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0094 - Die flammende Sonne

Titel: 0094 - Die flammende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vor ihnen stehen.
    „Wie täglich, M-sieben. Und ihr?"
    „Auch wie täglich. Dieser Teil des Schiffes gehört zu unserem Bezirk. Aber nicht mehr lange, und wir können das Schiff verlassen. Es ist unbegreiflich - das Schiff verlassen!"
    Der Arzt nickte und sah sich um, als habe er etwas gehört. Dann schüttelte er verwundert den Kopf und meinte: „Ich höre Gespenster. Seit wir vor drei Tagen den Hypersprung getan haben, ist es hier unten nicht mehr geheuer." Er blickte die langen Reihen der leeren Glassärge entlang. „Eben glaubte ich, dort hinten vor der Trennwand zur Eiskugel einen Schatten gesehen zu haben. Ich beauftragte einen Robot nachzusehen. Er kehrte nicht zurück."
    M-7 war totenblaß geworden. „Er kehrte nicht zurück? Wie soll ich das verstehen...?"
    „Wie ich es sage. Er ging durch die Kälteschleuse in den Raum, in dem die Schläfer ruhen - und kam nicht mehr zurück. Die Schleuse wurde wieder automatisch geschlossen."
    „Der Robot blieb... in der Kugel?"
    Der Arzt nickte. Er lauschte noch immer, aber hinter den Sargreihen blieb alles still. Die trübe Flüssigkeit, in der früher die vermeintlich Toten geschwommen hatten, stand unbeweglich in ihren Behältern.
    „Warum ist der Kommandant nicht unterrichtet worden?" fragte M-4 ängstlich. „Vielleicht ...?"
    Er stockte jäh, als fürchte er sich davor, seine Vermutung laut werden zu lassen.
    Der Arzt sah ihn nicht an. „Was ... vielleicht?" Aber M-4 wurde der Antwort enthoben.
    Drüben hinter der langen Reihe der Glasbehälter war ein Geräusch. Dann tauchte aus dem Halbdunkel ein Schatten auf und kam näher.
    Als er vor ihnen stand, erkannten sie ihn. Es war ein nackter Mann.
     
    *
     
    Mit dem ersten Hauch des zurückkehrenden Lebens spürte er Kälte, eisige, unvorstellbare Kälte.
    Er tauchte aus einer Nacht an die Oberfläche empor, die kein Licht gekannt hatte, eine Nacht, die ewig gewährt haben mußte und ohne jeden Morgen war. Aber nun war doch ein Morgen angebrochen.
    Er versuchte, seine Glieder zu bewegen, aber es gelang ihm nicht. Sie schienen wie von einem unsichtbaren Panzer umgeben, der eisige Kälte ausströmte. Die Füße aber waren frei. Als er mit ihnen zu tasten begann, stellte er fest, daß sie auf keinen Widerstand trafen.
    Dann setzte die Erinnerung wieder ein.
    Das Schiff der Auswanderer war gestartet und hatte den großen Flug angetreten. Doch noch vor dem ersten Hypersprung war es geschehen. Die Roboter hatten sie überwältigt und das ursprünglich geplante Unternehmen fortgesetzt. „Unternehmen Regeneration", hatte es beim Start geheißen. Die lebendigen Zeugen der Vergangenheit sollten eines Tages in fernster Zukunft wieder leben. Die Ratgeber des Imperators ahnten, wie notwendig das Reich eines Tages das frische Blut unverbrauchten Adels benötigte. Die Roboter...? Der Erwachende erschrak. Alles war schiefgegangen. Er war zu früh erwacht.
    Oder zu spät? Sein Name fiel ihm plötzlich wieder ein. Er war Alos, der Kybernetiker, verantwortlich für das Funktionieren der Roboter an Bord des großen Schiffes. Und dann hatten die Roboter ihn genauso überwältigt wie alle anderen Passagiere des Schiffes auch.
    Warum weckten sie ihn nun? Er spürte plötzlich Nässe. Das Eis schmolz an einer Stelle und wurde zu Wasser. Da merkte er, daß er nackt war.
    Mühsam nur konnte er sich jetzt bewegen, aber nur in einer Richtung. Mit den Füßen voran wand er sich aus dem winzigen Eisbehälter hinaus. Für endlose Sekunden hing er über einem Abgrund, dessen Tiefe er nicht abmessen konnte. Dann hielten ihn seine erstarrten Finger nicht mehr. Er ließ los und fiel. Er fiel keinen Meter und stürzte zu Boden.
    Gleichzeitig flammte Licht an der Decke auf. Alos schloß geblendet die Augen - Augen, die seit Jahrtausenden kein Licht mehr gesehen hatten.
    Langsam öffnete er sie wieder. Allmählich begannen die Netzhäute zu arbeiten und gaben die empfangenen Eindrücke an das Gehirn weiter. Alos begann zu sehen. Tausende und aber Tausende von Männern und Frauen lagen gestapelt in diesem Raum. Sie lagen in langen Reihen aufeinander, nur durch die Eiswände der Waben getrennt, in denen sie ruhten. So konserviert, konnten sie Jahrtausende überdauern, wenn die Temperatur konstant blieb.
    Er hatte in der dritten Reihe von unten gelegen, gerade am Mittelgang. Unter seinem Platz waren noch zwei Eisblöcke, in denen reglos und wie tot zwei Männer ruhten. Reglos...?
    Der untere bewegte sich. Die Füße streckten sich und lösten die

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