0094 - Alle auf einen Schlag
Polizeiaufsicht seit dem 14.9.1958. Ist zur Fahndung ausgeschrieben.«
»Das ist der einzige Mann, der mit Leberfleck unter dem linken Ohrläppchen registriert ist?«
»Nein. Wir haben noch einen, aber der sitzt seit zwei Jahren und hat lebenslänglich. Um den wird es sich bei Ihnen wohl kaum handeln, wie?«
»Könnte er ausgebrochen sein?«
»Ja. Aber dann wäre es spätestens nach vierundzwanzig Stunden auf der Karte vermerkt.«
»Okay, dann kommt wohl nur unser Rahlph in Frage. Lassen Sie die Karte draußen, ich vergleiche in ein bis zwei Stunden mal die Fotos, um sicher zu gehen.«
»Okay, Cotton.«
Ich legte den Hörer auf und sagte zu den anderen Beamten: »Ganz schwerer Junge. Drei Mal verurteilt. Er heißt Rahlph Burton. Geboren in New York.«
Boyd nickte.
»Ich dachte mir so etwas. Ein unbeschriebenes Blatt konnte der Kerl nicht sein. So sah er nicht aus.«
»Trotzdem wundert mich, dass er auf einmal in so piekfeiner Kluft herumläuft«, wandte Phil ein. »Sollte mich gar nicht wundem, wenn er in einem Cadillac angekommen wäre.«
»Stimmt«, meinte Boyd grinsend. »Könnte das der Boss sein?«
Er sah uns fragend an. Wir zuckten die Achseln. Da wir selbst noch nichts mit diesem Burton zu tun gehabt hatten, konnten wir nichts über ihn sagen. Vielleicht besaß er alle die Eigenschaften in ausreichendem Maße, die bei uns in den Staaten jemand braucht, um ein Gangsterchef werden zu können: Verschlagenheit, Brutalität höchsten Maßes, Skrupellosigkeit und das Geschick, Leute nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.
Well, wir sprachen noch eine Weile über die verschiedenen Spuren, denen man nachgegangen war. Außer bei Boyd war eigentlich nichts Rechtes dabei herausgekommen. Bei dieser Gelegenheit hörten wir zum ersten Mal von dem Auffinden der Leiche eines gewissen Roger Martins. Der Mann war Spelunkenbesitzer in der Hafengegend. Sein Lokal war als Treffpunkt lichtscheuer Kreise bekannt, sodass uns die Tatsache seiner Ermordung nicht allzu sehr wunderte. Uns war in diesem Augenblick nicht bekannt, dass Martins für das FBI arbeitete, denn die vollständige Liste aller unserer V-Leute kennt nur Mister High. Wir waren der Meinung, dass Martins Ermordung nichts mit unseren Fällen zu tun hätte.
Als wir gerade aufbrechen wollten, um zum FBI zu fahren, klingelte Hywoods Telefon. Wir warteten, bis er den Hörer wieder auflegte.
»McPhersons zweiter Kran ist in die Luft geflogen!«, röhrte Hywood. »Zum Glück saßen keine Leute drin. Aber wenn das so weitergeht, dann sind wir alle in ein paar Tagen arbeitslos, weil diese unverschämten Halunken sogar die Polizeireviere besetzt haben!«
Ich hörte seinem Toben nicht mehr zu. Mir war auf einmal ein verblüffender Gedanke gekommen…
***
Oberleutnant Serlaine hatte zivile Kleidung angelegt. Ebenfalls der Matrose, der ihnen jenen Mann in der Saitors Bar zeigen wollte, von dem man annahm, dass er der Dieb oder einer der Diebe sein musste, die den Sprengstoff aus dem Depot gestohlen hatten.
»Hallo, Mallory«, sagte Serlaine laut, als den kleinen Mann mit der großen Hakennase entdeckte. »Das ist aber ein Zufall! Was machst du denn hier?«
Mallory riss seine Augen auf, als hätte er einen Marsbewohner vor sich.
»Serlaine!«, kicherte er. »Neun Jahre habe ich für dich die Schularbeiten machen müssen, und jetzt verfolgst du mich noch immer.«
Serlaine grinste. Das war zwar nicht abgemacht, dass sie alte Schulkameraden spielen wollten, aber es war eine gute Idee.
»Mensch, das ist eine Freude. Komm, darauf müssen wir einen trinken. Darf ich dir meinen Freund Billy Wilder vorstellen?«
Der Matrose bekam einen roten Kopf, als er sich plötzlich zum Freund eines Offiziers der Militärpolizei ernannt sah.
Verlegen stotterte er: »Guten Abend, Sir.«
»Quatsch, Sir«, grinste Mallory. »Wenn du der Freund meines Freundes bist, bist du auch mein Freund. Schöner Satz, was? Ich heiße Samuel.«
»Jawohl, Sam«, sagte der Matrose stramm.
Serlaine konnte das Lachen kaum noch verbergen. Mit lauten Worten redete er auf Mallory ein, bis dieser sich geschlagen gab und einem Drink zustimmte. Auf dem Umweg über zwei kleinere Kneipen steuerten sie die Sailors Bar an. Sie war weder eine Bar noch ein gewöhnliches Lokal. Eher ein Mittelding zwischen einer Schiffskajüte und einem heimlichen Alkoholausschank. An den Wänden hingen Bilder von Seejungfrauen, die ein schlechter Maler mit noch schlechterem Geschmack gepinselt hatte.
Als sie die Bar in jener
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