0094 - Alle auf einen Schlag
sollen, und italienische Zitronen. Geht alles über die McPhersons Export-Import-Company.«
»Handeln Sie schon immer mit McPherson?«
»Ich handle nicht. Bin ich vielleicht eine Krämerseele? Ich befördere Fracht für ihn. Habe einen Halb-Jahres-Vertrag mit ihm und stehe noch bis Ende September in seinen Diensten. Ob wir den-Vertrag verlängern, können wir beide noch nicht sagen. Hängt eben davon ab, wie sich das Geschäft und die wirtschaftliche Lage entwickeln.«
»Wie lange kennen Sie McPherson schon?«
Er schob seine Mütze nach vorn und kratzte sich im Genick.
»Tja«, sagte er nachdenklich. »Gute zwanzig Jahre, denke ich. Damals war er Vorarbeiter unter den Schauerleuten hier. Dann fing er mit seiner Export-Import-Sache an. Jetzt hat er sich ganz schön hochgearbeitet.«
»Auf Kosten der Konkurrenz?«
Der Seebär zuckte die Achseln.
»So etwas geht wohl immer auf Kosten der Konkurrenz. Im Hafen ist nur für eine bestimmte Anzahl von Leuten Platz…«
Wir stellten noch ein paar Fragen, dann verließen wir die Santa Margareta wieder. Als wir über das Fallreep zurückgingen, klangen mir die Worte des Kapitäns noch in den Ohren: »… im Hafen ist nur für eine bestimmte Anzahl von Leuten Platz…«
***
Auf der Mole stand Hywood noch mit Lievenson und Jeff Baker.
»Na?«, fragte Hywood. »Habt ihr aus dem alten Seebären etwas herausholen können?«
Ich schüttelte den Kopf.
»No. Nichts. Wie sieht es bei Ihnen aus, Hywood?«
»Auch nichts! Verdammt noch mal!«, brüllte er. »Ich möchte die Halunken in die Hände kriegen, die so eine Schweinerei inszenieren! Den Hals möchte ich ihnen umdrehen.«
Phil grinste gelassen.
»Dazu müssten Sie sie vorher erstmal haben, Captain.«
Hywood stutzte.
»Wie? Ach so. Ja. Natürlich. Richtig…«
Sein Gesicht verriet seine kleinlaute Stimmung nur allzu deutlich. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Ein normaler Mordfall hinterlässt sich in der Regel gewisse Spuren, denen man nachgehen kann. Aber wo TNT am Werk war, da ist alles wie weggepustet.
»Haben Sie schon die Arbeiter vernehmen lassen?«, fragte ich.
Hywood nickte schnaufend.
»Meine Leute sind noch dabei. Man kann von Glück sagen, dass es nicht noch mehr Tote gegeben hat. Gerade als die Sache in die Luft ging, hatten die Arbeiter ihre Frühstückspause. Da halten sich alle Mann dort vom in der Bude auf. Sie liegt so weit genug vom Kran entfernt, dass dort kein Unheil angerichtet wurde.«
Er deutete auf eine Bude, die ganz am Anfang der Mole stand. Faktisch war sie ein kleiner Anbau zu einem großen Speicher.
»Hatten denn die beiden Leute im Kran keine Frühstückspause?«
»Donnerwetter!«, brüllte Hywood. »Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht! Natürlich, das ist eine eigenartige Sache. Lievenson, kümmern Sie sich mal darum, ja?«
»Okay, Captain«, brummte der Kriminalist von der Stadtpolizei und verschwand.
Ich sah auf meine Uhr. Es war inzwischen fast Mittag geworden.
»Wir melden uns heute Nachmittag noch einmal bei Ihnen im Office, Hywood«, schlug ich vor. »Jetzt müssen wir zurück und unserem Chef erst einmal Bericht erstatten.«
»Okay. Hoffentlich habe ich heute Nachmittag schon irgendetwas in der Hand, was uns weiterhilft.«
Wir sagten, dass wir ihm die Daumen hielten, verabschiedeten uns und gingen. An der Absperrung stießen wir auf Lievenson. Wir verabschiedeten uns auch von ihm. Vorher erkundigte ich mich noch: »Wo hat denn McPherson eigentlich seine Firma?«
»Ein Stück weiter unten in der South Street. Ungefähr in der Höhe von Pier 11«, erwiderte Lievenson. »Warum? Halten Sie McPherson etwa für verdächtig?«
Ich lachte.
»Nicht so viel Fantasie, Lievenson. Im Augenblick sind alle und keiner verdächtig. Vielen Dank für die Auskunft. So long.«
Wir winkten ihm zu und drängten uns mühsam durch die Neugierigen, die immer noch hinter den Postenketten standen. Als wir meinen Jaguar erreicht hatten, brummte Phil: »Wieso willst du auf einmal so eilig zurück ins Districtgebäude? Wir hätten uns hier ruhig noch ein bisschen umsehen können!«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nicht heute!«
»Warum denn nicht? Jetzt ist die ganze Sache noch frisch, jetzt ist die Aussicht am größten, dass man irgendwo noch auf eine Spur stoßen könnte.«
»Teils, teils«, murmelte ich. »Jetzt wird man aber auch von über hundert Leuten beobachtet, nicht wahr?«
Phil merkte nicht, worauf ich hinauswollte.
»Na und?«, gab er zurück. »Was stört uns
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