück beweisen.«
    Er holte ein braunes Kuvert aus dem Jackett.
    In ihm war ein Handschreiben Jurai Cups, in dem er bestätigte, dass SVOBODA mit ihm Kontakt aufgenommen habe und er zur Abreise bereit sei.
    Zamorra ließ den Brief sinken und steckte ihn weg.
    »Ich werde Ihnen jetzt die Hälfte der vereinbarten Summe geben«, sagte er.
    Der Ungar schüttelte sofort den Kopf.
    »Monsieur Cup würde das gar nicht gefallen. Er müsste nämlich dann in seiner geliebten Heimat bleiben. Das Ganze oder gar nichts, Monsieur.«
    Zamorra besaß Menschenkenntnis genug, um zu sehen, dass der Ungar es ernst meinte. Der Professor und Geisterjäger seufzte.
    »Hol die 60.000 Franc, Nicole.«
    ***
    Der Wind hatte sich in den letzten beiden Tagen verschärft. Der ›Böhmische‹ schmeckte nach Schnee. Fauchend strich er durch die Wipfel der Fichten und Tannen, brachte das Geäst zum Singen und Heulen, trieb die ersten Flocken vor sich her. Bleich wie Schimmelkäse hing der Mond zwischen zerfaserten Wolkenbänken.
    Pavel Zapotoky fluchte still vor sich hin. Er hasste es, wenn ihre Organisation einen Besserwisser aus der Zentrale schickte. Als Grenzgänger hatte er Erfahrung genug, um auch ohne diesen Aufschneider, diesen Kas Worzek, zurechtzukommen. Auch wenn sie wieder einmal einen auf die deutsche Seite brachten…
    Immer wenn sie jemanden hinüberführten, mussten sie irgendeinen Idioten senden, als ob der etwas besser hätte machen können. Normalerweise überließen sie ihm, Pavel Zapotoky, die Führung. Er holte ihnen doch auch sonst die Kohlen aus dem Feuer, wenn sie normales Schmuggelgut transportierten.
    Er hasste es, einen Unbekannten vor die Nase gesetzt zu bekommen. Einen der von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte und trotzdem den Mund weit aufriss.
    Sie hatten schon Verspätung. Alles nur wegen dieses Kas Worzek. Er plusterte sich auf, gab dumme Befehle und brachte Unruhe in seine Leute. Sie waren viel nervöser als sonst.
    Pavel Zapotoky rieb die trockenen kalten Hände aneinander, um sich zu wärmen. Er kam sich nackt vor ohne seinen Rucksack, auch wenn er auf dem Hinweg nie richtig gefüllt war. Tschechische Kronen wogen auch in dicken Notenbündeln nicht so schwer. Devisenschmuggel war jedoch nur ein Teil ihres Jobs. Auf dem Rückweg brachten sie immer Transistorradios, Elektronenrechner, Kassetten-Recorder und auch schottischen Whisky mit. Immer Dinge, die man auf dem schwarzen Markt zu astronomischen Preisen losschlagen konnte. Bis auf Autos hatte sie schon ziemlich alles über die Grenze gebracht, was es im dekadenten Westen an jeder Straßenecke gab und in ihrem fortschrittlichen sozialistischen Staat auch mit besten Beziehungen kaum zu bekommen war.
    Von ihrem Nebenerwerb ließ es sich in ihrem Grenzdorf recht gut leben. Die Leute, für die Pavel und seine Männer arbeiteten, zahlten wesentlich besser als der Leiter ihrer landwirtschaftlichen Genossenschaft, für die sie Felder bestellten, die ihnen einmal selbst gehört hatten.
    Pavel Zapotoky kannte jeden Fußbreit Boden hier, und Kas Worzek führte sich auf wie Moses, der seine Glaubensgenossen ins Gelobte Land schleusen wollte.
    Missmutig schaute der alte Schmuggler zu dem weißhaarigen Mann hinüber, den Worzek mitgebracht und der sich als Jurai Cup vorgestellt hatte. Wegen ihm gab es diesen Ärger.
    Ein Wissenschaftler aus Prag sollte er sein. Hatte sich mit der Regierung angelegt und kalte Füße bekommen.
    Mir kann das egal sein, dachte Pavel Zapotoky. Hauptsache, ich bekomme meine zweihundert Kronen extra.
    Der alte Tscheche hatte keine Ahnung davon, wie viel bei diesen »Überführungen« wirklich verdient wurde. Er hielt nur seinen Kopf hin und riskierte sein Leben. Die Grenzer wurden immer aufmerksamer in der letzten Zeit. Sie mussten Lunte gerochen haben und kontrollierten das Gebiet um die Seewand schärfer.
    Im letzten Monat waren zwei ihrer Leute auf geheimnisvolle Weise verschwunden.
    Pavel Zapotoky grinste bitter, als er sich vorstellte, was

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