0093 - Vlado - der Schreckliche
vierundsechzig.
»Das geht nicht, Herr«, sagte Basci mit brüchiger Stimme, aus der seine Angst herauszuhören war. »Das Land gehört den Dämonen. Da dürfen wir nicht hin.«
»Ha?«, machte Kas Worzek überrascht. »Was für einen Quatsch erzählst du da? Dämonen? Du tickst wohl nicht richtig!«
Basci zog das Kinn an die Brust.
Mit drei Schritten war Worzek an dem alten Mann heran. Er hielt ihm die Mündung der MP an den Hals und drückte sein Kinn hoch, damit Basci ihn ansehen musste.
»Wiederhole das nochmals, Greis!«
»Er meint, das Gebiet wäre stark vermint«, warf Pavel ein, um die Lage vielleicht doch noch zu retten.
»Mit dir rede ich nicht, Zapotoky. Basci soll mir sagen, was er sagen wollte. Mir ist inzwischen einiges klar geworden. Nun Basci? Was ist los mit dem Land, das den Dämonen gehört, eh?«
Er drückte dem Alten die Mündung der Skorpion gegen den faltigen Hals. Dabei schlotterte Basci Kursa ohnehin schon vor Angst.
»Abergläubisches Gesindel!«, stieß Kas Worzek hervor. »Das Märchen von eurem Leichenfürsten ist mir schon zu Ohren gekommen. In der Zentrale lachen schon mehr Leute über euch. Und jetzt vorwärts. Ich habe es satt, mich mit euch Trotteln herumzuärgern. Bringen wir die Geschichte endlich hinter uns. Wir nehmen die Abkürzung.«
Pavel Zatopoky trat vor.
»Ich werde nicht mitgehen«, sagte er bestimmt. »Und meine Freunde auch nicht. Entweder Sie lassen sich von mir führen, oder Sie lassen es ganz bleiben. Ich setze keinen Fuß innerhalb die Bannmeile.«
»Also doch!«, triumphierte Kas Worzek. »Du bist der Keiltreiber in dieser Bande. In der Zentrale nennt man das, was du machst, Meuterei. Du kannst dir vorstellen, was das für Folgen für dich haben wird?«
»Wenn Sie unbedingt an der Ruine vorbeiwollen, Herr«, antwortete Pavel Zapotoky tonlos, »dann erschießen Sie mich besser. Es kann nur Schlimmeres kommen…«
***
»Wie spät hast du’s?«, fragte Professor Zamorra.
Nicole streifte den Ärmel ihres Pelzmantels zurück und schaute auf die Uhr.
»Zehn Minuten vor Mitternacht. Ziemlich unheimlich hier. Findest du nicht auch, Chef?«
Nicole hatte nicht untertrieben. Für phantasievolle Menschen war die Gegend nicht angenehm. Sie liefen ein ausgewaschenes, von Geröll übersätes Flussbett hinauf. Im Frühjahr toste hier wahrscheinlich ein Wildbach zu Tal. Kniehohe Steine erschwerten ein Weiterkommen. Manchmal mussten sie umgestürzte Baumstämme überklettern, die fahl fluoreszierten. Sie vermoderten und rochen dumpf nach Erde.
»Sind wir auch richtig?«, fragte Nicole. Ihre Stimme klang dünn und zaghaft. Bei jedem Wort stiegen Dampfwolken von ihrem Mund hoch. Es war empfindlich kalt. Die Schneise zwischen den hochaufragenden Bäumen war noch windgeschützt. Doch man konnte sein Brausen hören. Hoch über ihnen raunte und wisperte es. Verweht schwebten die Schreie eines Käuzchens aus der schwarzen Wand der Tannen.
»Natürlich sind wir richtig«, antwortete Professor Zamorra.
Er hatte seinen Mantelkragen hochgeschlagen. Die Gegend war auch ihm nicht ganz geheuer. In der Hand hielt er eine Taschenlampe, mit der er einen schmalen Lichtfinger aus der Dunkelheit stach. Sie kamen nur langsam vorwärts, obwohl sie gestern schon mal am Tage hier gewesen waren. Ein Ort, an dem sich Fuchs und Wolf gute Nacht sagten.
Das Flussbett wurde breiter und wegsamer. Zur tschechischen Grenze konnten es keine fünfhundert Meter mehr sein. Sie hatten die vereinbarte Stelle bald erreicht.
»Wir werden warten müssen«, sagte Zamorra. »Wir sind etwas zu früh dran.«
***
Kas Worzek fluchte lästerlich. »Ihr verdammten Hohlköpfe!«, rief er verhalten. »Wie kann man nur so verbohrt sein! Dämonen!« Er spuckte aus. »Dass ich nicht lache! Macht keinen Unsinn, Leute. Wenn Herr Zapotoky sich unbedingt in die Hosen machen will, dann soll er doch. Soll er hier bleiben. Ich rechne später mit ihm ab. Wenn ich zurück bin.«
»Wir gehen auch nicht über das Gebiet«, sagte Basci Kuras mit seiner brüchigen Greisenstimme. »Niemand aus Zelezná Ruda würde mitgehen, Herr. Niemand besucht nachts ungestraft das Reich des Leichenfürsten.«
Worzeks Reaktion kam für alle unerwartet.
Mit einem Mal hatte er ein Messer in der Faust und hielt es dem alten Basci unter das Kinn. Ein Blutstropfen rann die Schneide hinunter. Der Alte quiekte erschrocken auf.
»Bitte nicht«, sagte Jurai Cup. Es war das erste Mal nach einer sehr langen Pause, dass er wieder einen Ton von sich
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