0094 - Die flammende Sonne
halbgeschmolzene Eisplatte. Sie fiel zu Boden und zersprang in tausend Stücke.
Für einen Augenblick vergaß Alos den Vorgang. Ein ziehender Schmerz wanderte durch seine Glieder, in die allmählich das Leben zurückkehrte. In den Adern kribbelte das Blut. Aber er wußte, daß der Wiederbelebungsprozeß schon seit Stunden aktiv sein mußte. Die Schmerzen waren nicht stark und daher ohne Bedeutung.
Nun bewegte sich auch der andere Arkonide. Während er die Bodenplatte mit den Füßen herausstieß, gelangte der untere bereits ins Freie, wo er von Alos in Empfang genommen wurde.
„Kommodore Ceshal ... Sie?"
Der Erwachte sah Alos aufmerksam an, als sähe er ihn zum erstenmal. Dann schüttelte er den Kopf.
„Die Robots müssen eingesehen haben, daß sie falsch handelten. Sie haben uns wieder aufgeweckt. Wahrscheinlich kommen sie ohne uns nicht zurecht."
Alos erkannte, daß der Kommandant die ganze Wahrheit noch nicht begriffen hatte. Sie würde ein Schock für ihn sein.
„Kommodore Ceshal - wie lange haben wir geschlafen? Was sagt Ihnen Ihr Gefühl?"
„Ich würde sagen: eine Stunde, wenn es danach ginge. Aber die Robots benötigten ja auch Zeit, uns in die Anlage zu bringen und zu stapeln. Außerdem..."
Er stockte jäh: Während er sprach, hatte er sich umgesehen. Hell brannte nun das Licht und beleuchtete die langen Reihen der Eingefrorenen, die sich bis zur Gewölbedecke stapelten. Es war unnötig, sie zu zählen. Mit einem Blick erkannte Ceshal, daß hier die zehn- oder zwanzigfache Menge Arkoniden ruhte, als zu Beginn der Reise auf dem Schiff gewesen war.
„Eine lange Stunde, Ceshal", murmelte Alos bitter.
„Beim Imperium!" hauchte der Kommandant. „Was ist geschehen?"
Inzwischen war es dem dritten Schläfer gelungen, sich aus seinem Eisblock zu befreien. Es war der Wissenschaftler Ekral, der sich nun aufrichtete und mit weit aufgerissenen Augen das befremdende Bild in sich aufnahm. Sein glasklarer Verstand begann sofort, exakt zu arbeiten. Allerdings war seine Stimme merkwürdig heiser, als er schließlich feststellte: „Es müssen Jahrtausende vergangen sein! Die Roboter haben genau das getan, was wir planten. Nur machten sie es so, wie es ihrer Mentalität entsprach. Ich kann mich entsinnen, daß sie mich in den Konverter stießen - dann war ich tot. Und nun - viele Generationen ruhen im Eisgrab. Wozu? Warum?"
„Wir werden es erfahren", beruhigte ihn Ceshal. „Jedenfalls haben sie nun die Weckanlage eingeschaltet. Wir müssen auf einem Planeten angekommen sein. Vielleicht ist es ihnen auch gelungen, den defekten Hyperantrieb wieder zu reparieren. War nicht auch die Funkanlage nach der Explosion ausgefallen?"
Alos nickte langsam. „Meine Erinnerung ist getrübt, und ich weiß nicht mehr genau, was geschehen ist." Er trat zur Seite, als zwei weitere Arkoniden aus ihren Eissärgen glitten und einem dritten auf die Beine halfen.
„Die Anlage muß synchron arbeiten", sagte Ceshal gepreßt. „Wir müssen zum Ausgang. Das Verlassen des Schiffes sollte in Ordnung vor sich gehen, sonst kommt es zu einer Katastrophe."
An den Erwachenden vorbei durcheilten die drei Männer den Gang und gelangten schließlich an dessen Ende. Eine mit Eiskristallen besetzte Wand bildete den Abschluß. Lediglich ein eisernes Stellrad ließ den Ausgang erahnen. Aber das Rad ließ sich nicht bewegen.
„Die Sperre!" stieß Ceshal hervor. „Natürlich, was sonst! Die Tiefkühlkammer läßt sich nur von außen öffnen. Wir werden also warten müssen, bis man uns hinausläßt."
„Wer ist man, Kommodore?" fragte Alos mit einem lauernden Unterton in seiner Stimme. „Die Robots?"
„Lange können wir aber nicht mehr warten", bemerkte Ekral und zeigte auf die überall sich bewegenden Schläfer. „Wenn sie alle jetzt erwachen..."
Die Vorstellung war grauenhaft. Wild vor Verzweiflung rüttelte Ceshal an dem Stellrad, aber es rührte sich um keinen Millimeter. Inzwischen strömte das Schmelzwasser in kleinen Bächen zum Mittelpunkt des Kugelraumers und sammelte sich dort. Aber es stieg nicht. Gurgelnd versank es in der Tiefe, aufgesogen von einem unbekannten Mechanismus, der nicht zu früh - aber auch nicht zu spät - zu geheimnisvollem Leben erwacht war.
Wenigstens würden sie nicht ertrinken.
Dreißig oder vierzig Neuerwachte drängten sich durch den Gang und umringten Kommodore Ceshal, Ekral und Alos. Andere folgten ihnen. Die Luft wurde bereits schlechter. Hell brannte das Licht von der Decke herab und erwärmte
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