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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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wie sie selbst, den blutigen Angriff der Fremden in stocksteifer Haltung abgewartet. Sein Entsetzen schien sogar noch größer zu sein als das ihre. Der Millionärssohn hatte die Augen geschlossen, so, als ob er das Furchtbare nicht mit ansehen könne.
    Ungewöhnliches geschah…
    Vor Edgar Birch begann plötzlich die Luft zu flimmern. Lichtwirbel erschienen aus dem Nichts, formten sich tanzend zu einer strahlenden Wolke, Zusehends verdichtete sich die Wolke. Die Konturen einer Gestalt bildeten sich heran, die Konturen, einer makabren, grauenhaften Schreckensgestalt.
    Ein Knochengerüst wurde sichtbar, riesengroß, einen normalen Menschen mindestens um zwei Köpfe überragend. Ein gewaltiger Totenkopf mit drei Augenhöhlen thronte über den fleischlosen Schulterblättern. Flammen schossen aus den drei Augenhöhlen, tauchten die ganze Gestalt in grünliches, phosphoreszierendes Licht.
    Verschwommen war sie noch, diese Schauergestalt, die einer überreizten Phantasie zu entstammen schien. Von Augenblick zu Augenblick aber traten die Konturen deutlicher hervor. Die beiden Asiaten mit den mörderischen Messern stießen schrille Schreie aus.
    »Yama« oder so ähnlich, glaubte Nicole zu verstehen.
    Der eine der Exoten sprang Edgar Birch an wie ein Tiger. Sein, Messer wirbelte, zielte nach dem Kopf des Millionärssohns.
    Unwillkürlich machte Nicole die Augen zu. Der dumpfe Schlag, der an ihr Ohr drang, ging ihr durch und durch.
    Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass Edgar Birch taumelnd zusammenbrach. Sein Kopf, sein Gesicht bluteten jedoch nicht. Offenbar hatte der Asiat nur mit der Breitseite seines Mordwerkzeugs zugeschlagen.
    Die fürchterliche Knochengestalt war verschwunden, als habe es sie nie gegeben.
    Nicole bekam keine Gelegenheit mehr, sich darüber Gedanken zu machen.
    Der zweite Asiate drang auf sie ein, ließ seinen Arm hochfliegen. Nicole verspürte einen dumpfen Schmerz am Hinterkopf. Sie hatte die Empfindung, dass ihr der Schädel zerspringen würde. Dann wurde ihr schwarz vor Augen und sie fiel in einen bodenlosen Abgrund.
    ***
    »Achtzehn Uhr!«, sagte Professor Zamorra und ließ den Hemdsärmel wieder über seine Uhr gleiten. »Schluss jetzt mit der verdammten Warterei!«
    Bill Fleming stemmte sich, aus seinem Clubsessel hoch und angelte nach seinem Jackett.
    »Ja«, sagte er, »die Frist, die wir uns gesetzt haben, ist abgelaufen. Aber wenn du mich fragst - es liegt nach wie vor kein Grund, zur Besorgnis vor. Wer weiß - vielleicht gehen Nicole und der Junge gerade eng umschlungen durch den Latourette-Park und plaudern über die Kunst des Hellsehens.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Erstens würde Nicole nie so weit gehen, irgend jemanden eng zu umschlingen…«
    »Es sei denn, dieser jemand heißt Zamorra«, warf der Kulturhistoriker lächelnd ein.
    »… und zweitens bin ich zwar kein Hellseher, aber auf meinen sechsten Sinn kann ich mich meistens verlassen. Und der sagt mir, dass wir eine böse Überraschung erleben werden.«
    »Gehen wir also«, sagte Bill achselzuckend.
    Mit dem Lift fuhren sie hinunter in die Tiefgarage des Wohnturms und stiegen in Bills Impala. Bill steuerte den Wagen hinaus in das Verkehrsgewühl Manhattans.
    Zäh und schleppend quälten sie sich durch die rettungslos verstopften Straßen. Rush-hour in Manhattan - der Alptraum eines jeden Autofahrers. Zamorra war von Paris her einiges gewohnt. Aber dieses Geschiebe und Gewürge hier wurde höchstens noch von den chaotischen Verhältnissen in Tokio übertroffen.
    Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sie den Brooklyn Battery Tunnel erreicht hatten und nach Brooklyn hinüberfahren konnten. Dann ging es etwas schneller. Der Expressway, der über die Verrazano Narrows Bridge nach Richmond führte, gestattete ein halbwegs flüssiges Fortkommen.
    Die Dämmerung war bereits angebrochen, als sie endlich auf dem Gelände des Richmond Country Clubs ankamen.
    Ihnen wurde sofort klar, dass etwas passiert sein musste. Die roten Signallampen mehrerer Polizei wagen waren wie ein prophetisches Fanal.
    »Verdammt«, sagte der Professor auf dem Beifahrersitz und knirschte mit den Zähnen. »Ich habe es geahnt!«
    »Will überhaupt nichts besagen«, murmelte Fleming. »Die Anwesenheit der Cops kann, viele Gründe haben.« Aber trotz dieser Worte hatte sich die Unruhe jetzt auch in ihm breitgemacht.
    Bill war kein Mitglied des Country Clubs, kannte sich aber auf dem Gelände aus, da er schon mehrmals mit Freunden hier gewesen war. Er

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