0095 - Himmel ohne Sterne
hatten auch gleichzeitig das Gegenmittel genommen. Sobald die Luftzufuhr wieder einsetzte, würden wir erwachen. Und sie würde erst dann wieder einsetzen, wenn die Unsichtbaren verschwanden."
„Oder wenn jemand den Reaktor in Betrieb setzte?" vergewisserte sich Rhodan. Nex lächelte.
„Nein. Alle vierundzwanzig Stunden schaltet ihn ein Automat ein. Aber das half wenig. Die Unbekannten setzten ihn sofort wieder außer Betrieb. Sie scheinen jetzt ihre Versuche aufgegeben zu haben."
Rhodan klopfte im Geiste dreimal auf Holz. Zwei Sekunden später mußte er erkennen, wie wenig Aberglaube nützte. Das Licht erlosch. Im Hintergrund des Zimmers stieß Gucky einen geflüsterten Fluch aus. Dann, wenig später, flammte das Licht wieder auf. Gucky kehrte zurück. Ohne auf die verblüfften Gesichter der beiden Barkoniden zu achten, sagte er: „Sie versuchen es immer wieder. Kann man den Knopf nicht so befestigen, daß er hält?"
„Dann würden sie den Reaktor anders lahmlegen, Kleiner. Vielleicht derart, daß wir ihn nicht mehr reparieren können."
„Wenn sie kommen, erleben sie ihr blaues Wunder", prophezeite Gucky wütend. „Das mit dem Knopf machen sie mit Fernkontrolle, denn ich kann ihre Gedankenimpulse nicht spüren. Befestigen wir den Knopf, müssen sie selbst her - und wir bereiten ihnen einen heißen Empfang."
Das klang einleuchtend. Vielleicht saßen die Unsichtbaren nur auf der Oberfläche und steuerten den Angriff von dort. Aber wie sollte man den Knopf ...?
„Klar! Wir werden den Knopf verschweißen", rief Regoon aus. „Haben wir nicht Energiestrahler genug hier?"
Nachdem der Entschluß gefaßt war, beruhigte sich Gucky. Er verkündete mit der Miene eines großen Entdeckers: „Die beiden Schlafmützen sind aufgewacht, Perry. Soll ich sie aus dem Bett werfen?"
*
Rhodan, Sengu, Gucky und die vier Barkoniden näherten sich vorsichtig der Zentrale. Sie trugen jetzt alle Waffen. Rhodan hatte seinen leichten Strahler mit einer schweren Energiepistole der Barkoniden vertauscht. Als das Licht erlosch, schaltete Gucky mit unterdrückter Wut den Reaktor wieder ein. Regoon eilte hinter ihm her und stand bald darauf zusammen mit dem Mausbiber neben der Halbkugel.
Er richtete seine Waffe gegen den eingedrückten grünen Knopf. Der feine Strahl purer Energie traf die Ränder und schmolz sie ab. Die zähe Masse bildete, als sie schnell erkaltete, ein unüberwindliches Hindernis für den Knopf. Er konnte nun nicht mehr herausspringen, mochte der rote Stoppknopf auch noch so oft eingedrückt werden.
Rhodan versuchte es. Er preßte den Daumen mit aller Gewalt gegen den roten Knopf. Er versank zwar im Sockel, aber der grüne Kopf blieb. Der Reaktor lief weiter. Das Licht erlosch nicht.
Nex nickte befriedigt. „Nun bin ich gespannt, was sie tun werden."
Rhodan deutete auf den Mausbiber, der zurückgetreten war.
„Er wird uns sagen, wenn sie kommen. Er spürt sie."
Nex fragte nicht weiter, wieso Gucky die Unsichtbaren spüre, sondern machte seine Waffe schußbereit.
Sie zogen sich von der Reaktor-Kontrolle zurück und verteilten sich. Sie alle wußten, worum es ging.
Rhodan hatte ihnen eingehend den Plan erklärt. Was auf der Oberfläche drei gebündelte Energiestrahlen fertiggebracht hatten, mußten sieben stärkere Strahlen erst recht möglich machen.
Sie warteten schweigend.
Niemand wußte, ob die Unsichtbaren sie sehen konnten. Vielleicht hatten sie keine normalen Sehorgane, sondern ertasteten sich nur ihre Wege. Niemand konnte es wissen.
Gucky hob die Hand und gab das Zeichen, daß er etwas kommen fühlte. Rhodan überlegte sich, wie die Unsichtbaren Zutritt zur Unterwelt gefunden hatten und wie sie sich fortbewegten. Konnten sie feste Materie durchdringen?
„Sie kommen!" flüsterte Gucky und starrte verbissen auf die Halbkugel, die das Ziel der Unsichtbaren sein mußte. Wenn sie nicht direkt in den Reaktor wollten. Aber das war nicht anzunehmen, da sie sich ja gegen Energiestrahlen als nicht immun erwiesen hatten.
Guckys Kopf drehte sich langsam. Seine Augen waren auf etwas gerichtet, das die anderen nicht sehen konnten. Aber wenn sie auch keine Telepathen wie der Mausbiber waren, so spürten sie doch den Druck im Gehirn. Und Gucky sah genau in die Richtung, aus der dieser Druck kam.
Jetzt sah Gucky auf die Halbkugel. Aber er feuerte noch nicht. Der rote Knopf sank ein. Eine unsichtbare Hand drückte ihn in den Sockel. Aber der grüne Knopf blieb, wo er war. Das Licht brannte weiter.
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