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0095 - Yama, der Totengott

0095 - Yama, der Totengott

Titel: 0095 - Yama, der Totengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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›Gotham‹ nicht aus, hatten aber dennoch keine großen Schwierigkeiten, den Aufgang zu den Gästezimmern zu finden. Die Räume 153 bis 157 lagen im ersten Stockwerk. Nebeneinander, wie sie feststellten, als sie davor standen.
    »Meinst du wirklich, die sind da?«, fragte Bill flüsternd. »Wenn ich zwei Leute ermordet und zwei andere entführt hätte, wäre ich schon weit, weit weg.«
    »Wir werden sehen«, sagte der Professor abermals.
    Der Flur, in dem die Zimmer der Tibeter lagen, war menschenleer. Die meisten Gäste befanden sich um diese Zeit entweder bereits im Bett oder hatten eines der zahlreichen Vergnügungslokale aufgesucht, die der unweit gelegene Theaterbezirk Manhattans zu bieten hatte. Immerhin war es bereits kurz vor Mitternacht.
    Zamorra legte das Ohr an die Tür von Zimmer 157.
    »Und?«, forschte Bill.
    »Nichts«, antwortete der Professor und richtete sich wieder auf, »Will natürlich nicht viel besagen. Manche Leute können sehr leise sein.«
    Er machte die Hörprobe an der nächsten Tür. Das Ergebnis war dasselbe. Zimmer 153 aber bereitete den Enttäuschungen ein Ende.
    »Da ist jemand drin!«, flüsterte der Professor. »Und dieser jemand gibt sich nicht einmal Mühe, nicht gehört zu werden.«
    Der Historiker schob das Kinn vor. »Worauf warten wir noch?«
    Zamorra betrachtete das Schlüsselloch. »Sieht so aus, als ob der Schlüssel von innen steckt. Vermutlich abgeschlossen.«
    »Na und?« Bill winkelte den rechten Fuß an. »Ein saftiger Tritt und die Tür fliegt auf der anderen Seite des Zimmers aus dem Fenster.«
    Unwillkürlich musste Zamorra lächeln. »Ziemlich gewalttätige Worte für einen stillen Gelehrten, die du da von dir gibst.«
    »Es geht um Nicole, Zamorra!«, sagte Fleming leise, aber dennoch bestimmt.
    Der Professor nickte. »Trotzdem wollen wir keinem Unrecht tun. Wir vermuten zwar, es hier mit Gewalttätern zu tun zu haben, wissen es aber nicht hundertprozentig. Versuchen wir es also zuerst wie zivilisierte Menschen. Mit anklopfen.«
    »Und wer sind wir?«
    »Wie wäre es mit Etagenkellner?«
    Bill klopfte gegen die Tür.
    Sekundenlang tat sich, nichts. Dann kam eine zögernde, fragende Stimme. »Bitte, was?«
    »Hier ist der Etagenkellner«, sagte Bill. »Ich möchte Ihre Frühstücksbestellung aufnehmen.«
    »Was wollen Sie, bitte?« Der Mann im Zimmer sprach stark akzentuiert, verstand wahrscheinlich nicht so ganz, was Bill von ihm wollte.
    »Frühstück! Morgen früh! Was wollen? Kellner muss wissen!«
    Dieses Primitivstakkato erfüllte seinen Zweck. Die Tür wurde geöffnet. Ein junger Mann erschien im Türrahmen. Bis auf ein einfaches Hüfttuch war er nackt Das Licht der Zimmerlampe spielte auf seiner braunen Haut.
    Wenn Professor Zamorra einmal ein Gesicht gesehen hatte, dann vergaß er es so leicht nicht wieder. Sofort wusste er, dass er diesen Mann nicht zum erstenmal sah. Es hätte gar nicht des dünnen, nach unten gezogenen Bartes bedurft, um ihn zweifelsfrei wiederzuerkennen: dies war der Mann, den er gestern am Steuer des Jaguar in der Wildwood Lane gesehen hatte Offenbär erkannte ihn der Tibeter ebenfalls. Seine Augen weiteten sich. Er machte einen athletischen Sprung rückwärts und versuchte, die Tür wieder zuzuschlagen.
    Gefühlsmäßig war das der letzte Beweis für den Professor. Dieser Mann hatte etwas zu verbergen, da gab es gar keinen Zweifel. Und was er zu verbergen hatte…
    Blitzschnell streckte Zamorra den Fuß vor - und stoppte die zufallende Tür. Bill Fleming blieb nicht untätig. Wuchtig stemmte er sich gegen die Tür, so dass sie wieder aufflog.
    Beide Männer sprangen ins Innere des Hotelzimmers. Zamorra hatte dabei seinen Revolver herausgerissen und entsichert. Seine Blicke huschten durch den Raum, nahmen alle wichtigen Details sofort in sich auf.
    Er war sich ziemlich sicher, dass sich außer dem Mann mit dem Hüfttuch niemand im Zimmer befand. Aber da gab es noch zwei Türen. Badezimmer und WC?
    Der Tibeter war zurückgewichen, lehnte sich gegen eine Wand. Sein Gesicht war ausdruckslos. Nur in seinen nachtdunklen Augen funkelte es. Er machte keine Anstalten, irgend etwas zu unternehmen.
    »Bill, sieh doch mal nach, wohin diese beiden Türen da führen«, sagte der Professor, ohne den Asiaten aus den Augen zu lassen. Sein Revolver war schussbereit.
    Fleming schloss die Flurtür und ging dann auf die erste der beiden anderen Türen zu. Er öffnete sie, verschwand für ein paar Augenblicke, kam wieder zum Vorschein.
    »Dusche und

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