0094 - Alle auf einen Schlag
der Sprengung eines Kranes im Hafen. Verwendet wurde TNT. Kann sich eigentlich nur um das bei Ihnen gestohlene Zeug handeln.«
»Und warum rufen Sie das FBI nicht selbst morgen früh an?«
»Bis dahin können wir den Dieb schon wieder aus den Augen verloren haben. Hinter der ganzen Sache steckt ein größerer Zusammenhang, als wir ihn von hieraus überblicken können. Vielleicht aber weiß das FBI darüber Bescheid. Ich möchte nicht eventuell eine große Sache vermasseln, weil ich einen kleinen Gangster ein paar Stunden zu früh festnehme und dadurch die anderen Leute in diesem Spiel warne.«
»Sie denken, scheint’s an alles.«
»Man gibt sich Mühe«, sagte Mallory grinsend.
Sie mussten ungefähr eine Stunde warten, bis der Matrose zurückkam.
»Hier ist die Antwort«, sagte er flüsternd. »Ein gewisser Mister High war selbst an der Strippe. Er sagte: Dieb nicht aus den Augen lassen. Sollte er sich bis Mitternacht mit niemand getroffen haben, ihn in einer dunklen Ecke unauffällig festnehmen. Trifft er sich mit anderen Leuten, vielleicht sogar mit einer Gang, sofort Vorbereitungen zur Verhaftung der ganzen Gang treffen und blitzartig zuschlagen. Alle Festgenommenen an das FBI New York.«
Mallory kratzte sich hinter den Ohren.
»Was habe ich gesagt? Eine ganz dicke Sache! Wenn Mister High sich selbst darum kümmert, ist es wirklich eine ganz große, dicke Sache. Mister High ist der New Yorker FBI-Chef. Himmel, wo soll ich bloß die Leute herkriegen, um eine Bande hochgehen zu lassen? Wir sind hier in Peekskill, nicht in New York. Zwei, drei Mann vom Nachtdienst kann ich mir höchstens besorgen.«
Serlaine rieb sich über die Knöchel. Er verstand zunächst einmal nur so viel, dass der Mann dingfest gemacht werden sollte, der so unglaublich frech gewesen war, aus einem Marine-Depot vierzig Kilo TNT zu stehlen. Das interessierte ihn persönlich.
»Ich glaube, da kann ich helfen«, schlug er leise vor. »Wie wär’s mit zwanzig Mann Militärpolizei?«
»Großartig«, kicherte Mallory. »Aber in Zivil und in spätestens einer Stunde, bitte.«
Serlaine lachte grimmig.
»Wenn ich die Burschen raustrommele, stehen sie in acht Minuten bereit«, sagte er und erhob sich. »Ich geh telefonieren.«
Mallory nickte. Kurze Zeit später, nachdem Serlaine schon das Lokal verlassen hatte, erhoben sich die vier Männer in der Ecke und gingen quer durch das Lokal. Mallory senkte seinen Kopf tief, um nicht erkannt zu werden. Die Männer verschwanden hinter dem Vorhang, durch den vorhin auch Mallory gegangen war.
»Bleiben Sie hier sitzen und warten Sie auf Serlaine«, raunte der Detective-Sergeant dem Matrosen zu. »Ich verfolge die Brüder. Wenn sie das Lokal durch eine Hintertür verlassen sollten, rufe ich später hier an und sage Bescheid, wo sie sind und wie wir uns wieder treffen können. Ich verlange den Namen Occasion am Apparat.«
»Occasion! Jawohl, Sir!«, nickte der Matrose.
Aber Mallory war bereits hinter dem Vorhang verschwunden.
Mallory hatte geglaubt, die Männer hätten bereits einen kleinen Vorsprung gewonnen, und sich deshalb beeilt, durch den Vorhang in den dahinter liegenden Gang zu kommen. Als er zwei Arme um seinen Hals spürte, war es viel zu spät, um sich noch erfolgreich zur Wehr setzen zu können.
Man schleppte ihn den Gang entlang und in den Raum, den er vorhin erst erkundet hatte. Dort saßen bereits ein Dutzend Männer, die den seltsamen Aufzug schweigend betrachteten.
»An einen Stuhl binden!«, befahl der Gangster Martley. »Bisschen flott, wenn ich bitten darf.«
Man gehorchte ihm schweigend und präzise. Verwundert sah Mallory, dass es hier anscheinend eine Gang gab, bei der fast militärische Disziplin herrschte.
Martley stellte sich vor den gefesselten Detective.
»Du spionierst uns nach, mein Kleiner«, sagt er langsam. »Warum?«
Mallory rümpfte die Nase.
»Das ist mein Hobby«, erklärte er. »Ich verfolge gern Leute, die mir wie waschechte Verbrecher Vorkommen. Vielleicht erlebe ich dabei wirklich noch was.«
Diese ernst vorgebrachte Erklärung verschlug Martley die Sprache. Erst nach gehörigem Staunen riss er Mallorys Brieftasche aus dem Jackett. Er schlug sie auf und blätterte sie durch. Nach kurzer Zeit hatte er die Ausweiskarte Mallorys gefunden: »…nebenstehend abgebildeter Mister Samuel B. Mallory als Detective-Sergeant im Dienst der State Police New York, Abteilung Peekskill…« las der Gangster nur. Dann ließ er langsam die Brieftasche sinken.
»Was
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