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0094 - Die flammende Sonne

Titel: 0094 - Die flammende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überhaupt vorstellen, was ein Planet ist und wie er aussieht?"
    Sie waren auf dem Schiff geboren worden und hatten niemals eine andere Welt als ihr Schiff gekannt.
    Es gab Bücher an Bord, in denen von gigantischen Kugeln die Rede war, die um flammende Sonnen kreisten. Es waren natürliche Körper, keine künstlichen, und die Bewohner lebten auf, statt in der Kugel.
    Die Sonne ermöglichte das. Sie gab Wärme und Energie. „Das Leben auf einer solchen Welt muß schöner als das im Schiff sein", sagte O-1 überzeugt. „In einem der Bücher las ich sogar, daß Schiffe wie das unsrige nur dem Transport dienten, so unsinnig diese Vorstellung auch zu sein schien. Natürlich und erstrebenswert dagegen sei das Leben auf einem Planeten. Wenn wir also den Hyperantrieb einschalten, folgen wir dem Gesetz der Natur. Wir suchen uns eine Heimat, das ist alles."
    „Eine Welt ohne Lufterzeugung", sann K-1 vor sich hin. „Es ist unvorstellbar und bedrückend. Wer weiß, welche Enttäuschungen uns noch bevorstehen. Also gut, O-eins sorgen Sie dafür, daß alle entsprechenden Vorbereitungen getroffen werden. Es darf kein Risiko eingegangen werden. Der erste Sprung muß gelingen. Einen zweiten werde ich niemals zulassen."
    Das also war am 8. September 2044 gewesen.
    Zwei Tage später meldete der Erste Offizier, daß die technische Abteilung den Hyperantrieb genauestens untersucht und analysiert habe. Auch die dazugehörigen Positroniken seien aktiviert worden und einsatzbereit. Der Kommandant hatte jedoch seine Skepsis nicht verloren.
    „Nun wollen Sie die Sternenkarten, um den Sprung zu errechnen?" fragte er.
    „Ohne sie ist ein gezielter Sprung unmöglich, denn auf den Karten sind die notwendigen Daten verzeichnet. Auch unsere Position ist daraus ersichtlich."
    „Wir haben Glück", erwiderte der Kommandant, „daß es an Bord überhaupt solche Karten gibt. Ich fand sie drüben im Wandschrank. Eigentlich sollen wir ihr Vorhandensein als Beweis dafür werten, daß dem Schiff eigenmächtige Flugbewegungen erlaubt sind."
    „Dafür spricht schon allein der Antrieb", nickte O-1 triumphierend. Er trat neben den Kommandanten und beugte sich über die ausgebreiteten Karten. „Wir nehmen den nächsten Stern, um das Risiko so gering wie möglich zu halten. In gerader Richtung ... ja, nur eine geringfügige Kursänderung wäre notwendig. Wenn die Daten stimmen ..."
    „Warum sollten sie nicht?" warf der Kommandant ein. Er schien auf einmal zuversichtlicher als der Erste Offizier zu sein. „Ich habe die Lehrbücher studiert und kenne den Vorgang des Sprunges theoretisch. Wie er in der Praxis aussieht, weiß ich natürlich nicht."
    „Wir werden es erfahren", kommentierte O-1 grimmig und entschlossen. „Seitdem ich weiß, daß im Innern dieses Schiffes viele Generationen unseres Volkes im Tiefschlaf ruhen, verfolgt mich Tag und Nacht der gräßliche Alptraum, sie könnten plötzlich erwachen."
    Der Kommandant sah auf. Sein Gesicht war blaß geworden.
    „Warum sollte das geschehen, O-eins? Wir werden ihren Schlaf nicht stören, bis wir auf einem Planeten gelandet sind. Jene Vorfahren, die beim Start des Schiffes zugegen waren, kennen das Leben auf einem Planeten. Sie werden uns helfen müssen."
    Der Erste Offizier schien das unangenehme Thema abschließen zu wollen.
    „Geben Sie mir die Karten, K-eins, damit ich die Daten errechnen lassen kann. Einer der Robots hat seine Unterstützung zugesagt. Wie er behauptet, war er früher Navigationsroboter. Die besten Techniker haben in den letzten Tagen die Grundlagen des Antriebs bis in alle Einzelheiten studiert. Die umprogrammierten Roboter stehen uns mit ihren Erfahrungen zur Seite. Es kann und darf nicht fehlschlagen, Kommandant."
    „Natürlich nicht, O-eins. Was habe ich von hier aus zu tun?"
    „Ich bleibe mit Ihnen in Verbindung. Wenn alles vorbereitet ist, haben Sie nur den verkleideten Fahrthebel drüben in der Schaltwand vorzuziehen. Alles weitere besorgen die Automaten. Ich gebe Ihnen Bescheid."
    Der Kommandant sah ihm nach und setzte sich wieder. Es sah ganz so aus, als sei die lange Reise zu Ende.
    Niemand wußte, von wo das Schiff kam. Das positronische Logbuch sagte nichts darüber aus, und sonstiges Informationsmaterial gab es nicht. Als die Roboter die Herrschaft übernommen hatten, war es - soweit vorhanden - vernichtet worden. Ebenso unbekannt lagen Ziel und Sinn des Fluges im Dunkel der Zeit verborgen.
    Der Kommandant dachte an die Schläfer. Sie ruhten aufgestapelt in

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