0094 - Alle auf einen Schlag
hast du bisher herausgefunden, Bulle?«, fragte er leise.
Mallory zuckte die Achseln.
»Genug, um euch für ein paar Jahre die Sorge um euren Lebensunterhalt abnehmen zu können. In den Zuchthäusern gibt es Freipension.«
Martley war kalt wie ein Eisblock. Er holte aus, zielte genau und schlug seine schwere Faust mitten in Mallorys Gesicht.
»Du kommst hier nicht lebend heraus, Bluthund«, sagte er. »Dich mach ich fertig, bis du dein eigenes Spiegelbild für ein Ölgemälde in Blau und Lila hältst. Aber vorher wirst du ausspucken, was ihr wisst. Jede Kleinigkeit, so wahr ich Martley heiße. Los, fang an!«
Mallory spuckte Blut aus. Ob es versehentlich geschah oder absichtlich, war nicht zu erkennen. Jedenfalls traf es Martleys weißes Hemd und verunreinigte es durch zwei große Blutflecke.
Jetzt kam der Gangster in Wut…
***
Um Punkt acht Uhr waren die dreihundert Leute im großen Sitzungssaal des FBI-Hauptquartiers von New York versammelt. An der Stirnwand des Saales hing eine riesige Karte vom südlichen Zipfel Manhattans bis etwa zur fünfzigsten Straße. Die Hafenanlagen waren deutlich eingetragen und die Piers nummeriert.
Der Chef hatte mit dem Einsatzleiter vom Dienst eine Menge Arbeit an diesem Nachmittag bewältigt. Es waren an die zweihundert Telefongespräche geführt worden. Außerdem hatten sich einige Leute von uns auf den Weg machen müssen, um in seltsamen Verkleidungen und unter allen erdenklichen Vorwänden unsere geheimen Verbindungsleute in den Unterweltkreisen des Hafens aufsuchen müssen. Das Ergebnis bestand darin, dass wir von sechzehn Banden im Hafen ihre ungefähre Stärke, ihr Standquartier und die meisten Namen ihrer Mitglieder kannten.
In der ersten und zweiten Reihe saßen die Einsatzoffiziere der State- und City Police. Weiter hinten unsere zweihundert G-men, die alle ein wenig nervös waren. Es hatte sich herumgesprochen, was anlag, und jeder wusste, dass es kaum ohne Feuergefechte abgehen würde. Andererseits weiß jeder G-man nur zu genau, dass er nicht unsterblich oder kugelfest ist. Und wir sterben so wenig gern wie andere Leute, das dürfen Sie mir glauben.
Der Chef trat auf das Podium und stellte sich vor das aufgestellte Mikrofon.
»Meine Herren«, sagte er in seiner ruhigen Art. »Ihnen sind die beunruhigenden Vorfälle im Hafen bekannt. Was Ihnen noch nicht bekannt sein kann, sind zwei Meldungen, die erst in der letzten Stunde eingegangen sind. Auf Pier vierzehn am East River, wurde der Chef der Großspedition Harper & Brothers, Mister William Harper jr., ermordet auf gefunden. Die ganzen Tatumstände haben eine verzweifelte Ähnlichkeit mit denen im Fall Lansforth. Es dürfte außer Zweifel stehen, dass es sich auch hier wieder um die gleiche Bande handelt. Als Nummer zwei wurde der Brand eines Speichers auf Pier elf am Hudson gemeldet. Nur dem verwegenen Einsatz einiger Feuerwehrleute ist es zu danken, dass ein in der Nähe hegender Öltank nicht explodierte. Zur Stunde ist noch nicht bekannt, ob und wie viel Todesopfer dieser Brand gekostet hat. Wenn Sie sich jetzt die ganze Liste der in den letzten Tagen im Hafen verübten Verbrechen vergegenwärtigen, wird Ihnen klar werden, dass wir zu einem radikalen Eingreifen genötigt sind. Wir werden deshalb alle Banden ausheben und die Mitglieder unter allen erdenklichen Vorwänden so lange in Haft behalten, bis durch geschickt geführte Verhöre und Gegenüberstellungen genug Zeugenaussagen und Belastungen der Gangster untereinander vorhanden sind, dass wir wenigstens die Rädelsführer, Vörmänner und Haupttäter mit Aussicht auf Erfolg vor Gericht stellen können. Nun zu den Einzelheiten…«
Er machte eine kleine Pause. Im Saal herrschte Totenstille.
»Zweck des ganzen Unternehmens ist eine radikale Säuberung des Hafens. Es werden alle Leute festgenommen, die vorbestraft sind, sich nicht ausweisen können oder zu einer Gang gehören. Proteste wird es dabei natürlich hageln, aber ich glaube, wir werden den Wind in der Presse überstehen können, wenn wir dafür endgültig Ruhe und Ordnung im Hafen wiederherstellen können. Die Aktion beginnt genau um Mitternacht. Bis zu dieser Zeit müssen folgende Positionen besetzt sein…«
Der Chef griff nahm einem Zettel und teilte ein. Sämtliche sechzehn Bandenhauptquartiere wurden über einen Projektor als Foto an die Leinwand geworfen. Grundrisszeichnungen und Lagebeschreibungen ergänzten den Überblick. Mit der taktischen Sicherheit eines Generalstabsoffiziers
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